„Hah? Du willst bei uns mitmachen?"
Kalt und abweisend klang seine Stimme, sobald er mich von oben herab ansah. Auch wenn er körperlich nicht allzu viel größer war wie ich, so fühlte ich mich doch sehr viel kleiner. Zwischen ihnen und dann diese Augen. Es war mir unangenehm und doch wollte ich nicht fliehen. Ich hatte sie gefragt, sogar ganz höflich und wollte nicht gehen.
„Du bist ein Mädchen... die wollen wir nicht bei uns haben", zischte ein weitere Junge, ehe er die Hände verschränken tat.
Mir war bewusst, dass ich ein Mädchen war, aber ich wollte trotzdem mitmachen. Es hatte mich nun einmal fasziniert, wie sie dort frei auf dem Platz gespielt hatten. Und genau aus dem Grund hatte ich all meinen Mut zusammengenommen und sie angesprochen. Völlig fremde Kinder, die ich bisher noch nie getroffen hatte und doch wirkten sie nun anders. Niemals hätte ich mit solch einer Kälte gerechnet, die mich am ganzen Körper zittern ließ. Manchen Menschen konnten durchaus furchterregend sein. Vor allem Jungs, so wie ich es gerade erfuhr, denn sie schienen Mädchen nicht zu mögen.
„Aber ich..."
„Nichts aber... Mädchen können bei uns nicht mitmachen. Immerhin spielen wir etwas, was ihr nicht spielen sollt."
„Wer sagt das?", brach es aus mir heraus, wobei es ziemlich ungeplant gewesen war.
„Wir sagen das. Das geht einfach nicht. Geh und spiele mit deinen Puppen oder sonst was. Aber verschwinde."
„Das finde ich ziemlich ungerecht, das ihr bestimmen wollt, was man spielen soll oder nicht. Ich denke nämlich, dass ich sehr gut mit euch mithalten kann."
Lautes Gelächter durchbrach die Stille und all die Wesen in unserer Nähe wurden auf uns aufmerksam. Doch es war nur von kurzer Dauer, ehe wir wieder nur Luft für sie waren. Hier in Moskau sagte man, dass sie für unseren Schutz sorgten und gleichzeitig gab es keinen anderen Ort für uns.
Vampire nannte man sie, die nun über dieses Reich regierten und von ihnen gab es eine Menge. Man konnte sie sehr gut von uns unterscheiden, denn ihr Aussehen war sehr auffällig. Die roten Augen, die spitzen Ohren. Schon von klein auf lernte man den Unterschied kennen und wusste was sie uns antun konnten. Deshalb war es besser sich nicht mit ihnen anzulegen, wenn man es nicht unbedingt darauf ansetzte. Aber trotz all dem, obwohl sie so tödlich waren, so konnten wir uns frei bewegen. Unser Leben wurde nicht wirklich von ihnen beeinträchtigt. Im Gegenteil, es wurde auf einer gewissen Weise sogar bereichert, denn immerhin hatten wir einen Platz den wir als unser zu Hause bezeichnen konnten.
„Du sagst also, dass du mit uns mithalten kannst, ja?"
Stumm nickte ich. Ich war davon überzeugt und ließ es nicht auf mich sitzen, dass ich als schwach und ungeeignet bezeichnet wurde. Denn das war niemand. Jeder besaß eine Rolle im Leben.
Die Jungs, welche im gleichen Alter wie ich zu sein schienen und somit ebenfalls Kinder waren, tauschten sich einige Blicke aus.
„Weißt du... wenn man bei uns in die Gruppe will, dann muss man ein Aufnahmeritual machen."
Fieses Grinsen konnte ich auf ihren Gesichtern erkennen, ehe ich heftig schlucken musste. Etwas sagte mir, dass das nichts Gutes verhieß und doch wollte ich nicht klein beigeben. Zu groß war der stolz.
„W-Was ist es?"
„Es ist eine Mutprobe, eine Aufgabe, die wir machen müssen."
„Und die habt ihr alle machen müssen, um dazugehören zu können?"
„Aber sicher doch. Jeder musste das machen, stimmt es?" Jeder nickte dem vermeidlichen Anführer zu.
Wenn dem so war, wollte ich es auch tun, denn ich wollte dazugehören: „Dann mach ich sie auch."
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Mutprobe
FanfictionIm Leben muss man sich immer beweisen. Zu jeder Zeit und überall. Doch manchmal bleibt es nicht dabei und man lernt sogar eine Lektion fürs Leben. Manchmal wird einem etwas mitgegeben und man fängt an Dinge anders zu betrachten, wie sie vorher einem...