Let it snow

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An diesem Morgen hieß es nicht aufstehen bei Sonnenstrahlen sondern bei Dunkelheit, schwarzer kalter Dunkelheit. Es war der 1. Januar 2017 und es war das erste Mal, dass ich Silvester nicht mit Feuerwerk und Raclette gefeiert hatte. Um genau zu sein, war es noch nichtmal richtig morgens. Es war 3 Uhr nachts und trotz meines geschlossenen Fensters konnte man noch ab und zu ein paar Silvesterknaller und Raketen von draußen hören. Mein Wecker, den ich für Punkt 3 Uhr morgens bzw. nachts gestellt hatte, lag, da ich ihn in der Dunkelheit von meinem Nachtisch geworfen hatte, nun neben meinem Bett auf dem Boden, was dazu führte, dass ich das Licht anmachen musste um das nervende Ding auszuschalten und nun war ich wach. Ich war noch nie ein Morgenmensch gewesen, besonders in den Ferien war es für mich normal den halben Tag zu verschlafen. Ich fragte mich immer noch, wie man darauf kommen konnte in der Silvesternacht in den Urlaub zu fahren, aber ich freute mich trotzdem endlich mal wieder in den Urlaub zu fahren und dann auch noch in den Schnee. Seit Tagen waren alle meine Freunde schon im Skiurlaub und jetzt war es für mich auch endlich soweit. Das letzte mal, dass ich Schnee gesehen hatte war 6 Jahre her, noch vor dem Unfall. Ich liebte den Schnee schon seit ich ein kleines Kind war jedoch ist in den letzten Jahren keine einzige Schneeflocke hier in Düsseldorf gelandet. Aber nun war es endlich soweit, es ging zwei komplette Wochen nach Österreich in ein Chalet. Zwar mussten wir die letzten Jahre dafür auf ein paar Urlaube verzichten aber es würde sich lohnen.

Gerade als ich dabei war mein Handy zu checken und meinen Freunden ein frohes neues Jahr zu wünschen kam mein kleiner Bruder, der leider gar nicht mehr so klein war, zu mir ins Zimmer ,, Steh auf ! Wir fahren in 15 Minuten los ! " rief er. ,,Ja ich bin doch eigentlich schon fast fertig. Ich putze nur noch schnell meine Zähne und packe den Rest in den Koffer " erklärte ich ihm während ich meine weißen Kuschel-Socken anzog und ins Badezimmer stolperte.
Nachdem ich meine Zähne geputzt hatte, machte ich mir einen neuen Dutt, packte meine restlichen Sachen in den hellblauen Koffer und ging die Treppe hinunter. Runter war es nicht so schwer den Koffer zu tragen, jedoch hatte mein schlauer Bruder Liam anscheinend Probleme damit, sodass ich ihm helfen musste. Frühstücken würden wir auf dem Weg und im Auto würde ich auf jeden Fall erstmal schlafen. Meinen Schlafanzug, der aus langer Hose und Langarmshirt bestand, hatte ich sowieso angelassen.

Unten ging ich an den Koffern, die im Flur standen vorbei und traf in der Küche auf meinen Vater, der gerade dabei war einen Kaffee zu trinken. ,,Habt ihr die Koffer schon runter gebracht ? " fragte er. ,,Ja, haben wir. Wie lange müssen wir ungefähr fahren ?" fragte ich. ,, Das Navi habe ich gerade schon eingestellt und nach der berechneten Route werden wir ca 10 Stunden unterwegs sein. Ich bringe jetzt die Koffer ins Auto und dann können wir los. Holst du bitte noch Liam ? " , ,,Ja klar mach ich. Wir kommen gleich raus ". Seit dem Unfall hatte mein Vater sich verändert. Er kam kraftlos und gebrochen rüber. Seitdem probierten wir Beide, Liam und ich, ihm zu helfen wo wir konnten, selbst wenn es nur aufräumen oder kochen war.
Da ich zu faul war die Treppe nochmal hoch zu gehen, rief ich einfach durchs ganze Treppenhaus ,,Liaaammmmm komm wir fahren jetzt los !" Kurz danach kam er dann auch schon die Treppe runter und stürmte an mir vorbei nach draußen. Wenn sich Jemand noch mehr auf den Ski-Urlaub freute, als ich war es eindeutig mein Bruder. Ich trottet ihm hinterher und schloss die Haustür hinter mir ab.

Vorne im Auto, am Lenkrad, saß dad und neben ihm Liam, der unbedingt vorne sitzen wollte, typisch. Aber es war mir recht, denn so saß ich alleine hinten und hatte genug Platz.
Aufgrund der langsamen Heizung war es noch relativ kalt im Auto, weshalb ich meine rote Decke, welche ich mit ins Auto genommen hatte, noch enger an meinen Körper heran zog. Ich war immer noch müde, weswegen ich auch nach kurzer Zeit einschlief.

Nach ca drei Stunden wachte ich auf und schaute auf die Uhr vorne am Armaturenbrett. 6:30 Uhr. Ich schaute aus dem Fenster und sah das Schild einer Raststätte aufleuchten. Sonst konnte man nichts außer Dunkelheit sehen. Um diese Jahreszeit ging die Sonne immer erst sehr spät auf und früh wieder unter, weshalb wir die letzten Wochen vor den Ferien immer im Dunkeln zur Schule und nach Hause gegangen sind, weil der Unterricht teilweise bis nach 16 Uhr ging, was echt zum kotzen gewesen ist.

Wir bogen links ab und fuhren auf einen Parkplatz direkt neben der Raststätte. Liam musste auf die Toilette und ich wollte mir auch mal meine Beine vertreten nach dieser langen Sitzerrei. Wir stiegen also alle aus und betraten die Raststätte. Innen drin war es komplett leer. Konnte ich verstehen. Wir waren anscheinend die einzigsten, die an Neujahr schon so früh unterwegs waren. Ich dachte darüber nach was meine Freundinnen bzw. meine beste Freundin Tracey gerade machte. Eigentlich waren wir auf einer kleinen House Party bei Schulfreunden eingeladen, aber ich war die einzigste die absagen musste. Aber es war ok, also ich war jetzt nicht mega traurig nicht hingegangen zu sein.
Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen als mein Vater mich fragte ob ich etwas aus der Raststätte haben wollte. Eine heiße Schokolade wäre jetzt schon nicht schlecht, dachte ich, aber ich verneinte seine Frage da ich mir sicher war, dass mir danach im Auto schlecht werden würde wie immer.
Ich sah Liam auf die Toilette gehen und dad zum Kaffeeautomaten. Ich nahm es ihm nicht übel, dass er jedes Mal wenn wir längere Strecken mit dem Auto fuhren immer noch tonnenweise Kaffee trank. Man merkte, dass er zwischendurch noch zitterte vor Nervosität, doch mit den Jahren wurde es weniger. Am Anfang hatte ich auch noch Angst ins Auto zu steigen, doch ich hatte mich daran gewöhnt und mir immer gesagt, dass mum es nicht wollte, dass wir für immer Angst vor Autos hatten.

Ich war unschlüssig was ich machen sollte, also ging ich einfach auf die Toilette, konnte ja nicht schaden.
Als ich in den Spiegel schaute, sah ich meine wuscheligen braunen Haare, die eigentlich mal in einem Dutt waren und meine Augenringe, die nicht wirklich vorteilhaft für mein Aussehen waren. Generell betonte mein schlabriger Schlafanzug, den ich immer noch trug nicht wirklich meine Figur, die eigentlich normal war bis hin zu dünn, jedoch war ich grad mal 1,62 m groß.

Als ich zurück in die Eingangshalle ging war mein Vater gerade dabei zu telefonieren. Er machte ein besorgtes Gesicht. Liam stand daneben und schaute ihn fragend an. Ich ging zu den beiden hin und schnappte gerade noch die letzten Worte den Gespräches auf ,, Ja klar es wird schon alles gut gehen, sie werden sicher nett sein. Und Vanessa wünsche ich eine gute Besserung. Hab dich auch lieb, bis in zwei Wochen, Schatz."
Als dad unsere fragenden Gesichter bemerkte, sagte er ,, Es gibt leider eine kleine Planänderung. Kate und Vanessa können doch nicht mitkommen. Vanessa hat die Nacht einen Böller vors Bein bekommen und liegt jetzt im Krankenhaus."
Kate war die neue Freundin meines Vaters. Er kannte sie seit ca 2 Monaten und es war die erste Frau mit der er nach mum zusammen war. Kate hatte noch eine Tochter in meinem Alter namens Vanessa. Ich hatte beide noch nie gesehen, da mein Vater und Kate es besser fanden, wenn wir uns in dem Ski-Urlaub, der gleichzeitig ein Patchwork-Familien-Urlaub werden sollte, kennenlernten. Aber nach dem neusten Stand würden wir nun wohl ohne sie fahren.
Ich wusste nicht ob ich mich freuen sollte oder traurig sein sollte. Eigentlich war es mir gleichgültig. Ich würde beide sowieso früher oder später noch kennenlernen, denn so wie es aussah meinte mein Vater es mit Kate ernst. Ich jedoch wusste schon, dass sie niemals, egal wie sehr ich sie mögen würde, den Platz meiner Mutter einnehmen könnte. Aber ich gönnte meinem Vater sein Glück endlich Jemand neues gefunden zu haben. Seitdem war er glücklicher und ich wollte, dass er auch so blieb.
,, Geht es Vanessa denn sehr schlecht? " fragte ich. ,, Nein es geht ihr schon besser, aber es reicht nicht aus fürs Ski fahren" ,, Also werden wir das ganze Chalet für uns haben ?" War ja klar das Liam nur daran denken konnte. ,, Nein, werden wir nicht Liam. Kate hat Bekannte, die ihren Platz einnehmen werden. Es ist auch ein Alleinerziehender Vater mit zwei Söhnen. Einer ist 14 Jahre alt, wie du Liam und einer ist ...

Don't you dare calling me babeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt