Das Weihnachtskonzert

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„Ich bin so aufgeregt!“

„Du schaffst das schon, Monja.“

„Aber ich hab so Angst!“

„Ach komm schon. Jetzt hör doch einmal auf zu jammern. Ich weiß, dass du das hinkriegst und wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter.“

„Ja, du hast ja Recht…aber was, wenn er mich schlecht findet?“

 „Oh Mann, seit zwei Monaten interessiert dich nur noch was Ben denkt.“ Celine, meine beste Freundin, rollt genervt mit den Augen, was mich ein bisschen verletzt.

,,Natürlich interessiert es mich!“, schließlich bin ich total in ihn verliebt, füge ich in Gedanken hinzu.

Wir nähern uns der Aula, wo in zwei Stunden das Weihnachtskonzert unserer Schule stattfinden wird und in mir drin tobt ein Tornado der Aufregung. Celine öffnet die Tür und wir betreten den Saal. Ein paar Schüler sitzen in den hinteren Reihen und auf der weihnachtlich geschmückten Bühne probt gerade die Schulband. Wir setzten uns in die Mitte und lauschen ein bisschen.

„Die sind echt gut.“, raunt Celine mir nach einer Weile zu.

„Hmmm.“, antworte ich abwesend, ich bin total in Gedanken, in meiner eigenen, verrückten Welt. Hier werden normalerweise Träume wahr und seit einiger Zeit spielt natürlich Ben hier die Hauptrolle, doch jetzt dreht sich alles um das Konzert. Noch zwei Stunden, dann werde ich auf dieser Bühne sein und ein megaschwieriges Stück am Klavier vorspielen. Und alle werden es hören. Alle. Und vor allem Ben…das macht mir am meisten Angst.

Klar, ich hab das Stück zu Hause gefühlte tausendmal geübt, aber wenn ich dann auf der Bühne sitzen werde und weiß, dass alle mich anstarren und ihre Ohren mit großen Erwartungen spitzen, dann werden meine Hände vor lauter Aufregung sowas von zittern und ich erwische die Tasten nicht richtig.

Ich meine, was ist, wenn ich mich total blamiere, dann werden alle mich damit aufziehen und dann wird Ben schon einmal aus Prinzip nicht mehr mit mir reden. Dabei ist das alles was ich will, mit ihm reden und zwar ganz viel und dann vielleicht noch mehr als reden…

Ich weiß gar nicht warum ich damals eingewilligt habe, als mein Musiklehrer mich fragte ob ich nicht beim Weihnachtskonzert etwas vorspielen wolle. Vielleicht habe ich deswegen ja gesagt, weil ich damals so von dem Stück begeistert war und dachte, dass ich es bis Weihnachten unter allen Umständen perfekt spielen könnte.

Aber ich bin einfach nicht für die Bühne gemacht. Das sollte ich spätestens seit diesem peinlichen Auftritt bei der Muttertagsfeier wissen, bei der ich gestolpert und fast von der Bühne gefallen bin…aber keine weiteren Details dazu.

Ich wünschte ich könnte so sein wie diese tolle Sängerin der Schulband. Die kann sich gut präsentieren, superschön singen und obendrein auch noch toll Gitarre spielen. Ich habe schon mindestens dreimal begonnen Gitarre zu spielen, aber jedes Mal habe ich nach spätestens einem Monat wieder aufgehört, weil mir das ganze Greifen und Zupfen zu kompliziert ist.

Was ich aber am meisten an ihr bewundere ist, dass sie nicht so verdammt schüchtern ist. Sie stellt sich einfach auf die Bühne, singt und jeder ist begeistert. Da ist kein Hinweis auf Nervosität zu sehen.

„Hallo? Erde an Monja. Du bist dran zum Soundcheck.“

Oh, na dann mal los. Mit weichen Knien steige ich die Stufen zur Bühne hinauf und versuche noch mir gut zuzureden. Ach, wenn ich nur gewusst hätte worauf ich mich da einlasse.

Die Probe verläuft echt scheiße. Es ist einfach der blanke Horror, denn ich verspiele mich ständig, weil ich so überhaupt nicht bei der Sache bin. Und als ob ich nicht sowieso schon am liebsten vor Scham im Boden versinken würde, höre ich auch noch ein Kichern aus den hinteren Reihen. Na toll.

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