Kapitel 1

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Gedankenverloren laufe ich durch unser Küstendörfchen. Es regnet in Strömen, und kaum habe ich die Party früh morgens verlassen, bin ich vollkommen durchtränkt. Mit aller Macht versuche ich meine Handtasche vor dem Regen zu schützen, und presse sie bei jedem Schritt dichter an mich. Genervt beschleunige ich meine Schritte, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Ich laufe rechts in eine kleines schummriges Gässchen hinein, als ich es sehe. Es blendet mich so stark, dass ich kurz ind die Anhst verfalle nie wieder etwas sehen zu können. Blinzelnd taumle ich nach hinten, verliere das Gleichgewicht und lande voll in einer Pfütze. Meine Handtasche und der ganze Inhalt liegen verstreut um mich herum, während ich nur noch schwarz sehe. Verwirrt reibe ich mir in den Augen, und als ich sie dann öffne, sehe ich Gold.

"Ha, es lebt noch.", ruft jemand triumphierend, und erst als sich dieser jemand von mir entfernt, sehe ich mehr als nur das Gold seiner Augen. Ich sehe einen blasses kantiges Gesicht, dass viel zu abgemagert aussieht. Die Lippen inmitten des Dreitagebarts zucken grinsend, als er sagt: "Sie ist hübsch. Könnte fast eine von uns sein."

Ich bin viel zu verwirrt, um weiter über diese Worte nachdenken zu können, denn gerade ertönt hinter diesem kantigen Gesicht eine weitere tiefe Stimme: "Schön für sie, jetzt komm endlich Hunter."

"Sie hat diese Augen. Schon merkwürdig, oder?!", mustert dieser Hunter mich einfach weiter.

"Nein. Komm jetzt.", knurrt die tiefe Stimme.

"Brian, jetzt schau sie dir doch mal an.", tritt der Junge mit dem kantigen Gesicht zurück. Doch bevor dieser Brian auch nur auf mich zukommen kann, rapple ich mich auf, raufe meine Sachen zusammen, und stolpere verwirrt nach vorne.

"Niemand schaut sich meine Augen an. Ich will einfach nur schlafen.", knurre ich, während ich mich an den zwei erstaunlich großen Jungs vorbei dränge. Doch ich komme nicht weit. Denn genau dort, wo Brian und Hunter mit einem grellen Blitz erschienen sind, schwebt etwas. Etwas wunderschönes.
Ich sehe mir diese Kugel genauer an, und knie mich vor sie. Es ist eine ovale Kugel, die wohl ursprünglich weiß war, doch durch sie fließt eine goldene Flüssigkeit. Sie pulsiert leicht, was es aussieht als ob sie lebt. Bewundernd folge ich der goldenen Flüssigkeit mit den Augen. Doch das beste an dieser Kugel ist mir noch nicht aufgefallen. Ein goldschimmerndes Licht dringt aus ihr heraus. Es verbreitet sich überall, und mit ihr verschwindet die Dunkelheit. Mittlerweile ist das ganze Gässchen in ein sanftes Licht getaucht, und auch auf den Straßen verteilt sie dieses Licht.

"Was ist das?", flüstere ich atemlos.

"Ein Citrin.", bekomme ich als Antwort hingeworfen.

"Das ist ein Edelstein, habe ich recht?!", drehe ich mich zu den zwei Jungs herum.

"Ja.", knurrt Brian.

Jetzt, da ich nur einige Meter von ihnen entfernt stehe, sehe ich das die beiden aussehen, wie ganz normale Jungs. Ich weiß nicht was ich erwartet hatte, aber sicher nicht nur einfach einen Pulli und eine Jeans.

"Ok. Und wer seit ihr?", will ich leicht verwirrt wissen.

"Ich bin Hunter, und das hier ist Brian.", stellt sich der Junge mit dem Dreitagebart vor.

"Sophia.", tue ich es ihm gleich.

"Muss dieser Smalltalk​ jetzt sein?!", murrt Brian.

"Du hast keine Angst?", tritt Hunter auf mich zu.

"Nein?!", schüttle​ ich verwirrt den Kopf.

"Brian du solltest sie dir tatsächlich mal genauer ansehen.", winkt Dreitagebart-Hunter mit seiner Hand.

"Dafür ist keine Zeit.', brummt Grummel-Brian.

"Ähm, ja, ich sollte dann auch mal gehen.", wende ich mich um, doch ehe ich auch nur einen Schritt tun kann stolpere ich auch schon rückwärts, genau in Hunters Arme, der mich geschickt auffängt, bevor ich erneut auf dem Boden lande, und dabei nur einen leisen Fluch von sich gibt.
Denn am Ende der Gasse stehen mindestens sechs hochgewachsene Männer, mit schwarzem Haar, die uns nicht gerade gut gesinnt mustern. Das Licht das von dem Citrin ausgeht, prallt geradewegs an ihnen ab, als sie auf uns zugehen. Hunter schiebt mich hinter sich, während Brian sich neben ihn stellt.

"Das bekommen wir niemals bewältigt.', brummt Brian, so leise das ich es kaum höre.

"Vertraue uns.", grinst Hunter mutig zurück.

Ich habe keine Ahnung was hier vor sich geht, doch ein unbeschreiblicher Drang den Citrin beschützen zu müssen, treibt mir die Angst aus den Knochen. Trotzdem besitze ich einen Selbsterhaltungstrieb, der mich hinter den beiden Jungs hält. Mittlerweile stehen die sechs Männer direkt vor dem Citrin, was mich ganz hibbelig werden lässt, genau wie die zwei Jungs vor mir. Allerdings verbergen sie es besser als ich, denn ich tripple schon nervös mit den Füßen während Brian nur mit seinen Fingern aus sein Bein trommelt.

"Ihr wollt doch wohl keinen Kampf anzetteln?", hallt eine dunkle und unangenehm Raue Stimme durch das schmale Gässchen.

"Ein bisschen Spaß schadet doch nie.", gibt Hunter vor mir herausfordernd von sich. Ich erkenne wie Brian neben ihm ihn am liebsten in die Seite boxen würde, sich allerdings beherrscht.

"Nur würde dieser Spaß für euch tödlich ausgehen.", zischt die dunkle Stimme kalt zurück.

"Darauf würden wir es ankommen lassen.", ertönt dann doch Brians wütende Stimme.
Mit einem stolzen grinsen auf dem Gesicht klopft Hunter ihm daraufhin auf die Schulter.

"Das glaube ich nur zu gerne.", nehme ich die Worte der dunklen Stimme wahr, und hören ein selbstgefälliges grinsen heraus. Neugierig luge ich zwischen Hunter und Brian hindurch, gerade als dieser hochgewachsene Mann drauf und dran ist den Citrin zu berühren! Ein keuchen entfährt mir, als schwarze Spinnfäden aus seinen Fingern zischen, und den Edelstein umschlingen!

"Nein!", brüllen Hunter und Brian wie aus einem Mund, während sie sich auf die sechs Männer vor uns stürzen! Ein Gewirr aus hellem und dunklem Licht breitet sich vor meinen Augen aus, was mich erneut blinzelnd rückwärts stolpern lässt. Nach kurzer Zeit allerdings erkenne ich etwas unfassbares. Aus jedem einzelnem Finger schießt eine goldene Flüssigkeit, die sich kurz vor ihren Händen zu einen breiten Strahl vereint. Jedoch ist das nur bei Hunter und Brian so, denn bei den sechs anderen Männern sieht es aus wie ein schwarzer und eher zäher Saft. Keuchend taumle ich weiter rückwärts, als ich erkenne, dass sie versuchen sich mit diesen Strahlen so schwerst wie nur möglich zu verletzen, und einander damit soweit wie möglich auszuschalten. Doch meine Verwunderung wehrt nicht lange, denn die Sorge um den Citrin überschattet alles. Als ich dann sehe wie der anscheinende Anführer immer noch den Edelstein mit seinen schwarzen Spinnfäden umschlingt, kriecht Wut in mir hoch. Ich stürze ohne zu überlegen nach vorne, bereit diesen Mann mit dem Boden bekannt zu machen. Mein Vorteil ist es, dass er mich noch nicht gesehen hat, und somit keine Ahnung hat, dass ich hier bin. Ich renne mit einer unglaublicher Geschwindigkeit auf ihn zu, setze zwei Schritte vor ihm zum Sprung an, um ihn praktisch umzuspringen. Wir landen beide auf dem Boden, was für mich eher weniger schmerzhaft war, denn ich lande auf dem riesigen Mann. Ein Gestank nach Schwefel steigt mir in die Nase, während ich mich aufrapple. Doch ich stehe nicht auf, sondern setze mich auf ihn drauf. Allerdings war dies keine so gute Idee, denn der riesige Kerl sieht mich mit einem Blick an, als ob er mich gleich Töten würde.

Und ich hatte keine Zweifel daran, dass er es tun würde.

Ich schluckte den Klos in meinem Hals herunter, während die Hand des Mannes beginnt immer heißer zu werden, und zu zucken. Und ehe ich reagieren kann, blickte ich einem schwarzem Strahl entgegen, der direkt auf mich zuraste! Allerdings scheint alles in Zeitlupe zu geschehen, denn ich drehe mich so zur Seite, dass der Strahl direkt an mir vorbei rauscht, gegen den Hinterkopf seiner Männer! Dieser beginnt unkontrolliert am ganzen Körper zu zucken, bevor er unsanft zu Boden geht! Geschockt blicke ich in Hunters überraschtes Gesicht, der in einen Kampf mit diesem Mann verwickelt gewesen war. Doch plötzlich verwandelt Hunters Gesicht sich von Überraschung zu Panik. Und ehe ich wusste wieso, spürte ich den Schmerz! Es fühlt sich an, als ob ein riesiges Loch in meinen Rücken gebrannt wird, sodass ich ihn komplett durchdrücke um dem Schmerz zu entfliehen! Ich schreie auf, während Hunter geschockt beginnt mein Namen zu brüllen, und auf mich zuzustürzen! Der Schmerz vernebelt alles, meine Sicht verschwimmt, und ich beginne zu zittern, bevor mich jemand von diesem Monstrum an Mann herunterzieht!

Doch es ist zu spät, vor meinen Augen wird alles schwarz, und schließlich breche ich zusammen.

CitrinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt