Little Black Dress.

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- 2012 -

Es war ungefähr sechs Uhr morgens, als ich von dem Klingeln meines Telefons augeweckt wurde. Es war Allison. Hysterisch schrie sie ins Telefon. Es war eine Mischung aus Weinen, Lachen, Schreien, Flüstern und Euphorie. Ich verstand nicht viel, außer, dass sie Tickets gewonnen hat. DIE Tickets. Die Tickets von denen sie mich schon seit Wochen vollgeheult hatte, dass sie sie unbedingt haben müsste. Tickets für eine Awardshow. Hier in Los Angeles. Ob ich mitkommen wollte, hatte sie gefragt. Natürlich hatte ich Ja gesagt, denn ich wollte eine gute Freundin sein und außerdem wollte ich unbedingt weiterschlafen an diesem ganz gewöhnlichen Sonntagmorgen. Was eigentlich wirklich passiert war, das verstand ich erst am Morgen um zwölf Uhr, als mich die Hitze weckte, die begann in mein Zimmer zu steigen. Diese Tickets waren nicht einfach nur Tickets. Das waren solche All-Inclusive-Tickets. Mit Eintritt zur After Show, Backstagebereich, privatem Shuttleservice und Plätzen in der ersten Reihe. Ich bereute sofort meine Entscheidung, zugesagt zu haben. Allison war das direkte Gegenteil von mir. Sie war ein euphorisches Fangirl. Zu kindisch für ihr Alter. Sie liebte sämtliche Mainstreamsänger und Mainstreamlieder, Mainstreamkleidung, Mainstreammöbel. Hauptsache sie hatte alles, was Mainstream war. Wo sie war, war was los. Sie machte Wind und wurde bewundert. Trotzdem war sie meine beste Freundin. Ich war eher zurückgezogen. Nicht sehr auffällig, ruhig und etwas zickig. Ich tat was ich wollte, wann ich wollte und wie ich wollte. Die Meinung anderer war mir egal. Ich war nichts wirklich Besonderes. Ich sah normal aus, im Vergleich zu den anderen Mädchen in meinem Alter. Aber was sollte es? Ich würde diesen Mainstreamzirkus schon einen Abend durchhalten.

"Allison! Kannst du mich bitte eine Sekunde mal nicht mit diesen blöden Awards nerven? Ehrlich. Ich komme mit. Aber du musst mich nicht den ganzen Tag damit zutexten. Wirklich nicht", sagte ich zu meiner besten Freundin und schlug genervt meine Spindtür zu, woraufhin sich der Junge neben mir erschrak. Freshman. "Gewöhn dich dran", sagte ich nur spitz und erntete seinen eingeschüchterten Blick. "Aber Emma. Das ist nicht so einfach, weißt du. Ich werde endlich so viele Leute sehen, die mir so viel bedeuten. Das wird mein Leben komplettieren", sagte sie, während wir uns auf den Weg zum Biologieraum machten. "Aber du bedeutest denen nichts, Ally. Sei nicht immer so naiv, nur, weil die dir das alle vorspielen. Bitte. Können wir jetzt bitte bis Samstag kein Wort mehr darüber verlieren?". Meine Frage klang eher wie eine Aufforderung. Ganz kam ich nicht herum, denn am Freitagnachmittag schleppte mich Allison durch halb Downtown, um sich das perfekte Outfit zu kaufen. Es ist ja nicht so, dass die Frau schon genug Kleider und Röcke hatte. Aber 50-fach hält ja bekanntlich besser. Auch da textete sie mich wieder zu. Sie würde ja heute Nacht gar nicht schlafen können. Und was wäre denn, wenn Justin Bieber sie morgen abschleppen würde. Und vielleicht fand Ariana Grande ihr Outfit ja voll süß. Worauf hatte ich mich nur eingelassen?  

In der Nacht schlief ich ruhig. Ich war schnell eingeschlafen. Ich war kein bisschen aufgeregt, eher froh, wenn das ganze vorbei war. Ich verbrachte den Vormittag im Bett rumliegen, Filme schauen und ein paar Hausaufgaben erledigen. Ich war wirklich einfach 0% aufgeregt. Erst eine Stunde vor der Abfahrt des Shuttleservice zog ich mir was "schickes" an. Eigentlich hatte ich vor mit Jeans und T-Shirt dahin zu gehen, aber komplett unhöflich wollte ich jetzt doch nicht sein. Also entschied ich mich für mein kleines schwarzes Kleid. Das ging immer, und ich würde nicht auffallen. Schmuck ließ ich weg. Ich trug keinen Schmuck. Das war nicht mein Ding. Ich machte mir lediglich noch einen lockeren Zopf und schminkte mich ein bisschen und schmiss das Notwendigste Zeug in meine Handtasche. Dann ließ ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen und begab mich in die drückende Hitze von Kalifornien und machte mich auf den Weg zu Allison. Wo uns der Wagen in die Hölle abholen würde. Allison öffnete mir die Tür und rannte mich direkt kreischend um. "Wie siehst du denn aus?", war das erste was ich sagen konnte, als ich mich vom ersten Schreck erholt hatte. Allison trueg ein kurzes, pinkes Skaterkleid. Dazu hatte sie ihre Haare auftoupiert und sah aus wie Amy Winehouse. Dazu kam noch ihr viel zu starkes Make Up. An den Füßen hatte sie Riemchensandalen mit riesigen Pfennigabsätzen. Zum Glück war ich die schlaue von uns beiden, die noch andere Schuhe mit hatte. Toll, dann durfte ich also nachher ihr meine Schuhe abgeben. "Schick oder?", sagte sie und drehte sich mit ihre falschen Wimpern klimpernd. "So wird Justin Bieber dich bestimmt abschleppen..." grummelte ich nur belustigt. Mir fiel die riesige Tasche auf, die im Flur stand. "Was ist da drin?", fragte ich etwas verblüfft. Sie lachte. "Wechselkleidung für morgen, mein Outfit für die After Show Party, Collegeblock, Edding, meine Jacke für heute Abend, ein Hoodie, Schminke, Duschzeug, Handtuch, Laptop, Ladekabel. Und last but not least: Meine Spiegelreflex." Das Mädchen war nicht ganz dicht. "Ally...", begann ich, bevor ich vom Hupen vor ihrem Haus unterbrochen wurde. "Oh mein Gott! Sie sind da!", quiekte sie, bevor sie ihre Tasche nahm und losrannte. Das konnte ja heiter werden!

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Das wars dann erstmal. :D Wie hats euch gefallen? :) 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 06, 2017 ⏰

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