Phoenix - Wem kannst du vertrauen?

Kapitel 1

"Was ist los, Dean?", ich rollte genervt mit den Augen, als ich mich umdrehte und den Bad Boy der Stadt erblickte.

"Bist du sicher, dass du nichts brauchst?", er runzelte die Stirn. Jetzt mal ehrlich, wofür hält der mich eigentlich?

"Na ja, ich bräuchte so einiges", er sah mich gespannt an. Er denkt doch ernsthaft, dass ich Drogen kaufen will! So ein Idiot! "Aber deine Geschäfte gehen mir am Arsch vorbei! Glaubst du wirklich, dass ich versuchen würde, mir mit Drogen meine Sorgen zu vertreiben? Ich schaffe es auch ohne deinen Scheiß mein Leben im Griff zu haben!", mit diesen Worten drehte ich mich um und ließ Dean an meinem Spind stehen.

Was bildet der sich eigentlich ein?

Immer noch wütend kam ich im Mädchenklo an. Ich schloss mich in einer Kabine ein, klappte den Toilettendeckel runter und setzte mich mit angezogenen Knien darauf. Da die Toiletten in der Schule so ätzend waren, ging hier fast niemand hin, und so konnte ich ein paar Minuten Stille genießen. Bis das Geklapper von High-Heels diese Stille durchbrach. Cassandra, Aileen und Violet, die haben mir grade noch gefehlt.

"Oh mein Gott, das glaubt ihr nicht", fing Cassandra an, nachdem die Tür hinter ihnen zugefallen war. "Er war doch tatsächlich schon wieder bei derKunsttante!" Ähm, ja, das bin ich. "Mein Zuckerbär meint doch nicht ernsthaft, ich kaufe ihm den Scheiß ab. 'Ich will ihr doch nur was andrehen, siehst du nicht, wie traurig sieaussieht?'", sie äffte die Stimme von Dean, dem "Zuckerbär" nach und ich musste mir ein Lachen verkneifen. Urgh, Zuckerbär!

"Bestimmt plant er nur irgendwas gemeines und will dich damit aber überraschen!", Aileen kicherte. Sie kicherte oft.

"Das ist bestimmt so!", stimmte Violet Aileen zu. "Ich meine, was soll er auch sonst von ihr wollen? Sie ist zwar hübsch, aber sie ist eben die Kunsttante. Ich glaube, hier auf der Highschool wird sie niemand daten. Niemand."So schrecklich bin ich nun auch wieder nicht! Pah!

"Wenn jemand sie datet, während sie noch auf der Highschool ist, dann weiß ich echt nicht, was als nächstes passiert. Aber dazu wird es nicht kommen!", ich konnte mir gut vorstellen, wie arrogant Cassandra gerade das Gesicht verzog. "Ich meine, ich bin ja schließlich noch da. Und kein normaler Junge würde die Kunsttante mir vorziehen! Hab ich nicht Recht?"

"Natürlich hast du das", sagten Aileen und Violet im Chor.

"Na los, Mädels", ich hörteein paar Schuhe zur Tür klappern. "Gehen wir zu Mathe!"

"Warum so euphorisch?", fragte Aileen.

"Habt ihr's schon vergessen?", Cassandra kicherte. "Wir haben doch jetzt Mr Collins,-"

"-Den heißen Aushilfslehrer!", quietschten Violet und Aileen.

Oh Gott! Sie sind grauenhaft! Wie glitzernde, pinke und intrigante Marshmallows!

Als die Tür endlich wieder zugefallen war, hob ich mein Zeichenbuch vom Boden auf, steckte es in meineTasche und trat aus der Toilette. Ich kam etwa zehn Sekunden nach dem Gong im Kunstsaal an und ließ mich auf den Hocker vor meiner großen Staffelei fallen. Zum Glück hatte ich jetzt eine Freistunde, denn in meinem Kopf geisterte ein fantastischer Entwurf für ein Bild herum, den ich unbedingt so schnell wie möglich festhalten wollte.

Die nächste Stunde verbrachte ich mit meinen Pinseln und Farben. So armselig es sich auch anhören mag, aber irgendwie ist das Malen wie ein bester Freund. Oookay, es hört sich wirklich armselig an. Ich seufzte.

"Hey, Rora", ich drehte mich um und sah Dean. Schon wieder.

"Okay, Dean", fing ich an. "Erstens: Nenn mich nicht Rora. Zweitens: Nein, ich will nichts haben. Drittens: Gibt's sonst noch was?" Ich drehte mich wieder zu meiner Staffelei um und fing an, meine Farben zu verräumen.