Lügen

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Früher wurden wir alle angelogen. Der Weihnachtsmann kommt in der Nacht durch den Kamin und der Osterhase versteckt die Eier. Doch die Lüge, es gäbe den Tod nicht, war die schlimmste. Mit der Zeit kommt man an einen gewissen Punkt oder in ein bestimmtes Alter und realisiert, dass Menschen sterben. Ja, irgendwann stirbt jeder und nichts kann diese Tatsache ändern. Wie wir sterben ist jedoch sehr unterschiedlich. Da gibt es den Tod durch das Alter, durch Unfälle oder einen Herzinfarkt. Und dann gibt es noch die häufigste Krankheit auf dieser Erde: Krebs. Es gibt die verschiedensten Arten von Krebs, für viele von ihnen hat die Menschheit noch kein Heilmittel finden können. Jedoch kann man in vielen Fällen die Lebenszeit verlängern, wenn man das überhaupt möchte.

*Ring*
*Ring*
Ich drücke wild auf meinen Wecker, verfehle aber den richtigen Knopf, weil mein Gesicht noch im Kissen verschlungen ist. Irgendwann erwische ich ihn dann doch. Ein klassischer Montag Morgen. Ich stehe auf, schlüpfe in meine Hausschuhe und mache mich auf den Weg ins Badezimmer. Im Spiegel sehe ich ein Mädchen mit blonden Haaren, die sie über Nacht in einen Zopf gebunden hat. Dann  die grünen Augen, denen man ansieht, dass das Mädchen nicht viel Schlaf gehabt haben muss. Dieses Mädchen bin ich. Rebecca Rae, RR. Ich öffne meine Haare, ziehe meine Klamotten aus und gehe erstmal unter die Dusche. Mein Magen fühlt sich leer an. Kein Wunder, ich habe seit zwei Tagen nur einen Apfel gegessen. Dazu kommt, dass ich krank geworden bin. Aber was soll's? Montag ist Montag und ich dürfte eh nicht zuhause bleiben, selbst wenn ich es wollen würde. Meine Mutter ist der Meinung, noch mehr Fehltage würden meine schulischen Leistungen beinträchtigen und ich würde nie die perfekte Chirurgin werden, so wie sie. Meine Mom meint, man müsste perfekt sein um glücklich sein zu können. Sie ist egoistisch und kaum zuhause, weshalb ich sie nie richtig kennenlernen konnte. Traurig, aber wahr. Mein Vater ist an Krebs gestorben, als ich 7 war. Jetzt bin ich 17 und bereits dazu fähig, Selbstständig zu leben, zu kochen und die Wäsche zu waschen. Aber das ist okay, meine Mom war nie für mich da und deshalb war sie für mich immer nur Beatrice Rae. Ich nenne sie nur Mom, wenn ich mit Anderen über sie rede.

Frisch geduscht mache ich mich fertig und ziehe meine Klamotten an. Ein grüner Pulli und eine schwarze Hose. Plötzlich klingelt die Tür. Es ist Patrick, mein bester Freund.
"Hey Bexta, was geht?" ruft er nachdem ich die Tür öffne. Nur Pat darf mich so nennen, sonst niemand.
"Nicht viel, und bei dir?" antworte ich.
"Wie meinst du das, nicht viel? Du hast doch immer eine Geschichte für mich! Was gibts Neues?" sagt er fröhlich. Manchmal bringt meine Mutter Krankenakten mit nachhause, um hier zu arbeiten. Ich lese sie, wenn sie gerade nicht da ist.
"Katie Stevens, 34, Verkrümmung der Wirbelsäule. Sie läuft in einem rechen Winkel!"
"Krass man. Die wäre eine gute Mathelehrerin." Wir lachen.

Cancer - das Leben vor dem TodWhere stories live. Discover now