Savior

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~1.Unknown Soldier~

‚Einen sicheren Freund erkennt man in unsicherer Sache.‘

-Marcus Tullius Cicero-

An der Hand seiner Mutter ziehend will der kleine Junge sie dazu bewegen, weiter zu gehen. Als sie ihn nach einer gefühlten Ewigkeit immer noch nicht beachtet, beschließt der Dunkelhaarige auf eigene Faust los zu gehen. Immerhin waren sie gerade in der Stadt und das musste er ja schließlich ausnutzen. Schleichend geht der acht-jährige auf eine Seitengasse zu. Er will dem Gedränge und dem Gehetze auf dem Gehsteig entgehen, hat er doch Angst vor den vielen Menschen zerquetscht zu werden. Überhaupt zur Weihnachtszeit ist auf den Straßen Tokios viel zu viel los. Alle Menschen sind gestresst und hektisch, achten nicht auf ihre Mitmenschen, trampeln einfach alles nieder. Doch der Junge versucht die Menschen zu ignorieren und biegt in die erstbeste Gasse ein. Obwohl es nur eine einfache Gasse ist, sieht er sie als ein Wunder an. Überhaupt das Blümchen, das mitten aus dem Asphalt wächst ist vor seinen Kinderhänden nicht geschützt. Doch er will das zarte Gewächs nicht verletzen, weiß er doch, dass es selten ist in einer Großstadt wie Tokio wilde Pflanzen zu finden. In seinen Gedanken vertieft, überhört er die schweren Schritte, die sich ihm nähern. Erst als der Junge von hinten gepackt wird, realisiert er die missliche Lage. Die Pranken, die ihn packen, bohren schmerzhaft die spitzen Krallen in seine Seite, was dem Jungen einen schmerzerfüllten Schrei entlockt. Anscheinend erschreckt das nichtmenschliche Wesen, denn unsanft landet der Dunkelhaarige am Gassenboden. Gepeinigt hält er sich die geschundene Seite und trotz des stechenden Schmerz, der sich durch den zarten Körper zieht, dreht er diesen nach hinten, um sich die Feinde anzuschauen. Als er jedoch zwei große, grünliche Kreaturen erblickt, reißt er die Augen erschrocken auf und es kullern einzelne Tränen über seine Wangen. Ein Schluchzen entkommt ihm. Die Monster sehen einfach zu gruselig aus, mit ihren langen, grünen Armen, dem orangenen Irokesen und den langen, vom Unterkiefer hinauf ragenden Eckzähnen.

„Du Vollidiot hast ihn fallen gelassen, der Meister wird uns töten! Er will ihn doch lebend!“ „Du liegst total falsch, Baka! Der Meister will irgendjemanden, Hauptsache Futter, hat er gesagt. Und außerdem lebt der-„ er zeigt mit seiner großen Pranke auf den zusammen gekauerten Jungen „- eh noch!“ „Schon wieder wirfst du mit deinen dummen japanischen Ausdrücken um dich, ich kann das nicht ab!“ Während die ogerartigen Kreaturen sich gegenseitig die Köpfe einschlagen, versucht der Verletzte sich leise wegzubewegen, doch der Schmerz lässt nicht eine kleinste Bewegung zu. Noch ein Wimmer verlässt seine Lippen und sofort schlägt er sich ängstlich die Hände vor den Mund, hat er doch die Befürchtung, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Und er behält recht, die zwei Biester wenden sich ihm wieder zu. „Ich sagte doch, er lebt noch.“, sagt der eine Oger und schlägt dabei dem anderen gegen den Arm. Schon wieder beginnen die beiden einen Streit. In diesem sind sie so vertieft, dass sie das sich nähernde Etwas nicht entdecken. Erst als es schon zu spät ist, bemerken sie es. Es, dass aus der Luft angesegelt kommt und die beiden Oger mit einem Hagel aus grün leuchtenden Bällen bombardiert. Anscheinend fühlen sie sich unterlegen und wollen flüchten, doch der Hagel versiegt nicht, wird nur noch stärker. Der Junge verfällt in eine Starre, beobachtet stur seinen ‚Retter‘, der sich mit seinen großen langen Ohren in der Luft hält. Auf dem Kopf des kleinen Wesens ragt ein Horn heraus, welches das Tier aber nur noch niedlicher macht. Erst als die Oger beginnen sich aufzulösen, erwacht er aus seiner Starre und beginnt sich aufzurappeln. Seine Seite schmerzt zwar immer noch, doch er versucht es zu ignorieren. Weinend begibt er sich zum Ende der Gasse, um wieder auf den Gehsteig zu gelangen. Doch plötzlich steht das kleine cremefarbene Wesen mit den langen Ohren vor ihm und starrt ihn aus schwarzen Knopfaugen an. Keiner der beiden wagt es, den Blickkontakt zu unterbrechen.

Man ist das süß!

Der Junge beginnt zu lächeln, das vorherige Ereignis ist schon vergessen, und er will einen Schritt auf das Tier zugehen. Dieses weicht nicht zurück und hätte sich sicherlich streicheln lassen, doch ein Ruf durchbricht die angenehme Stille und das Tier reißt den Kopf herum. „Henry-Schatz, wo bist du?“ Noch einen kurzen Blick wirft es dem Kind zu und schon ist es verschwunden.

 ~gleicher Tag, Mitternacht~

 Nacht. Finstere Nacht. Dunkelheit umgibt das Wesen, welches an den langen Ohren gepackt und gegen die Wand geschleudert wird. Röchelnd stützt es sich auf und stiert in die Dunkelheit, nur um direkt in die glühend roten Augen seines Gegenübers, seines Peinigers zu blicken. „Damit kommst du nicht durch, Fugamon!“ um seine Aussage zu bekräftigen, schlägt das Tier mit der Pfote noch einmal in die Dunkelheit, dort, wo es die Augen ausmachen konnte.“ Ich habe gesehen, was du getan hast...Terriermon. Du hast meine Untertanen, du hast meine Goblimon getötet...nur um diesen Menschen zu retten!“, angewidert blickt das Monster auf das Tier nieder „Du armseliges Digimon! Keiner deiner mickrigen Art hat es verdient, zu leben! Ihr besudelt unsere Stärke mit Schwäche und Nettigkeit!“ Die letzten Worte spuckt die Kreatur in der Finsternis dem Gepeinigten förmlich vor die Pfoten, bevor es seinen Körper in das Sichtfeld des Liegenden schiebt. Die Muskeln zeichnen sich unter der braunen, ledrigen Haut stark ab als das Wesen zum Schlag ausholt. Mit einem irren Lachen beginnt er, dem viel kleineren Monster seine Keule auf den Kopf zu hämmern.

~nächster Tag, Abend ~

Verstörend. Ja, dieses Wort beschreibt die Situation gerade am besten.

Es war plötzlich da gewesen als der Junge gerade duschte. Natürlich hatte er sich zu Tode erschreckt, war aus der Dusche gesprungen, über das Tier gestolpert und nun liegt er da, nur mit eine Handtuch um die Hüften. Das kleine Tier, welches ihn mit großen Augen anstarrt, steht plötzlich auf und hüpft auf ihn zu. Dank dessen Aussehen, welches wirklich nicht vorteilhaft ist –es sieht aus wie eine schleimige Masse mit einem Horn-, zuckt der Dunkelhaarige zusammen, hat er so etwas schleimiges auch noch nie zuvor gesehen. „Kann man dich essen?“, quietscht das kleine Etwas mit seiner hohen Stimme plötzlich. „Was bist du!?“, wirft er zusammenhangslos in den Raum. Auf eine logische Antwort hoffend starrt er das Tier abwartend an. Doch die erhoffte Antwort kommt nicht, stattdessen fängt das Tier unkontrolliert zu zittern an. „Was hast du denn?“, hinterfragt der Dunkelhaarige leise, die Situation ist ihm suspekt. Doch die Masse antwortet ihm schon wieder nicht, stattdessen bricht sie einfach zusammen. Der Junge fühlt sich sichtlich überfordert. Mit seinen zarten zehn Jahren benahm er sich zwar schon ziemlich erwachsen, doch trotzdem.....das Tier sieht immerhin aus wie ein Alien! Als er den Blick aber auf das Tier richtet, zieht sich sein Herz zusammen.

Es sieht so schwach aus...

Fest entschlossen packt er sich eine Decke und legt sie über das Elend auf seinem Fußboden. So kann er es problemlos aufheben, ohne es unnötig anfassen zu müssen. Kurzerhand hatte er es in sein Bett verfrachtet und dort liegt es nun auch friedlich. Schleichend wie ein Ninja geht er auf das Bett zu und streckt vorsichtig die Hand aus. Nun interessiert es ihn doch, wie sich die grüne Haut unter seinen Fingern anfühlt. Bevor er sich der Haut aber nähert, stockt er.

Was wenn es aufwacht...?

Trotzdem beschließt er, seinen Wunsch zu erfüllen und er streicht leicht über die grüne Masse. Als er die schleimige Haut berührt, muss er unweigerlich grinsen.

Fühlt sich an wie ein Frosch...

Dass das Tier die Augen bei der Berührung aufreißt, bekommt der Junge nur am Rande mit, ist er doch so fasziniert von dem froschgleichen Glibber. „Würde mich interessieren, ob es mich verstehen kann...“ Kaum hat das Gemurmelte seine Lippen verlassen, vernimmt er wieder diese hohe Stimme. „Ich kann dich verstehen, Henry.“

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 18, 2014 ⏰

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