Rising Death - Short Stories

Polizeistation

Der Van, ein alter Volkswagen aus Deutschland hat eindeutig schon bessere Zeiten erlebt. Die Sitze sind durchgesessen und die Karosserie scheint ausschließlich durch den Rost zusammengehalten zu werden. Trotzdem ist es ein Fahrzeug. Anja hatte Hector, wie versprochen zu dem Wagen geführt. Nachdem sie aus dem bodentiefen Wohnzimmerfenster gestiegen sind, das Frank eingeschlagen hatte, waren sie im Garten. Bei der Wahl seiner Schlafmöglichkeit legt Hector großen Wert darauf, dass das Gebäude über zwei Ausgänge verfügte. Der Garten war von einer massiven Steinmauer eingefasst, deren Öffnung mit einem gusseisernen Tor versperrt gewesen ist. Zu seiner Freude waren Frank, Anja und Thomas so klug gewesen, das Tor wieder zu schließen. So konnten Anja und er die Straße ohne weitere untote Gegenwehr erreichen. Ungefähr fünfzehn Untote befanden sich auf der Vorderseite des Hauses, denen die beiden jedoch aus dem Weg gegangen sind. Wie versprochen stand der Van nur eine Querstraße entfernt.

Eilig schließt Anja die Fahrertür auf, klettert hinein und öffnet die Beifahrertür für Hector. Unter kurz aufflammenden Schmerzen von seiner Schulter, streift er seinen Armeerucksack ab. „Kannst du fahren?", fragt er und Anja nickt bestätigend. „Gut." Zufrieden lässt er den Rucksack hinter den Sitz in den geräumigen Wagen fallen. Eine dicke Matratze, Kissen, Decken und ein Schlafsack befinden sich im Font. Scheinbar haben die drei in dem Wagen gelebt. In einem Pappkarton kann Hector Dosen mit Lebensmitteln entdecken. „Ihr seid ja gut eingerichtet", stellt er sarkastisch fest.

„Frank ... hat den Wagen einem Pärchen abgenommen. Seitdem benutzen wir ihn. Die brauchen ihn nun nicht mehr", erklärt Anja, wobei ihre Augen auf den Boden gerichtet sind. Hector kann deutlich erkennen, dass sie mit dem Vorgehen von Frank nicht einverstanden gewesen ist.

„Das passt zu Frank", knurrt Hector und lässt sich auf den quietschenden Beifahrersitz fallen. Das M16-Sturmgewehr baumelt vor seiner Brust, doch hat er die Pistole in der Hand. Sollte er sich bei Anjas Charakter irren, würde er ihr eine Kugel in den Körper jagen und den Wagen selbst behalten. Den Schalldämpfer hat er inzwischen wieder auf dem Lauf angebracht.

„Wo soll es hingehen?", fragt Anja schließlich. Sie hat sich die Haare aus dem Gesicht gebunden und mustert Hector aufmerksam. Der Pilot zuckt mit den Achseln, was ihm erneut einen stechenden Schmerz bereitet. Verärgert, dass er die Verletzung vergessen hat, knurrt er: „Raus aus Boston. Ich würde vorschlagen, dass wir Richtung Südosten fahren." Anja nickt bestätigend und startet den Motor. Das stotternde Röhren des Motors lässt Hector zusammenzucken. Den Krach hat mit Sicherheit jeder Zombie im Umkreis von einem Kilometer mitbekommen.

„Die Karre ist ziemlich laut", stellt er missmutig fest.

„Ja, anschleichen geht damit ziemlich schlecht. Zudem kommen die Matschies immer an, sobald wir irgendwo parken." Bei der Bezeichnung für die Zombies muss Hector grinsen.

„Matschies? Echt?"

„Sorry, war meine Idee", antwortet Anja und muss ebenfalls grinsen. „Irgendwie ... naja, der Name passt. Findest du nicht?" Erneut zuckt Hector mit den Schultern, was er daraufhin schmerzhaft bereut.

„Der Name ist so gut wie jeder andere. Wo kommst du her?" Anja lenkt den Wagen durch die geisterhaft leeren Straßen. Hin und wieder wanken Zombies vor ihnen entlang. Ein Untoter mit Bauarbeiterhelm wird vom Kotflügel des Vans getroffen und verschwindet mit einem Knall und anschließendem Holpern unter dem Wagen.

„Aus Kentucky. Ich bin hier zur Uni gegangen. Kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dabei ist es erst wenige Wochen her", antwortet Anja. Ihre Augen glänzen feucht. Nur ungern stellt sich Hector vor, wie Zombies in die Universität einbrechen, die Wohnheime befallen und die Studenten töten. Mit ziemlicher Sicherheit hat Anja grausige Szenen erlebt, doch danach will er sie erst einmal nicht fragen.