Doch was macht den Ort so gruselig? Zunächst: die Legenden, die sich um das Gemäuer ranken. Schon der Boden, auf dem es steht, hat seine blutige Geschichte. 1775 war es, die Europäer hatten gerade das Land besiedelt, als sich die zurückgedrängten Ureinwohner von den Stämmen der Powhatan, Shawnee and Cherokee zu rächen wussten: Sie ermordeten fünf der Siedler, darunter auch ein Baby, und verschleppten fünf weitere. Als Massaker von Draper’s Meadow ging der Vorfall in die Geschichte ein.
1892 wurde an jener Stelle dann eine Schule gebaut: die St. Albans Boys School. Doch die Jungs hatten es hier nicht leicht. Das Klima dort war rauh und hart, Zartbesaitete zogen den Kürzeren. Und manch einer ward nie mehr gesehen, nach Schulschluss. Zwar fehlen offizielle Zahlen über Selbstmorde oder gar Morde – aber man erzählt sich, dass verschiedene Schüler von St. Albans auf merkwürdige Weise zu Tode kamen.
SEIT DEN 1990ERN STEHT DAS HAUS LEERAnfang des 20. Jahrhunderts, im Jahr 1916, wurde die Schule schließlich in ein Haus für Menschen mit geistigen Erkrankungen umgewandelt. Keine reine Verwahrstation war das St. Albans, sondern ein Experimentierlabor: Geisteskrankheiten wurde hier mit allerlei fragwürdigen Therapien zu Leibe gerückt – mit Insulinschocktherapien zum Beispiel, mit Elektrokrampftherapien oder Wasserschocktherapien – und dem Resultat, dass das Krankenhaus eine besonders große Zahl von Todesfällen zu beklagen hatte.
In den 1990ern hatte es seinen Betrieb eingestellt und steht seitdem leer, heute braucht es eigentlich keinen Spuk, um dem Besucher einen Schauer nach dem anderen über den Rücken zu jagen. Allein schon die Räume für die Hydrotherapie mit den gigantischen, gekachelten Badewannen. Die verrosteten Tragen und kaputten Rollstühle in den Gängen. Die vergilbten Krankenakten und Patientenfotos in den verlassenen Büros.