Prolog

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P R O L O G

Im Grunde genommen war es einfach nur eine dumme Idee. Kitt meinte, es wäre doch toll, nach der Aneinanderreihung unserer Hauptklausuren feiern zu gehen, und weil ich an diesem Freitagabend tatsächlich nichts zutun hatte, willigte ich ein. Kitt — Katherina, aber kurz Kitt — stylte mich, weil ich dafür zu wenig gepushtes Selbstbewusstsein hatte, und suchte außerdem eine gute Location aus.

Es war nicht nur eine »gute« Location, was ich allerdings erst bemerkte, als wir schon auf dem edlen, roten Teppich in der Warteschlange eingereiht standen und ich genügend Zeit hatte, ungeduldig die Wachmänner anzustarren. Sie trugen Anzüge mit goldenen Manschettenknöpfen, deren Logo dem von Prada entsprachen. Das war ganz klar kein gewöhnlicher Laden, kein Prater Dom oder Flex.

»Kitty?«

Als ich meine beste Freundin verwirrt anblickte, leckte sie sich bloß über die knallroten Lippen, während sie mit ihren hellblauen Augen einen Typen fokussierte.

»Was denn?«, fragte sie als Antwort, ohne mich anzusehen.

»Was ist das für ein Laden?« Ich blickte mich um, doch alles, das ich vor dem imposanten Gebäudekomplex erkennen konnte, war die schicke Wohngegend, in der alle Häuser im Barockstil cremeweiß mit vielen Schlingen und einem wundervollen Relief erbaut waren. Nichts Ungewöhnliches.

»Ach, du meintest doch, du würdest es mal wieder richtig knallen lassen wollen. Und glaube mir, ich weiß, wo man den richtigen Stoff bekommt...« Sie lächelte den Kerl, den sie ins Visier genommen hatte, verschwörerisch flirtend an.

»Meine Güte«, murmelte ich bloß und verdrehte die Augen. War das Kitts Ernst?

Eine geschlagene halbe Stunde später fan dich mich in dem Inneren des Hauses wieder. Ein perfekter Tanzbereich; eine Erhöhung für VIP-Gäste, eine riesige Tanzfläche und eine große, einladende Bar mit viel Auswahl. Der hohe Raum wurde von Neonlicht und Dunkelheit geflutet, wodurch der Musik noch mehr Eindruck verliehen wurde. Der Beat ließ mein Herz vibrieren und ehe ich es mir versah, fühlte ich die Kraft der Musik.

Ich drehte mich um, um Kitt zu fragen, ob sie Lust hatte, etwas zu trinken, doch ich sah sie nicht.

»Kitt?«, rief ich durch die Menge. Die Sinnlosigkeit erfasste ich allerdings erst etwas später. Die Musik war viel zu laut, als dass Kitt mich hätte hören können. Ich konnte schließlich meine eigene Stimme kaum verstehen.

Ich seufzte und ging zur Bar. Ein eisgekühlter GinTonic war jetzt das Einzige, das mir helfen konnte.

»Einmal GinTonic, bitte«, bestellte ich und schob die zwei Euro über die Theke. Keine zwei Minuten später stand ein großes Glas voller alkoholischer Flüssigkeit vor mir, das ich mit meinem Strohalm umrührte. Die Eiswürfel schlugen klirrend gegen das Glas. Schweißperlen tanzten auf meiner Stirn, obwohl ich mich noch nicht einmal auf die Tanzfläche begeben hatte. Die Raumtemperatur war überdurchschnittlich hoch, und ich spürte schon jetzt mein weinrotes Neckholderkleid, das Kitt mir aus ihrer Kleiderfundkiste geborgt hatte, an meinen Beinen kleben.

Mit meinem Gin in der Hand begab ich mich schließlich doch auf die Tanzfläche. Ich liebte das Tanzen, oh ja, aber mit einem Glas in der Hand konnte das schwierig werden. Trotzdem quetschte ich mich durch die schwitzende, brüllende Menge. Haut an Haut, Schweiß an Schweiß, DNA-Austausch, heiße Küsse, Tänze.

Ich gab mich einige Songs der Musik hin, blickte zum DJ und ließ meine Augen wachsam über die Menge schweifen. Diese bestand hauptsächlich aus Jugendlichen und Studenten, vereinzelt auch ein paar Kanarienvögel, die mit ihren Mittfünfzigern einen Ausflug wagten.

Meet me at midnightWhere stories live. Discover now