Kleine Kämpfer

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Einige Zeit später stehe ich in der gewaltig großen Eingangshalle. Es ist ziemlich ruhig und nur wenige Eltern mit ihren kranken Kindern sitzen dort und unterhalten sich. Bisher habe ich nur mein Zimmer und ein Behandlungsraum kennengelernt. Andrew läuft nervös zur Tür und dann wieder zu mir zurück. »Und du weißt was du sagen sollst?«, vergewissert er sich noch einmal kopfschüttelnd. Ich nicke stumm und richte meine Konzentration auf die alten Sessel, in der Ecke der Halle. Ich erkenne, dass sie bereits einige Mal neu bezogen und die Polster erneuert wurden. Nicht gerade sauber bearbeitete Nähte und Schnitte, wie es für die Zeit der Herstellung des Sessels üblich war. 

Ich finde es gut, dass alte Möbel nicht sofort durch Neue ersetzt werden, aber diese unsaubere Verarbeitung tut meinem Antiquitäten Herz mächtig weh. »Ethan, es geht los!«, höre ich Andrews raue Stimme. Er räuspert sich einige Mal, bevor er der korpulenten Reporterin entgegen läuft. Einige der Kinder springen auf und schauen verwirrt zu uns. »Herr Collins, schön sie wiederzusehen!«, spricht sie mit einer grell hohen Stimme, die mir meine Nackenhaare aufstellen lässt und reicht meinem Steifvater die Hand. Neben der Dame, tritt ein kleiner breitschultriger Mann, mit einer großen Kamera hervor und mustert mich von oben bis unten. »Schön, dass sie Zeit für uns gefunden haben!«, lacht sie laut, sodass uns jetzt auch die letzten in der Halle anstarren.

Am liebsten würde ich jetzt verschwinden und meinetwegen das Krankenhaus alleine begutachten und erforschen. Die drei besprechen aufgeregt den weiteren Ablauf und warten gespannt auf die Krankenhaus Direktorin. Derweil mache ich mir Gedanken darüber, ob es nicht falsch ist, was ich gleich machen werde. Ich schaue in die Gesichter, all der kleinen und großen Kinder, die mich mit großen erwartungsvollen Augen anschauen. Einige haben Geräte bei sich oder tragen dicke Verbände. Ich finde es ist falsch hierher zu kommen, die heile Welt vorzuspielen und den kleinen Mut zu schenken, alleine aus dem Grund mir ein gutes Image aufzubauen, obwohl ich keine Zeit habe, mich wirklich auf jeden Einzelnen und seinem Schicksal einzulassen. Jetzt wäre ich gerne ein normaler Junge, dem gerade gesagt wurde, dass er für seinen Rest des Lebens mit einer Autoimmunkrankheit leben muss, aber dem auch gezeigt wird, wie gut ich es habe. Denn es gibt viele in meinem Alter oder auch jünger, die ernsthaft krank sind und womöglich diese Einrichtung nicht mehr gesund verlassen werden.

Ich weiß, wenn eine Berühmtheit sagt, sie möge den Rummel um sich herum nicht, zeigt ihm jeder andere den Vogel. Es gibt zig verschiedene Jobs die er ausführen könnte um nicht im Mittelpunkt zu stehen. Maurer oder Fliesenleger zum Beispiel. Ich liebe es auf der Bühne zu stehen und abzurocken. Ich liebe es, dann meinen Namen zu hören und die Schilder mit meinem Namen drauf zu lesen. Aber ich finde dies ist kein guter Ort, um mein Image zu verbessern, auf den Kosten der Kleinen, die die Hoffnung haben, ich komme wirklich weil ich mich für ihr Schicksal interessiere und es mir am Herzen liegt, dass es ihnen hier gut geht.

»Ethan Collins, es freut mich sie hier in meinem Krankenhaus begrüßen zu dürfen!«, höre ich eine dumpfe weibliche Stimme hinter mir. Eine Dame mittleren Alters begrüßt mich überschwänglich. Dabei schaut sie nicht mich lächelnd an, sondern die Kamera links neben mir. Dann stellt sie sich mit dem Namen »Nicole Keiser« vor. Wie Nicole Kidman, nur ohne Kidman, erklärt sie mir lachend. Ich lache gespielt aber auch verwirrt mit. Hoffentlich nicht zu überschwänglich, dass es Nicole Kidman nur ohne Kidman- nicht auffällt.

»Sie sind sehr nonchalant und sehen so pittoresk aus!«. Sie fasst sich vor dem Mund. »Bitte verzeihen sie mir mein impertinentes Mundwerk!«. Ich lächele der Frau mit dem unnützen Fachbegriffen unsicher zu. Ich hoffe sie zieht das Ganze nicht zu sehr in die Länge und bombardiert mich mit unnötigen Begriffen und übertrieben unnatürlichem Lächeln. Ich möchte dies alles hier so schnell wie Möglich überstehen, um dann alles wieder zu vergessen damit ich meine Konzentration auf unsere neuen Liedern richten kann.

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⏰ Last updated: Jan 25, 2017 ⏰

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GefühlsdämonWhere stories live. Discover now