Man muss sich nur trauen (ManxMan)

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"Was siehst du? Kannst du etwas erkennen?" Jake's blaue Augen blitzen vor Aufregung, während er versucht von seinem Platz, gegenüber Kyle, aus einen Blick auf Kyle's Mikroskop zu werfen, mit dem er gerade seelenruhig krebsverseuchte Zellen untersucht, die die beiden Wissenschaftler mit genmanipulierten Tetanusbakterien versetzt haben. "Fonktuiniert es?" ruft Jake, ganz außer sich und beugt sich weiter nach vor, um etwas erkennen zu können. Die beiden Männer teilen sich nun schon seit zwei Jahren eine Wohnung, arbeiten beide als Wissenschaftler im selben Labor, das versucht, gefährliche und soger unheilbare Krankheiten, mit Hilfe von Genmanipulation zu heilen. In der Zeit, in der sie gemeinsam in einer Wohnung lebten, hat sich eine enge, unzertrennbare Freundschaft zwischen ihnen entwickelt. Kyle war und ist immernoch ein hochangesehener Wissenschaftler und eigentlich für seine kalte, arrogante Seite bekannt. Doch wenn er Menschen näher kennenlernt, ihnen vertraut und sich öffnet, Gefühle und Emotionen zulässt, ist er ein warmherziger, fröhlicher und hilfsbereiter Mensch, der bei Liebesfilmen weint und Angst vor Fledermäußen hat. Jake war neu in seinem Gebiet, als er Kyle kennenlernte, gerade einmal 24 Jahre alt. Drei Jahre jünger als sein jetziger bester Freund. Er war jung, lebensfroh und wissbegierig, wie heute noch, wollte und will immernoch die Welt verändern, Menschen von bisher unheilbaren Krankheiten heilen und mit genauso viel Respekt wie Kyle behandelt werden. Er ist das genaue Gegenteil von Kyle, immer gut drauf, offen, bereit neue Leute in sein Leben zu lassen. Doch auch er hat seine dunklen Seiten, wie jeder Mensch. Seiten, die nur Kyle kennt. Bevor Jake in Kyle's Leben getreten ist, gab es zwei Seiten. Jake Laher auf der einen, und Kyle Minnt auf der anderen. Doch seit Kyle's Vorsitzender ihm den neuen Praktikanten vorgestellt hat und die beiden sich angefreundet haben, gibt es nur mehr eine Seite. Kyle und Jake. Die beiden kennen sich inn und auswendig, teilen ihre schönsten aber auch ihre schrecklichsten Erfahrungen miteinander und haben keine Geheimnisse voreinander. Nun ja, fast keine...

"Wenn du nicht gleich still bist, sag ich dir garnichts." zischt Kyle, leicht genervt von der guten Laune seines Freundes. Nun hält Jake es nicht mehr aus und eilt um den Tisch herum um sich neben Kyle zu stellen und ihm über die Schulter zu schauen.  "Ich kann noch nicht genau sagen ob es funktioniert hat, Jake." sagt Kyle, routiniert. Erst jetzt bemerkt er, dass sein Freund neben ihm steht. Dicht. Er spürt sein Bein an seinem Oberarm und er erschaudert leicht. Konzentration. Lass dir bloß nichts anmerken. Wenn er etwas merkt, wird er nie wieder etwas mit dir zu tun haben wollen. Kyle atmet einmal tief ein und aus und sieht nocheinmal durch das Mikroskop. Seine Augen weiten sich, als er es sieht. Er hebt seinen Kopf, wirft die Arme in die Luft und strahlt Jake an. "Es sieht so aus als hätten wir es geschafft!" ruft er aufgeregt. Jake's Augen leuchten noch ein bisschen heller und er beugt sich nach vor um sich selbst zu überzeugen. Sein Geruch erfüllt Kyle's Nase, als er sich über seine Schulter beugt, und lässt sein Herz schneller als normal klopfen. Als auch sein Freund endlich glauben kann, dass sie womöglich ein Heilmittel gegen eine der bisher gefürchtesten Krankheiten gefunden haben, springen beide auf vor Freude. Während Kyle ihren Vorgesetzten informiert, packt sein Kollege alles zusammen, abholbereit für das Labor.

Nachdem alle Förmlichkeiten erledigt sind und Jake und Kyle ihr kleines Labor in ihrer Küche halbwegs aufgeräumt haben, sitzen sie im Wohnzimmer, jeder mit einer Tasse Kaffee in der Hand, nebeneinander auf der Couch. Sie sitzen einfach nur da und reden. "Wer hätte das gedacht?" flüstert Jake und Kyle grinst. "Bestimmt niemand. Aber denen haben wir es gezeigt. Man muss sich nur trauen und weitermachen. Wenn man es lange genug versucht, kann man alles schaffen." antwortet er, und schlürft seinen Kaffee. Diesmal grinst Jake.

"Und?" beginnt Jake, verkrampft darauf bedacht ein Gespräch zu beginnen. Beide liegen auf der Couch, Jake's Kopf auf Kyle's Füßen. Kyle hebt fragend den Kopf. "Wie geht's mit den Frauen vorran?" Diese Frage kommt unerwartet. Frauen.. Wenn du wüsstest wie wenig mich die interessieren. Kyle denkt nach, öffnet dann nach einer Weile den Mund um zu antworten. "Ehrlich gesagt, läuft da garnichts. Und was ist bei dir so los?" Nervös spielt Kyle and seinem Hemdknopf herum. Allein die Tatsache, dass Jake, dieser wundervolle Mann, auf seinen Füßen liegt, macht ihn vollkommen verrückt. Es ist noch nicht lange her, seit Kyle seine Gefühle zu seinem Mitbewohner entdeckt hat. Um ehrlich zu sein, ist er ihnen erst seit ein paar Tagen bewusst. Damals hat er Jake, Arm in Arm mit einer Frau gesehen. Und dieser Anblick hat seinem Herzen einen Stich versetzt. Er wusste nicht warum, es war einfach so und als die beiden endlich aus seinem Blickfeld verschwunden waren, dachte er nach. Er dachte, dass er bis jetzt noch nie gemerkt hatte, dass er schwul wäre. Doch wenn er an Jake denke, dann würde sein Herz flattern. Es wäre ihm klar, dass Jake jede haben könnte. Mit seinen blauen Augen, den blonden Locken und diesem verführerisch-charmanten Lächeln würde er bestimmt eine Menge Frauen um den Finger wickeln. Doch was er nicht dachte war, dass Jake nicht den geringsten Funken an Interesse an den Frauen in seinem Umfeld hatte. Diese Frau war eine Bekannte, die er in einem Cafè kennengelernt hatte, sie hatte sich ihm förmlich aufgedrängt und er wollte nicht unhöflich sein. Er hat sehr wohl Kyle gesehen, seinen verletzten Blick und da hat er sich das erste Mal Hoffnungen gemacht, Kyle könnte das Selbe für ihn fühlen. Das er schwul ist, wusste Jake schon lange, hatte es schon in der Schule herausgefunden. Die Menschen in seinem Umfeld sind bis jetzt nicht gerade positiv mit dieser Tatsache umgegangen und deswegen hat Jake auch solche Probleme damit, es Kyle zu erzählen. Er ist sich sicher, dass es ihm nichts ausmachen würde, doch tief in ihm drinn, da sind noch die Beleidigungen seiner Mitschüler, welche ihn immer wieder zurückhalten. Er hatte schon ein paar Freunde, fest Beziehungen, die aber nie länger als ein paar Monate andauerten. Doch dann traf er Kyle und für ihn war es Liebe auf den ersten Blick. Seine dunklen Haare die sich am Hals leicht kräuseln, seine dunkelgrünen Augen, sein äußerst gut gebauter Körper. All das ist ihm gleich beim ersten Mal an ihm aufgefallen. Doch Kyle ist älter, reifer, scheinbar unerreichbar gewesen und ist es vermutlich noch immer.

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