Schmerz [The Mentalist] [Jisbon]

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Ich hörte ihn kommen. Er stand im Türrahmen und ich drehte mich nicht einmal zu ihm um.
Ich sass auf meiner Couch, eingewickelt in eine rote Decke, eine Teetasse in der Hand und starrte ins Nichts.
Ich versuchte ihn und die Tatsache, dass er gerade mein Ersatzschlüssel aus meinem Büro geklaut haben musste, zu ignorieren.

„Wie geht es dir, Lisbon?“ Janes Stimme klang gequält und ich atmete langsam aus. Seine Tonlage zeigte mir mehr als deutlich, dass er nicht nur aus Sorge oder Mitgefühl nachfragte. Er war wütend. Es war zum Teil verständlich, auch wenn ich das Mitgefühl dringend nötig hatte.
Ich schwieg und starrte weiter vor mich hin, während er näher kam und vor mir stehen blieb.

„Warum hast du nichts gesagt?“ Seine Stimme war nun lauter. Die kontrollierte Fassade von Jane war gefallen.

„Ohne Grace hätte ich nie etwas erfahren…“
Mir war klar, dass er es von Grace wusste. Van Pelt war ein guter Mensch und sie hatte mir in diesem Moment zur Seite gestanden. Aber Jane hatte natürlich bemerkt, dass etwas nicht stimmte und Grace sicher regelrecht verhört. Ich konnte ihr nicht übelnehmen, dass sie etwas gesagt hatte.

„Ich hätte dich angerufen.“, murmelte ich. Ich wollte jetzt nicht über das Thema sprechen, doch Jane liess nicht locker. „Wann?!“ „Jane, ich brauchte etwas Zeit…“ Ich blickte auf und sah in sein Gesicht. Sein Blick war kalt. So hatte ich ihn noch nie gesehen.
Er war es schliesslich gewesen, der in letzter Zeit noch verbissener nach Red John suchte, das Team ignorierte und nie mehr als nötig mit ihnen sprach.
„Lisbon, rede mit mir…“

„Okay…“ Ich atmete langsam aus. Wenn er mit mir darüber reden wollte, dann würde er eh nicht locker lassen.

„Ich war in dem Haus und war kurz davor den Mann zu schnappen. Ich hatte ihn eingeholt und dann drehte er sich plötzlich um und schubste mich. Ich verlor den Halt und viel die Treppe runter und er konnte fliehen.“ Jane blickte mich noch immer kalt an, als ich von dem Einsatz am Morgen erzählte.
Ich waren kurz vor der Festnahme eines Verdächtigen gewesen, als dieser mich schubste und ich den Halt verlor. Ich fiel von der Treppe und er konnte fliehen. Der Tag hatte mit einem geflohenen Hauptverdächtigen und mir im Krankenhaus begonnen. Grace hatte mich nach Hause gebracht und viele Stunden mit mir verbracht. Sie hatte mir zugehört, mich getröstet, mir Tee gemacht, für mich gekocht und mich einfach festgehalten. Am späten Nachmittag hatte ich sie dann ins Büro geschickt. Sie wollte nicht gehen, aber ich konnte sie überreden. Das Team musste den Mann finden. Grace wollte wieder kommen, doch ich sagte, dass ich es schon schaffen würde. Sie sah mich skeptisch an, meinte ich könne sie jeder Zeit anrufen und ging dann. Sie musste versprechen, niemandem auch nur ein Wort zu erzählen.

„Aber ich brauche dir das alles ja gar nicht zu erzählen. Denn du hast Grace ja schon befragt und wahrscheinlich bereits den Bericht gelesen.“, sagte ich so kühl wie möglich.

Es war so viel passiert und ich wusste einfach nicht, wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte geglaubt ihm am wenigsten weh zu tun, wenn ich schweigen würde. Er hatte es nicht gewusst und es brachte nichts es ihm noch zu sagen. Ich dachte, er wäre eh noch nicht bereit. Es war ein Fehler und seit dem zog er sich immer mehr zurück. Er bereute es doch sicher.

„Wie weit warst du?“ Janes Stimme war ruhig und leiser als zuvor. Ich fragte mich, ob er sich wirklich interessierte. Für mich, Teresa Lisbon, die vor weniger als vierundzwanzig Stunden ihr Kind verloren hatte. Für die Frau mit den verweinten Augen. Für die Frau, die ihm immer wieder den Arsch gerettet hat. Ich sah ihm wieder in die Augen und sah Schmerz aufblitzen.
Ich schluckte schwer und blickte auf den Boden. „Neunte Woche.“

„Du hättest etwas sagen müssen…“ Janes Stimme war leise und angespannt, als er einen Schritt näher trat. „Wie denn?!“, schrie ich. „Du hast dich komplett zurückgezogen!“ „Lisbon, ich…ich…es tut mir leid.“ Tränen liefen über meine Wangen. „Jane, nicht.“ Ich drehte meinen Kopf weg, doch sanft dreht er meinen Kopf zurück. Ich schlug seine Hand weg und sprang auf. Ich wollte einfach weglaufen, aber er packte meine Schultern und drehte mich zu sich um. Ich hatte keine Kraft um mich zu wehren.

„Lisbon, ich meine das ernst. Es tut mir leid.“ Ich konnte mir ein verächtliches Schnauben nicht verkneifen. „Ja klar! Ich versteh schon. Es tut dir leid, dass du zum CBI gekommen bist. Es tut dir leid, mich kennengelernt zu haben. Es tut dir leid, dass du dich auf mich eingelassen hast. Es tut dir leid, dass du mit mir geschlafen hast! Du liebst Angela noch immer und dein Leben besteht nur aus Red John!“ Ich zitterte vor Wut.
„Nein! Es tut mir leid, dass ich mich zurückgezogen habe. Es tut mir leid, dass ich nicht für dich da war. Es tut mir leid, dass ich dir so ein Gefühl vermittelt habe und es tut mir leid, dass du unser Kind verloren hast. Ja, ich liebe Angela noch immer und das wir immer so sein. Aber der Grund, dass ich mich zurückgezogen habe ist ein anderer.“ „Ach ja?! Und der wäre?!“ „Du! Der Grund heisst Teresa Lisbon. Ich hatte Angst, dass Red John erfährt, was ich für dich fühle und dir was antut. Ich wollte ihn finden, damit ich keine Angst um dich haben muss.“
„Und was fühlst du für mich?“, fragte ich leise. „Ich liebe dich, Teresa.“

Er zog mich in seine Arme und ich weinte bitterlich. Ich spürte, dass auch ihm Tränen über die Wangen liefen. Wir setzten uns aufs Sofa und ich kuschelte mich eng an Patrick.
Das Ultraschalbild, das erst einen Tag zuvor entstanden war lag auf dem Tisch vor dem Sofa. Patrick nahm das Bild und starrte es minutenlang an. Dann strich er liebevoll über das Bild…

Schmerz [The Mentalist] [Jisbon]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt