Aro

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Sanft strich der Mondschein über das Zimmer hinweg, erhellte es auf eine magische Art und Weise. Ich betrachtete das liebreizende Mädchen, das selig in seinem Bett schlief und in einer Traumwelt schlummerte, die mit der heutigen Nacht pure Realität werden würde. Denn ich hatte es mir versprochen, sie dieses Mal nicht in Trance zu versetzen. Sie würde alles genau so erleben, wie auch ich es erleben durfte. Wie in jeder Nacht, seit nunmehr zehn Tagen. 


Heute war Nacht Nummer Zehn. 


Die letzte Nacht....


Lächelnd beobachtete ich jede noch so kleine Bewegung ihres grazilen Körpers, genoss den Rhythmus ihres Herzschlages, der gleichmäßig seine Arbeit leistete. Ein Schlag, ein weiterer Schlag, noch einer, unaufhaltsam und voller Leben.
Dieser liebliche Ton ihres menschlichen Herzens und die damit verbundene sanfte Atmung ihrerseits, versetzten mich in einen Rausch reiner Glückseligkeit. Es erregte mich. Denn es war ihr Leben, das einzig in meinen Händen ruhte. Ohne Möglichkeit auf Wiederkehr, würde jenes Leben zwischen meinen Fingern liegen, bereit es zu nehmen. „ISABELLA MARIE!", hauchte ich hinein in die Stille der Nacht.

Nur noch wenige Sekunden, nur noch winzig kleine Sekunden trennten mich von der Stunde der Mitternacht. Jene Uhrzeit, die unser beider Nacht endlich beginnen lassen würde. Vollkommen und faszinierend zugleich. Atemberaubend und verführerisch gleichermaßen.
Ich überbrückte die wenigen Schritte zu ihrem Bett und setzte mich auf die Matratze. Sanft fuhr ich mit einer Hand über die geblümte Decke und erfreute mich an dem samtig weichen Gefühl auf meiner Haut. Drei Sekunden, zwei Sekunden, eine Sekunde. Es war soweit.

Ich konnte mir ein frohlockendes Lächeln nicht verkneifen, während ich meine Hand weiter wandern und schließlich über ihrer ruhen ließ. Ich verschränkte unsere Finger ineinander und beugte mich über sie, um mit der anderen Hand über ihre Wange zu streichen. Es war ein so unglaublich angenehmes Gefühl, wie meine eiskalten Finger über die wunderbar warme Haut ihres menschlichen Lebens fuhren. Zu sehen und fühlen zu können, wie ihr meine Berührung eine wahre Gänsehaut bescherte und sie erschaudern ließ, war genauso umwerfend, wie das süße Lächeln auf ihren Lippen, das sich nun bildete und mir entgegen blickte.

Ich beugte mich näher zu ihr heran und vergrub mein Gesicht in ihrer Halsbeuge. „Bella", hauchte ich an ihr linkes Ohr und fuhr mit meinen Fingern von ihrer Wange hinunter über ihren Hals. Strich über ihre Schultern und glitt von dort hinunter über ihre Brust. Ehe sie überhaupt reagieren konnte, hatte ich ihr die Bettdecke bereits weggezogen, wobei meine Lippen noch immer an ihrem Ohr ruhten. „Bella."
„Aro." Hell und glockenklar vernahm ich den Klang ihrer Stimme. „Ja, mein Engel!", hauchte ich und lächelte still. Meine Hand wanderte weiter und glitt über ihr Nachthemd, unter dem sich ihre Brustwarzen durch meine Berührung wie zarte Knospen aufrichteten.

So erregt wie sie war, während sie sich ausschließlich ihren Sinnen hingab und mich weder sehen noch berühren konnte, so erregt war auch ich. Der Unterschied hierbei war jedoch der, dass ich nicht schlief und jeden noch so kleinen Zentimeter ihres Körpers mit all meinen Sinnen erforschte. Sie hingegen verweilte in einem Traum, zumindest noch. Wie in den Nächten zuvor legte ich mich zu ihr und genoss das Gefühl, das jede einzelne Faser meines untoten Körpers berührte. Angenehme Wärme schoss durch mich hindurch und ließ mich aufkeuchen, als jene Wärme einer beglückenden Hitze wich. Dieses junge Mädchen war die EINE, auf die ich solange gehofft und gewartet hatte.

Ich konnte es fühlen, konnte diese unsichtbare Verbindung zwischen uns nur allzu deutlich wahrnehmen und genoss dieses neue berauschende Wissen. Denn endlich, endlich war ich an meinem Ziel angelangt. Ich beugte mich zu ihr herunter und schloss die Augen. Ihre Haut an meiner, ihr Körper so dicht an meinem und dieser betörende Duft ihrerseits..., dieser nahezu utopische Duft, der mich hineinsog bis in die hinterste Ecke ihrer Existenz, mich in einen Strudel aus Liebe und purer Leidenschaft riss, ließ mich am Ende berauscht meine Lippen auf ihre legen. Ich küsste sie und bereute keine Sekunde, auch wenn mir dieser Kuss jedwede Unabhängigkeit nahm, die ich bis hierhin besessen hatte. Es kümmerte mich nicht.

Denn sie war es, für die ich mich entschieden hatte. Ebendeshalb war dieser Kuss genauso richtig wie ihr vorhandenes Ich. Sie war perfekt, dieser Kuss war perfekt, alles zeugte von absoluter Vollkommenheit und Richtigkeit. Schwer atmend löste sich Bella von meinen Lippen. Ich nutzte diese Pause und öffnete meine Augen, woraufhin ich in zwei samtige dunkelbraune, beinah schwarze Seen blicken konnte. Die Farbe ihrer Augen raubte mir für einen Moment den Atem und ließ mich erstaunt in den Spiegel ihrer Seele blicken. Diese Aussicht war so wunderbar lieblich und verführerisch zugleich. Nun in ihre Augen schauen zu können und zu wissen, dass sie mich leibhaftig sehen konnte, erregte mich nur noch mehr. So viel mehr.

Endlich war es nicht die Trance ihrer Sinne, die dafür gesorgt hatte, dass ich sie jede Nacht unbemerkt nehmen konnte. Nun war tatsächlich jener Zeitpunkt gekommen, an dem ich sie würde nehmen können, während sie mir lebendige Aufmerksamkeit schenkte. „Du bist real.", hallte ihre liebliche Stimme in meinen Ohren wider, wobei ihr süßer Atem gegen meine Lippen prallte - und um diese Realität, um mich zu spüren, legte sie ihre kleinen Hände an meine Hüften und ließ sie weiter herabgleiten. Mit zitternden Fingern fuhr sie über den schwarzen Hauch von Seide, der meinen Unterkörper bedeckte.

Es war eine unglaublich intensive Berührung, die Wärme ihrer Finger hinterließ an jeder einzelnen Stelle ein flammendes Inferno. Ich fühlte, wie meine Männlichkeit vor Verlangen pochte, genoss diesen unsagbaren Rausch aus Zärtlichkeit und aufkeimender Leidenschaft, erbebte förmlich, als ihre zarten Finger aufwärts wanderten und sich letztendlich in meinem Haar vergruben. Langsam glitten sie hindurch, zogen daran, sachte und zugleich mit einer Gewalt, die mich nur noch mehr erregte.
Es gefiel mir, wie sie nach einer Bestätigung suchte und dabei ihre Seele sowie ihren Verstand befriedigte. „Ja, das bin ich.", antwortete ich gegen ihre Lippen und verschloss diese mit einem liebevollen Kuss, ließ meine Lippen weiterwandern und bedeckte auch ihr Gesicht mit Küssen - mit unzähligen zarten kleinen Küssen!

Jeden einzelnen davon sog sie in sich auf ein Schwamm, was mich gerührt lächeln ließ. „Und ich will dich! Für immer!", murmelte ich an ihrem Ohr, während meine Hand sich in ihre dunkelbraune Haarpracht wühlte. „Und ICH will DICH!", raunte sie zurück, presste ihre vor Erregung harten Brustwarzen gegen meinen Körper, öffnete ihre cremig zarten Schenkel und ihre heiße Mitte, bereit meiner Männlichkeit Einlass zu gewähren, bat mich stumm um Erlösung. Ich lachte leise und biss mir auf die Unterlippe, als ich langsam aber sicher begriff, dass es ab jetzt immer anders sein würde.

Denn von nun an würde ich nicht nur meine eigene Erregung spüren können, sondern auch ihre. Ehe ich diesen Gedanken überhaupt beenden konnte, gab sie sich bereits ihren Instinkten hin und bog sich mir verlangend entgegen.
Sanft drückte sie mich an sich und suchte mit ihren Lippen nach den meinen. „Endlich.", hauchte ich glücklich und ließ sie gewähren. Ich zog mir das schwarze Stück Stoff aus und drang gleich darauf in sie ein - sanft und doch voller Ungeduld. Innerlich jubilierte ich, als ich der tiefen Gefühle gewahr wurde, die sich in ihren Augen widerspiegelten und genoss jede Sekunde, in der sie sich mir ganz schenkte. Endlich war es nicht nur eine einseitige Nacht.

In meiner ewigen Existenz, die mir dereinst vor dreitausend Jahren mit einem Biss geschenkt worden war, hatte ich nie darüber nachgedacht, wie es sich wohl anfühlen würde, die wunderbare Vollkommenheit des Geschlechtsaktes in wahrer Liebe zu verspüren. Doch seitdem ich diesem besonderen Geschöpf, seitdem ich Bella begegnet war, wusste ich, welch himmlische Macht dies sein konnte. Niemals wieder wollte ich auf diese Empfindung verzichten müssen. Niemals mehr wollte ich sie hergeben. Dieses kleine, zarte Mädchen gehörte mir, so wie ihr Leben in meinen Händen ruhte. Ich legte meinen Kopf in den Nacken, überwältigt von diesem Zauber der Natur, ließ ich einen Stoß dem anderen folgen.

Während wir uns im gleichen Rhythmus davontragen ließen, hallte ihr Stöhnen in meinen Ohren wider, wie die schönste Melodie einer noch nicht fertiggestellten Komposition. Ihr schneller Atem, vermischt mit den noch schnelleren Schlägen ihres Herzens, raubte mir nahezu den Verstand. „Aro", hauchte sie zart, „ich liebe dich!" Ich lächelte glücklich und beugte mich ein weiteres Mal zu ihr herab. „Und ich liebe dich! Wir sind verbunden...! Untrennbar, für die Ewigkeit...!", keuchte ich und presste mich noch enger an sie. Sie reagierte, indem sie sich innig an mich schmiegte und vollkommen mit mir verschmolz.

Mehr und mehr wurden wir in einen unglaublichen Strudel aus Liebe und Leidenschaft gesogen, bis mir das leichte Vibrieren ihrer inneren Weiblichkeit den herannahenden Höhepunkt verriet! In eben jenem Moment vollführte ich den letzten Schritt, senkte den Kopf und bohrte meine messerscharfen Zähne in ihren Hals. Niemals wieder würde ich auf sie verzichten müssen – würde sie auf mich verzichten müssen. Denn nun erhielt sie mein ganz persönliches Geschenk, das ihr die Ewigkeit an meiner Seite gewährte – als meine Königin! Als Königin meines Herzens! Für immer mein! Für immer meine über alles geliebte Bella...!

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Das nächste Morgengrauen verleitete Mrs. Stanley dazu, erneut das Zimmer ihrer Pflegetochter zu betreten, um sie aufzuwecken.
Als sie die Tür öffnete, war es ein kühler Luftzug, der ihr entgegen schlug. Nur um am Ende festzustellen, dass Bellas Bett leer war und das Fenster erneut offen stand. Bereits zum zehnten Mal, auf eine völlig unerklärliche Art und Weise....

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Der Kuss des VampirkönigsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt