Does your Mother know?
„Na?", neugierig werde ich aus großen, grünen Augen angesehen.„Wie war es?", ein dreckiges Grinsen spielt um die feinen Lippenmeines Cousins, der mir an diesem Sonntagmorgen, am Frühstückstischmeiner Eltern, gegenüber sitzt. „Gut.", erwidre ich schlicht,kann das dämliche Grinsen, das sich auf mein Gesicht schleicht,jedoch nicht unterbinden. „So, so. Gut also. Wie heißt der Gutedenn?", er grinst noch immer und löffelt dabei seelenruhig seinMüsli in sich hinein. Wir sind alleine, da meine Eltern schon längstaus dem Haus sind, Sport machen wahrscheinlich. Ich schütteebenfalls Müsli in meine Schalte und kippe dann anschließend Milchdrüber. „Finn. Warum?" „Nur so. War's was einmaliges?" Ichnicke und er seufzt daraufhin, bevor er das Thema wechselt. „Wirwollten nachher alle zusammen Grillen gehen. Magst du mit kommen? Wirgehen zum See.", kurz überlege ich, nicke dann jedoch. Fleisch:Einfach nur lecker. Fleisch über Feuer: Unwiderstehlich. „Gut.Lass nach dem Frühstück gleich los. Ich hab schon gestern alles füruns eingekauft. Alex kommt in einer halben Stunde vorbei um unsabzuholen."
„Hi Leute!", aufgedreht hüpft mein Cousin auf die kleine Gruppezu. „Nath!", er zieht den Namen des kleinen Rotschopfs in dieLänge und wirft sich diesem um den Hals. Der Blick von Alex, FabisFreund, verdunkelt sich darauf unmerklich. „Kannst du den Kleinenimmer noch nicht leiden?", frage ich ihn und er grummelt nur etwasunverständliches vor sich hin. Ich zucke mit den Achseln. Geht michnichts an und so schlendre ich lieber gemütlich hinüber zu denanderen. „Hi, Tobi. Wie geht's dir?", Tim kommt freundlichlächelnd auf mich zu. „Gut gut.", ich erwidre sein Lächeln. Erist Fabis Exfreund, aber seit einiger Zeit mit Nathanael zusammen.Ich stelle mal wieder fest, dass er Alex ein wenig ähnlichsieht und zudem noch verdammt gut aussieht. Aber er istabsolut nicht mein Typ. Zu jung, viel zu schwarzhaarig und viel zubesitzergreifend. „Ihr seid gestern schon so früh verschwunden.",er stellt sich zu Alex und das Grinsen, dass sich nun auf seinemGesicht zeigt, erinnert mich an Fabis dreckiges Grinsen. Ich schüttleden Kopf und begrüße nun auch die anderen. Merle und Robin kenneich nur flüchtig und das andere Mädel bei ihnen kenne ich garnicht. Ich stelle mich höflich vor. Sie heißt Frederike undstudiert anscheinend mit Nathanael zusammen, der mich jetzt auch kurzund schüchtern lächelnd begrüßt. Er ist wirklich noch zierlicherals Fabi, was eigentlich schon fast gar nicht mehr möglich ist, damein kleiner Cousin bereits aussieht wie der letzte Twink.
Es ist auch heute ein schöner Sommertag und es wird recht schnellrichtig heiß. Ich bin gottfroh, dass ich meine Badehose gleichangezogen habe und so mit Robin, Alex und Tim im Wasser verschwindenkann. Der See ist, jetzt am Vormittag, noch nicht so überfüllt unddas Wasser ist angenehm kühl. Ich paddle ein wenig vor mich hin undmuss unweigerlich an gestern Nacht denken. Ich seufze. Warum muss ichjetzt an ihn denken? Nervig. Mit dem Gedanken an Finn kommen auchgleichzeitig wieder die Gedanken an Felix zurück. Mit ihm war derSex ganz anders gewesen. Liebevoller, aber auch bedeutendlangweiliger. Schnell tauche ich ab, in der Hoffnung, dass das kalteNass meinen Kopf aufklärt und die nervigen Gedanken zu vertreibenvermag. Ich habe nicht vor, mir diesen Tag von irgendwelchen Männerkaputt machen zu lassen. Dafür ist das Wetter einfach viel zuherrlich.
Ich sehe, dass am Ufer mittlerweile ein kleines Feuer flackert, überdem ein Grill steht. Ich paddle langsam zur Böschung zurück. Oha.Anscheinend hat sich unser Grüppchen vergrößert. Zwei weitereKerle sind gekommen, stehen aber mit dem Rücken zu mir. „Eh? Dubist Nikos kleiner Bruder?! Verdammt! Bist du groß geworden! Wie altbist du jetzt?!", höre ich Fabis überraschten Ausruf.„Siebzehn.", antwortet eine tiefe Stimme. „Jaja, er hat sichecht gemacht, ne?", einer der Kerle lacht und wuschelt dem anderendurch zusammengebundenes, langes, blondes Haar. „Lass das Niko!"„Moment...Warst du gestern im „Blue"?", in meinem Magenbildet sich ein Klumpen aus Eis. „Ja, warum?", antwortet derkleine Bruder auf die Frage von Fabi. Jetzt stehe ich direkt hinterihnen. Scheiße. Ich habe grade ein verdammt schlechtes Gefühl.Fabis Blick huscht an den beiden Blonden vorbei und fängt meinenBlick ungläubig ein. Ich schlucke. Ich kenne diesen Rücken. DieHaare. Scheiße! Anscheinend bemerken mich nun auch die anderen. „Ah,Tobi! Ich hab für dich auch schon mal ein Steak auf den Grillgeworfen."; grinst mir Alex entgegen. Ich schlucke und das „Danke"bleibt mir im Hals stecken, als sich die Neuankömmlinge umdrehen.„Tobi?!" „Finn..." „Ihr kennt euch?", kommt es überraschtvon dem anderen Blonden. Ich reagiere gar nicht. Ja. Wir kennen uns.Das kann man wohl sagen. Fuck! Siebzehn?! Der Kerl ist mehr als zehnJahre jünger als ich! Verdammte Scheiße! Ohne noch etwas zu sagen,laufe ich zu meinem Zeug und ziehe mir das Shirt über den nassenKörper ehe ich eine Kehrtwendung mache und einfach nur weg stiefle.Mist, Mist, Mist! Ich habe mich von einem Kind flach legen lassen!Von einem verdammten, minderjährigen Kind!

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Tabu
RomanceEigentlich wollte Tobi nur seinen Marktwert austesten. Ein wenig unverbindlichen Spaß haben, nichts weiter. Am Besten wäre es, wenn er dabei auch gleich seinen Ex vergessen könnte. Wie so oft im Leben, kommt es aber anders als gedacht.