Ich bin draußen. Unterwegs unter Menschenmengen. Falle gar nicht auf zwischen all diesen Gestalten.
Die Straße ist erfüllt von Gelächter , Gebrülle und Schweigen. So wie es jeder eben kennt.
Zusammen ergibt das eine interessante Geräuschkulisse , die man sonderbar leicht ignorieren kann.
Alle bewegen sich im Gleichstrom durch die Straße.
Halten manchmal kurz inne um die Schaufenster zu betrachten bis sie letzlich über die zu hohen Preise diskutieren.
Etwas besonderes kann ich dieser Atmosphäre nicht abgewinnen.
Während ich meinen Weg antrete beobachte ich ein Mädchen - ein kleines mit blonden Haaren - welches die ganze Straße mit Fröhlichkeit erfüllt. Zunächst überlege ich ob es real ist. Aber eine Fato Morgana im kalten Norden Deutschland's schließe ich schnell aus.
Neben all den ausdruckslosen Visagen - erblicke ich ein herzhaftes Lächeln.
Schnell hat mich das Kind in seinen Bann gezogen. Zu gern wüsste ich warum sie so strahlt.
Ich sehe weder andere Kinder - noch fallen mir kinderfreundliche Dinge auf.
Doch sie strahlt - einige würden nun noch ,,wie ein Honigkuchenpferd'' hinzufügen - ununterbrochen.
Ich empfinde tiefen Neid , da es mir nicht gelingt dieses Lächeln nach außen zu tragen. Nicht hier. Nicht jetzt. Und auch nicht im gewöhnlichen Alltag.
Wie macht dieses Mädchen das nur? Ist sie vom Egoismus so getroffen, dass sie sich einfach erlaubt glücklich zu sein ? Unwissend was sie mir damit antut?
Ist sie vielleicht die Fröhlichkeit der Mutter Natur , die es sich zur Aufgabe gemacht hat - der eintönigen Gesellschaft Farbe zu verleihen?
Ich komme nicht weiter in meinen Gedanken .
Zu sehr bin ich gefangen von diesem Lächeln. Bemerken es denn die anderen nicht?
Schließlich halte ich es nicht mehr aus - ich fühle mich dazu gezwungen es heraus zu finden.
Die Kleine steht auf der gegenüberliegenden Seite der Straße.
Als ich neben dem Mädchen stehe , fühle ich mich wie ein Junge der zum ersten Mal ein Mädchen anspricht. Nur mit dem Unterschied , dass ich kein kleiner junger mehr war.
Mein Herz pocht. Ich muss mich zusammenreißen.
Endlich dann bringe ich ein paar Wörter heraus : ,, Hallo , dürfte ich dich einmal etwas fragen?''
Die Kleine schaut mich eingeschüchtert , aber immernoch lächelnd, an und nickt kurze Zeit später.
,, Mich interessiert es sehr , warum du dich so freust?''
Nun schaut sie mich mit ihren großen Augen verwirrt an. Fast so als hätte ich ihr gesagt , dass ich der Weihnachtsmann bin.
Ein Schweigen erfüllt diesen Moment.
Dann öffnet sie ihren Mund und entgegnet mir mit ihrer kindlichen Stimme : ,, Ich gehe heute mit meiner Mami ins Kino. ''
Als ich darüber nachdenke sehe ich ihre Mutter besorgt auf uns zukommen , sie nimmt die Kleine, wirft mir einen bösen Blick zu und sie ziehen von dannen.
Und ich stehe mit der Erkenntnis dar , dass ich das Lächeln verlernt habe.
Dass Leichtigkeit und Sorglosigkeit kein Bestandteil meiner Tage sind.
Ich bin im Netz der immer gleichen Leier gefangen - und habe das verlernt - was ich als Kind am besten konnte.