Silvester. Eine Feier des Neuanfangs. Zu oft schon war die Silvesternacht über diese Stadt herein gebrochen. Doch nur selten hatte er sie allein' verbracht. Egal ob mit Familie oder später Freunden und Freundin.
Nie hätte er gedacht sie jemals alleine zu verbringen. Also so ganz allein. Ohne einer einzigen Person. Er hätte es nicht im Traum erwartet, das hatte keiner.
Ob es jetzt noch jemanden kümmerte? Wahrscheinlich nicht. Zumindest ging er nicht davon aus. War er nicht sowieso allen egal? Langsam schlenderte er durch die Straßen, seine Hände tief in den Taschen seiner Jacke vergraben.
Er kickte einen Stein vor sich her. Das verursachte Klackern ging ungehört in den Geräuschen des Verkehrs unter. Große Hektik herrschte hier, Stress lag in der Luft, es roch nach Abgasen. Alles eilte an ihm vorüber, doch er blieb zurück, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Wozu auch? Hatte doch keinen Sinn durch das Leben zu sprinten wenn man doch gemütlich spazieren konnte.
Ein Seuftzen entfloh seinen Lippen. Er blieb stehen und sah in den grauen Himmel hinauf. Grau wie ihre Augen. Grau wie Asche. Grau wie Stein. Viele Bilder zogen bei diesem Anblick vor seinem inneren Auge vorüber.
Er ließ den Kopf wieder hängen und strich sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Eigentlich hatte sie das immer gemacht, immer wenn er es nicht bemerkt hatte. Oder er seine Haare absichtlich in sein Gesicht hatte fallen lassen, nur um ihre Nähe zu spüren.
Bei diesem Gedanken musste er schmunzeln. Es war jedoch kein glückliches Schmunzeln. Kein belustigtes, kein schmerzendes und auch kein verletztes. Es war ein spöttisches Schmunzeln. Er verhöhnte sich selbst dafür ihr immer noch hinterher zu trauern, sie immer noch zu vermissen, sie immer noch zu brauchen.
Schwerfällig und lustlos setzte er seinen Marsch fort. Wohin wusste er nicht, der Weg war sein Ziel. Oder war es doch etwas anderes? Wenn er ehrlich zu sich selbst sein würde, würde er erkennen, dass er es nicht wusste. Wenn er ehrlich zu sich selbst sein würde, hätte er aber auch schon vor einer ganzen Weile erkannt, dass er weiter leben musste, wieder mit dem Strom gehen- und sich mit der Welt weiter drehen musste.
Es begann zu dämmern und wurde ruhiger auf den Straßen. Schneeflocken fielen wie in Zeitlupe auf dei Erde nieder. Rauch stieg aus den Schornsteinen und Lichterketten strahlten mit den ersten Sternen um die Wette. Durch die Fenster konnte man glückliche Kinder erspähen und alles schien in Einklang zu sein.
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Verloren starrte er in die Ferne, ließ seine Beine über den Rand der Brücke baumeln, auf der er saß. Unter ihm toste der Fluss. Die Kälte kroch ihm in die Knochen, doch er nahm es ur so halb wahr. In gewisser Art und Weise war sein Körper taub.
Er hörte nichts, nahm nichts von seiner Umwelt war. Hing nur seinen eigenen Gedanken nach und ließ die Beine baumeln. Dachte über das letzte Jahr- über sein Leben nach. Sein Leben, dass er schon früher hätte weiter leben sollen. Ob er das wollte? Wenn er ehrlich zu sich selbst sein würde, wäre ihm schon viel früher klar geworden, dass er es ohne sie nicht wollte, nicht konnte.
Die Wölkchen seines Atems stiegen auf. Er legte seinen Kopf in den Nacken und blickte hinauf in den klaren Sternenhimmel. Früher hatte er nur in ihre Augen sehen müssen um diesen Anblick genießen zu können. Ihre Augen hatten die Sterne in sich getragen. Doch nun war sein persönlicher Sternenhimmel erloschen. Und das, obwohl er ohne diesen Himmel auf Erden doch eigentlich nicht leben konnte.
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Die kalte Nachtluft ordnete seine Gedanken. Langsam löste sich der Knoten in seinem Kopf immer und immer weiter auf. Er würde verstehen, er würde sich sicher sein. Und das alles schon in Bälde.
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Noch wenige Minuten bis Mitternacht. Unruhig rutschte er hin und her. Er hatte nun verstanden. Er hatte verstanden, dass er es nicht konnte, dass er ohne sie nicht konnte.
10. Er stand auf, beide Hände auf dem Geländer.
9. Mühelos schwang er sich über das Geländer und kam dahinter zu stehen.
8. Ein weiterer Schritt und er stand direkt vor dem Abgrund.
7. Das Rauschen des Flusses benebelte seine Sinne. Er nahm nichts anderes mehr war. Es gab nur noch ihn und den Fluss.
6. Er sah ihr Gesicht vor sich, ihr Lächeln. Ihr Lächeln, dass er seiner Meinung nach, viel zu selten gesehen hatte.
5. Sein Griff um das kalte Metall des Geländers wurde lockerer.
4. Nun ließ er die Absperrung komplett los und starrte in die Fluten.
3. Er war bereit. Er wollte endlich frei sein, frei von seinen Qualen. Er wollte endlich seine Ruhe finden.
2. Ein letzter tiefer Atemzug. Die kalte Nachtluft brannte in seinen Lungen.
1-
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Das neue Jahr war herein gebrochen. Feuerwerke erhellten den Himmel und Funken fielen wie Regen auf die jubelnde Stadt hinab. Überall hörte man Gelächter und sah Lichter. Nur ein Lachen würde man nie wieder auf dieser Welt hören. Ein Stern am Himmel, verloren im Universum, verbannt von der Welt.
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Grey Nights
Teen Fiction"Ich bin bereit.", flüsterte er über das Getöse des Flusses, der sich unter ihm aufbäumte und wieder in seiner Gischt zusammen sackte.