VIII - Gewitter

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Morgens stehe ich auf, wälze mich in meinem knappen Nachthemd, stehe auf unschlüssig was ich mit mir tun soll.
Auf der Arbeit habe ich zwar nur 4 Aufträge aber sie sind ziemlich umfangreich, so große hatte ich bis jetzt noch nicht. Das würde heißen viel schreiben, viel telefonieren. Ich sah weder Mr. Schwarz noch Sabine. Die Firmenfeier ist am Mittwoch und heute ist Montag.. Das wird noch eine lange Zeit.
Auch den Tag darauf war ich alleine am Arbeiten. Es war wirklich langweilig, trodzdem strenge ich mich an. Grade fange ich an zu lächeln da höre ich vorwurfsvoll: "Machen sie grade Pause? Sie sind nicht sehr zuverlässig in letzter Zeit." "Nein", antworte ich nur knapp mich dem sterbenden Lächeln meiner guten Laune im Gesicht. "Auf. Ich habe noch mehr das sie bearbeiten können. Die Aufträge warten schon und sind dringend!", keift er mich fast schon an. Kotz. Ich sage nichts.
Ich schweige, halte keinen Augenkontakt. Fühle mich alt. Mein Alltag.
Mittwoch. Firmenfest von 18 uhr bis etwa 21 uhr. Yeah. Gestern hatte ich den Nudelsalat schon gemacht und nun wird er im Kühlschrank fertig. Meine Laune? Bewölkt.
Es ist schwer einen normalen Gedanken zu fassen und ich arbeite einfach. Der Chef redet einmal auf mich ein und ich tippe nur, höre nichtmal hin, denn er schelt mich.
Abends stehe ich im Raum herum, ich habe schon ordentlich vorgeglüht. Es ist 18:30 Uhr. Ich esse etwas und eine Vorgesetzte kommt auf mich zu: "Kuck mal! Frischfleisch!" Sie lacht und die Praktikantin an ihrem Arm schaut sehr irritiert. Ich nehme ihre Hände, was sie noch viel mehr verwirrt, verziehe keine Miene und spreche: "Lauf solange du noch kannst." Ihr Blick ist so verängstigt und perplex nimmt sie die Hände weg. Lachend führt sie das junge Mädchen ab und ich bleibe weiterhin stehen. Mehr und mehr kommen und ich werde immer besoffener. Um 20 Uhr herum musste ich mich setzen weil ich mich zu sehr wie ein Kobelrind fühle. Ich sollte echt nicht soviel trinken aber ich bin so gefrustet. Die ganze Woche habe ICH gearbeitet. Was hat Sabine gemacht? "Du siehst aus als ob du was zu sagen hast?", lächelt mit eine ältere Kollegin entgegen. Die Klatschtante die sich fühle als wäre sie 30 und aussieht wie eine Plastikpuppe. "Nein, absolut nicht", setze ich ein gelangweiltes Gesicht auf. Nein heißt Ja, und wenn Ja, sag bloß nicht Ja. "Hach, ich weiß doch sicherlich dass dir was auf der Seele liegt. Wenn man mit so einen 'tollen' Chef zusammenarbeitet. Ich hätte mindestens 3 Dinge." "Ich wüsste nichts. Erzählen sie mir etwas was ich nicht weiß..", fordere ich sie auf. "Nun ja. 1. Sie sind hier maaaaßlos betrunken, das kann man beobachten. 2. Schauen sie sich ihre dämliche Kollegin an. Die würde mich gehörig ankotzen! 3. Du hast ja mit deinem Chef geschlafen.. da würde mir 2. noch mehr auf den Keks gehen..", hinterlistig kann sie das alles auch noch flüstern, doch alle drei Dinge machen mich wütend. "Wie können sie mir unterstellen mit meinem Chef geschlafen zu haben?", keife ich sie an: "Sie hat es nicht zu interessieren was und in welchen Maßen ich trinke. Vor allem nicht das Arbeitsverhältnis zwischen mir und diesem bipolaren Lügner." Zum Ende des Satzes hin wurde ich lauter und ein paar Köpfe drehten sich zu mir um. Larissa, so hieß sie, blieb der Mund offen. Nie habe ich jemanden so angekeift. Und ich hätte wissen sollen wer gerade etwas hinter mir stand und alles verstanden hatte. Nicht wissend und trodzdem aus der Situation verließ ich die Feier.
Am nächsten Morgen schmerzte mein Kopf und ich hatte verdammt gute Laune. Ich fuhr zur Arbeit und hatte ein mulmiges Gefühl im Magen. Ich war verdammt früh dran, deshalb machte ich meine Mails auf. Nichts. Sabine setzte sich schnell hin und Mr. Schwarz ging an uns beiden vorbei. Sie schaute ihm unverständlich nach: "Hat er uns grade nicht gegrüßt?" "Ja", kommt es tonlos von mir. Ich weiß was ich gestern über ihn gesagt hatte, ich denke das ist die Strafe dafür. Was ich mir vorstelle ist, dass meine Strafe noch viel schlimmer wird. Eine private Email von ihm durchfährt meinen Bildschirm und ich habe wirklich Angst.
7:06:34 "Kommen Sie in mein Büro."
Ich stehe auf und gehe an Sabine vorbei. Sie schaut etwas misstrauisch. Die Tür schließt sich und er sieht weder auf noch macht er einen Mucks. Ich mache meinen Mund grade auf da hebt er seinen Kopf: "Was soll ich mit ihnen tun? Das war eine Beleidigung meiner Person vor fast der ganzen Kollegschaft. Ich dachte wirklich nicht dass SIE mal Scheiße bauen." Man sieht die kalten Augen in mir bohren und ich weiß nicht recht was ich tun soll. Mein Kopf fängt zu Schmerzen an. "Ich weiß selbst nicht wie ich das wiedergutmachen kann. Nichts wäre mir lieber als das ungeschehen zu machen. Es tut mir wirklich leid, ich habe mich verdammt unsachlich benommen. Es ist für mich unerklärlich warum ich sowas gesagt habe", versuche ich mich unfangreich zu entschuldigen. "Weil sie so denken. Ich bin also bipolar und ein Lügner? Sie wissen dass sie genauso nicht perfekt sind", er versucht ruhig zu sein, doch durchschaue ich dass er es schwer hat und mich anbrüllen will. "Nein sind sie nicht. Ich weiß nicht was ich mir dabei gedacht hatte als ich betrunken war." "Wohl das selbe wie in Italien", nimmt er an: "Nichts." Nicht so recht weiß ich was ich denken soll. Soll es mich beleidigen? Soll es mir sagen dass das meine Entschuldigung ist? "Werde ich meinen Job verlieren?", frage ich voller Angst. "Ich wünschte ich könnte das einfach tun. Sie würden im hohen Bogen fliegen, aber verdammt sie verrichten zu gute Arbeit."
Benutzt. Ich habe den Drang zu lächeln, doch nur einfach weil es mich verletzt. Ich lächle: "D-danke Mr. Schwarz. Sie werden es nicht bereuen. Ich werde mich nie wieder so verhalten." "Das hoffe ich für Sie. Wissen sie warum ich es gehört habe? In dem Moment wollte ich Ihnen sagen dass sie mit nach London kommen. Tut mir leid für sie, da sind sie selbst schuld." "Das ist okay. Man büßt für seine Fehler und macht sie besser", lächle ich weiterhin so falsch. "Sie können jetzt gehen. Und verdammt wenn Sie schon mein Verhalten bemängeln, sehen sie sich selbst an. Setzen sie mal öfter ein Lächeln auf", seufzt er.
Etwas in mir wird leicht und ich gehe an meinen Platz zurück. "Was wollte er?", fragt Sabine. "Er wollte ein Projekt besprechen", sage ich. Sie muss sich mit dieser knappen Antwort zufriedengeben.
Wieso habe ich das gesagt? Dass er solche Stimmungen hat gefällt keinem aber warum muss ich genau das reizen? Warum nenne ich ihn einen Lügner? Er wollte mich, mich, einladen nach London. Niemanden sonst und dann mache ich alles zunichte. Ich habe mich echt scheiße verhalten, wie ein Kind. Daran muss sich sofort etwas ändern.

Black Clouds - Pausiert?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt