Kapitell 1

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Eine Trauergemeinde folgte, im strömenden Regen, dem Pastor mit der Urne. Alle hatten sich um das Grab versammelt. Viele Freunde meines Vaters waren gekommen meine Tante, eine große, dunkelblonde Frau, stand hinter mir und umarmte mich. Ich sah wie alle weinten, doch ich konnte es nicht. Es lag nicht daran, dass ich meinen Vater nicht gemocht hatte, nein ganz im Gegenteil. Doch ich war eher der Typ der seine Trauer nicht nach außen hin zeigte. So langsam bekam jedoch auch ich einen Kloß im Hals.

Ich stieg die Treppe unseres alten Hauses hinauf, ging in mein Zimmer und schmiss mich schließlich dort auf mein Bett. Eine ganze Weile lag ich nur so da, und starrte auf die Poster meiner Lieblings-DJ's, welche an der Dachschräge gegenüber meines Bett's hingen. Ich stand auf um in meiner Schreibtischschublade nach einer Schachtel Zigaretten und einem Feuerzeug zu suchen. Im mal wieder passendstem Moment tippte mir meine Tante auf die Schulter:"Suchst du zufällig die hier?!" Mit rollenden Augen drehte ich mich um. Meine Tante hielt Schachtel und Feuerzeug in der Hand. "Phillip du bist gerade mal 16 und ... " - " ... und alt genug das selbst zu entscheiden!" Ich riss ihr die Schachtel aus der Hand und wandte mich von ihr ab:" 'N Feuerzeug krigg ich auch wo anders her!" Doch als ich gerade gehen wollte packte etwas meine Schulter und krallte sich dort in den Stoff  meiner olvigrünen Bomber:"Was denn jetzt noch!" Genervt dreht ich mich wieder zu ihr. Sieh hielt mir einen Karton entgegen:"Von deinem Vater. Er sagte ich soll es dir geben wenn er nicht mehr ... Naja du weißt schon!" Sie verschwand aus meinem Zimmer:"Vergiss nicht alles zu packen wir fahren noch heute!" - "Jaaaaaa!" brüllte ich ihr hinterher. Ich mochte meine Tante wirklich sehr, doch seit dem Tod meiner Eltern tat sie so als würde sie alles über mich bestimmen können. Ich schmiss die Schachtel auf mein Bett. Auspacken konnte ich auch später noch. Vorsichtig schlich ich die Treppe hinunter nahm mir mein Feuerzeug welches meine Tante naiv auf den Tisch gelegt hatte und rannte zum Schuppen. Doch als ich mein Moped, welches dort stand, starten wollte griff ich in meine Jackentasche und bemerkte, dass der Schlüssel nicht mehr darin war. Jetzt hatte sie sogar schon meine Klamotten durchsucht! So knallte ich die Schuppentür zu und ging zu Fuß weiter.

Entnervt ging ich zum Badestrand unseres Stadtteils. Meine Freunde waren bereits da. Mit gesenktem Blick, Händen in den Jackentaschen und schlurfenden Schuhen ging ich zu Ihnen und setzte mich mit in den Kreis den sie gebildet hatten. "Da bist du ja endlich!" Mein bester Kumpel Arne. Er hatte mal wieder zwei neue Weiber im Arm und ne Bierflasche in der Hand, das war so typisch für ihn. Schließlich setzte ich mich zu Helen. Wir kannten uns seit dem Kindergarten und eigentlich mochte ich sie sogar lieber als Arne, doch er war einfach ein fester Bestandteil unseres Vierergrüppchens:"Was los macht deine Tante Stress? Oder warum kommst so spät?" Fragte er und nahm ein Schluck Bier. "Wir fahren schon morgen." Geschockt guckte Helen zu mir und Arne verschluckte sich sodass er das Bier wieder ausspuckte:"Das müssen wir doch feiern! Also deinen Abschied!" Sagte er und warf mir eine Bierdose entgegen:"Hier haben nur noch die Flaschen sind leer!" Ich stand auf und ging zum Wasser herunter, Helen folgte mir. Dann legte sie ihren Arm auf meine Schulter:"Warum hast du nicht gesagt dass ihr bereits morgen fahrt?" - "Ich wollte die letzten Tage hier so genießen wie sonst auch. Nicht dieses ganze "ich werd dich so vermissen" Zeugs halt." -"Ja das versteh ich, aber du weißt dass ich nicht so bin. Und weißt du wie blöd dieser Abrupte Abschied ist. Wir kennen uns doch schon so lang." Dann umarmte sie mich, eine Träne lief ihr dabei übers Gesicht:"Auch wenn du das nicht hören willst, ich werd dich trotzdem vermissen, so sehr das glaubst du mir gar nicht." Wir umarmten uns erneut und sie begann zu weinen. Ich ging zurück und verabschiedete mich auch von Arne. Dieser war noch immer mit seinen Onenightstands beschäftigt. Er stand auf umarmte mich und klopfte mir auf den Rücken:"Machs gut altes Haus! Werd dich vermissen! Und Klär mir die Weiber da wo de hingehst!" - "Mach ich!"

Schließlich begab ich mich auf den Weg nach Hause.

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