Kapitel 1

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"Amber!", wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. "Hörst du uns überhaupt zu?". Ich nickte langsam. Darauf folgte Gekicher. Ich stand - wie in fast jeder Pause - mit meiner Clique auf dem Schulhof. Um einen kurzen Überblick zu verschaffen, werde ich etwas zu meinen Freundinnen erzählen.
Als erstes gab es Allison, ein Mädchen mit einem hübschen Gesicht, aber dem Charakter einer Schlange. Ihr perfekt geformtes Gesicht wurde von ihren braunen Haaren umspielt. Ihre Augen hatten eine außergewöhnliche Farbe - eine Fusion aus gelb und grün. Jeder Junge stand auf sie, und sie selbst hielt sich für die Anführerin unserer Gruppe.
Dann war da noch Spencer, ein sehr kleines, aber extrem intelligentes Mädchen. Sie hatte blaue Augen, die im Kontrast zu ihren dunkelbraunen Haaren, welche sie immer in einem Zopf trug, standen.
Ein anderes Mädchen aus unserer Clique war Chanel, ein Mädchen, das auf den ersten Blick wie das unschuldigste Wesen, das man je gesehen hat erschien, aber es faustdick hinter den Ohren hatte. Sie hatte strahlend blaue Augen und - wie die anderen auch - braune Haare. Meistens trug sie diese offen. Außerdem wurde ihr Gesicht von kleinen, hübschen Sommersprossen geschmückt.
Oh, und dann war da noch Rose. Sie war extrem schüchtern und ruhig, und traute sich nie was zu sagen. Sie sah aus wie ein kleines, zierliches Reh, was ihre braunen Augen noch unterstrichen. Ihre langen, gewellten Haare trug sie immer in einem geflochtenen Zopf. Sie war das Mauerblümchen unserer Gruppe, aber ich mochte sie genau so wie alle anderen auch.
Rose und Chanel konnten sich nie besonders gegen Allison's Befehle wehren, im Gegensatz zu Spencer. Allison und Spencer hatten sich deswegen schon oft gestritten. Irgendwie sahen sie alle aus wie Klone von Allison. Chanel hatte sich ihre Haare braun gefärbt, damit sie wie Allison aussehen würde. Wir alle standen unter ihrer Macht, denn sie war eine Meisterin darin, Menschen zu manipulieren. Wir alle trugen den gleichen cremefarbenen Mantel, die selben schwarzen Ankle Boots und die gleichen altrosa Handtaschen, die Allison uns nach den Sommerferien aus ihrem Urlaub in den USA mitgebracht hatte. Wir trugen jeden Tag das gleiche. Jeden verdammten Tag. Mich kotzte das ganze ziemlich an, denn warum sollten wir alle Kopien von Allison sein? Wir hatten nie geplant eine "Anführerin" zu haben, und hatten sie erst recht nicht zu dieser gekürt. Trotzdem war es ein Wunder, welchen Status du an der gesamten Schule hattest, wenn du mit ihr abhingst. Du wurdest jeden Morgen gegrüßt, du bist beliebt und dir wird Platz gemacht, egal wohin du gingst. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie sie sowas geschafft hatte.
Die Pause wurde durch das Klingeln der Schulglocke beendet. Noch eine Stunde, dann war die Schule endlich zu Ende. Chanel streckte mir ihren Arm hin, damit ich mich bei ihr unterhaken konnte, was ich aber lachend ablehnte. Gott, ist das peinlich. Ich war ziemlich unzufrieden in meiner Gruppe. Wir waren irgendwie dazu verpflichtet, alles gemeinsam zu tun. Wie ätzend. Wird einem denn überhaupt keine Freiheit mehr gelassen? Jedes Mal, wenn ich mich mit jemandem außerhalb der Clique getroffen habe, musste ich mich vor Allison rechtfertigen. Sie durchlöcherte einen mit Fragen, was aber viel schlimmer war, waren ihre vorwurfsvollen Blicke. Du musst dich jedes Mal mit einem Blumenstrauß und irgendetwas von ihrer beschissenen Amazon-Wunschliste entschuldigen. Das traurige daran war, dass Chanel und Rose immer das taten, was Allison sagte. Ich glaube, die beiden würden sich sogar anzünden, wenn Allison das von ihnen verlangen würde. Spencer war teilweise genau so. Jedes Mal, wenn sie nicht das tat, was ihr gesagt wurde, wurde sie ausgeschlossen. Aber sie war nicht so dumm wie die anderen, um mit einem Blumenstrauß anzukommen und sie kniend um Vergebung zu bitten. Und jedes Mal, wenn sie ausgeschlossen wurde, hat sie sich bei einer von uns - die nicht Allison war- über sie ausgekotzt. Aber letztendlich fanden die beiden immer wieder zusammen.
Aber nun genug von meinen Gedanken. Wir liefen gerade - natürlich in einer Reihe - durch die Schulflure. Alle machten uns respektvoll Platz. Von den einen und den anderen kamen abwertende Blicke, und vereinzelt fielen Begriffe wie "Fotzen", "Schlampen" und "Schnepfen". 
Die anderen ließen sowas gekonnt an sich abprallen, während mich sowas immer wieder traf, denn das, was ich hier verkörperte war ich nicht.
Wir kamen an unserem Klassenzimmer an und gingen gemeinsam zu unserem Platz. Chanel saß neben Allison, und Spencer neben mir. Rose saß - wie immer - alleine, was mir für sie sehr Leid tat. Die Stunde ging schnell vorbei. Ich ging schnell aus unserem Klassenzimmer raus, denn ich wollte nur noch nach Hause. Doch eine Hand packte mich und wirbelte mich einmal herum. Ich sah in Allison's grün-gelbe Augen. Sie hatte ihre Augenbrauen zusammengezogen. Es machte den Eindruck, als wäre sie wütend auf mich. "Wir treffen uns später vielleicht zusammen, und du kommst. Verstanden?". Ich zuckte nur mit den Schultern, drehte mich auf meinem Absatz um und fischte aus meiner Tasche mein Handy. Ich setzte mir meine Kopfhörer auf und ließ "I miss you" von blink-182 spielen. Ich hatte das Glück in der Innenstadt zu wohnen, weshalb ich schon nach kurzer Zeit zuhause angekommen war. Ich wohnte in einer Altbauwohnung mit hohen Wänden und einer Fassade aus braunen Backsteinen. Ich stieg in unseren Fahrstuhl und betätigte die Taste für den zweiten Stock. Als sich die Fahrstuhl Türen öffneten stand ich dann auch schon in unserer Wohnung. Ich schälte mich aus meinem Mantel und hing in auf, dann schlüpfte ich aus meinen Stiefeln und pfefferte meine Tasche mit meinen Schulsachen in irgendeine Ecke in meinem Zimmer. Dann begab ich mich in unser Badezimmer um meine Haare hochzustecken und meine Hände zu waschen. In unserem Spiegel sah ich meine Reflexion.
Meine dunkelblonden Haare, mein rundliches Gesicht und meine Blau-Grünen Augen, die von einer großen Brille gerahmt wurden. Ich war dicker als die anderen Mädchen aus meiner Clique und war unzufrieden mit mir. Mein Gesicht war stark geschminkt, damit ich überhaupt noch eine Chance hatte, mit den anderen Mädchen mitzuhalten. Als ich nun mit Hände waschen fertig war ging ich zurück in mein Zimmer.
Auf meinem Tisch stand ein Salat, welchen ich auf meinem Bett aß.
Kurze Zeit später bekam ich einige Nachrichten in der WhatsApp Gruppe unserer Clique.

Allison: Hey meine Hübschen, wann wollen wir uns heute treffen?
Spencer: Ich weiß nicht ob ich kann, muss noch auf meine Mutter warten..
Chanel: Ich kann.

Rose schrieb - wie immer - nichts.

Allison: Und was ist mit dir, Amber? Ich sehe, dass du meine Nachricht gelesen hast.

Gott, wie mich dieses Weib aufregte.

Amber: Mal sehen.
Allison: Wenn ihr jetzt gerade eh alle online seid, kann ich euch doch bestimmt was fragen.
Spencer: Yep.
Allison: Habt ihr was dagegen, wenn Ruby in unsere Clique kommt?

Ruby.. Ich hatte nie wirklich was mit ihr zu tun. Alles was ich weiß ist, dass sie Allison's beste Freundin ist. Ich hatte aber auch nichts gegen sie. Das einzige was mich verwunderte war, dass niemand, den wir in unsere Clique lassen wollten, in unsere Gruppe durfte. Es war immer Allison, die das ganze ablehnte. Das Argument, was sie immer brachte war, dass die Gruppe nur wegen unserem damaligen Zimmer auf einer Klassenfahrt in der siebten Klasse bestehen würde, und auch nur diejenigen, die in diesem Zimmer waren dazugehörten.
Also warum dürfte Ruby dann hier rein? Ich nutzte die Chance und fragte nach.

Amber: Aber sie war damals doch garnicht in unserem Zimmer..
Allison: Was hast du denn gegen sie, hm?
Amber: Überhaupt nichts, ich wollte nur mal nachfragen, wieso sonst keiner hier rein darf.
Allison: Also hast du was gegen sie. Ihr seid ja tolle Freunde, ihr Fotzen.
Spencer: Fuck this shit, I'm out.

Spencer hat die Gruppe verlassen

Amber: Sag mal, spinnst du? Ich hab nie was gegen sie gesagt, kein Grund hier so auszuflippen.
Allison: Ganz ehrlich, ihr könnt mich alle mal. Vergesst das Treffen heute, ich brauch sowas wie euch nicht.
Amber: Komm, iss mal ein bisschen Schokolade oder sowas und chill deinen Hormonspiegel.
Chanel: isso..
Allison: Haltet doch einfach eure beschissenen Fressen. Ich geh jetzt.

Allison hat die Gruppe verlassen.

Ich seufzte laut auf und legte mein Handy zur Seite.
Warum war alles in dieser Gruppe so unglaublich kompliziert?

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 16, 2017 ⏰

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