Der Wilde Wald

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Vor einiger Zeit sah ich im Fernsehn einen tollen Bericht über den wilden Wald der Kaiserin Sisi. Ich war begeistert von dem Bericht, der Wald war nahezu unberührt. Sie wollte ihn so naturbelassen wir möglich um sich immer wieder an der Natur zu erfreuen und sich in traurigen Zeiten darin zu flüchten.

Der Bericht begeisterte mich dermaßen, dass ich meinen Rucksack packte um ihn zu erkunden. Als ich Urlaub hatte ging es los. Ich holte mir ein Ticket um nach Österreich zu fahren. Ich wählte die längste Strecke um mich schon darauf einzustellen und die schöne Natur zu geniessen. Bis dahin laß ich noch etwas in meiner Lektüre. Ich las über die Hermesvilla in die sich Sisi gerne zurückzog wenn sie dem höfischen Leben entfliehen wollte. Entfliehen, das klang toll. Ich wollte meinem Leben auch so gerne entfliehen.

Ich checkte noch mal meinen Rucksack. Hier war alles drin, was ich zum Überleben brauchte. Ich konnte also einige Tage oder sogar Wochen in diesem Wald verbringen. Ich freute mich wahnsinnig. Endlich mal wieder raus. Natur und Ruhe. Keine Menschen, keine Technik. Alleine mit meinen Gedanken. Ach – das würde toll werden. Es sollen noch nicht mal Waldarbeiter vordringen. Der Wald soll so naturbelassen wie möglich sein. Ach – das würde toll werden.

Als ich in Wien ankam hatte ich kein Auge für dessen Sehenswürdigkeiten. Ich wollte nicht die Stadt sehen. Das würde ich vielleicht nachholen, wenn ich wieder nach hause fahren würde. Aber erstmal hatte ich genug von dem städtischen Leben. Es war mir einfach alles zu aufdringlich. Das einzige was ich mir ansehen wollte wäre das „Schloss der Träume" – die Hermesvilla – sie gehörte ja zu dem Park. Und es klang einfach toll. Ein Schloss der Träume.

Ich nahm die Öffentlichen um zum Tierpark zu gelangen. Ich hoffte, dass es nicht zu touristisch wäre.

Nun – als ich ankam war ich schon etwas enttäuscht. Busse und Touristenattraktionen. Wo war der Wald den ich in dem Bericht gesehen habe. Der schöne wilde, malerische Wald auf den ich schon so gehofft hatte.

Ich schloss mich einer Gruppe an und beschloss erstmal die Touristentour mitzumachen. Es war toll. Und dann sah ich ihn. An der Grenze des Touristengebietes kam das Naturschutzgebiet. Ich sonderte mich langsam und ruhig ab und sprang über die Mauer. Ich weiss ein Naturschutzgebiet sollte Tabu sein, aber ich hatte das Gefühl hier war ich zu Hause. Es war als würde mich etwas magisch anziehen. Ich konnte mich dem Sog nicht entziehen.

Als ich im Wald war, fühlte ich mich wie verzaubert. Das Licht war schummrig. Ich kam mir vor wie in einem Traum. Alles wirkte unwirklich aber gleich wieder echter als alles zuvor. Die Zeit verlor an Bedeutung. Ich setzte mich auf einen umgestürzten Baum und betrachtete einfach nur den Wald. Das Licht, das durch die Blätter viel. Ich fühlte mich wie in einer Blase. Einer sicheren Blase, die die Realität einfach ausblendete.

Irgendwann stand ich auf und bewegte mich vorsichtig durch den Wald. Ich wollte nichts verändern oder beeinflussen. Also versuchte ich ein Teil des Waldes zu werden. Es war schön warm. Das war gut – es bedeutete, dass ich mir keine Wärmequelle suchen musste. Sprich kein Feuer machen.

Ich wanderte Stunden durch diesen magischen Wald. Es kamen nur die Geräusche des Waldes an mein Ohr. Ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Ich beobachtet Feuersalamander die sich auf den Steinen wärmten. Ich hörte Spechte und auch kämpfende Wildschweine. Da war mir etwas mulmig. Denn man hatte ja schon einiges über die wilden Eber oder Bachen mit ihren Frischlingen gehört. Aber ich war ein Teil des Waldes. Dadurch beruhigte ich mich wieder.

Es wurde Zeit sich ein Lager für die Nacht zu suchen. Da es warm war brauchte ich nur einige Blätter, die ich als Schlafstätte zusammen trug. Sicherheitshalber hängte ich mein Transparent in die Äste – für den Fall, dass es regnen würde. Aber es sah nicht danach aus. Ich legte mich hin und schlief sofort ein.

Ich träumte seltsam. Ich wanderte wieder durch den Wald. Aber ich wurde gelockt von einer lieblichen Stimme. Sie rief mich. „Komm zu uns. Wir warten schon so lange auf dich. Finde uns. Wir warten und freuen uns auf dich."

Als ich erwachte ging die Sonne gerade auf. Was für ein Bild. Der Nebel lag noch auf dem Boden und legte einen magischen grünlich schimmernden Mantel über die Szene. Ich beobachtete die letzten Eulen, die sich noch schnell ein Mäuschen fangen wollten. Und auch die Mäuschen beobachtete ich. Der Wald erwachte langsam.

In einiger Entfernung sah ich ein paar Frischlinge, die mit ihren Rüsseln die Erde umgruben. Sie suchten ihr Frühstück. Einen Fuchs sah ich vorbei huschen. Und ich dachte ich würde noch andere Gestalten sehen, die nicht in einen Wald gehörten. Sie sahen aus wie menschliche Schemen. Der Nebel legte sich um sie und ich konnte sie nicht genau erkennen. Der Wald schien durch sie durch zu scheinen. Ich rieb mir die Augen und schaute noch mal. Aber sie waren immer noch da. Und sie winkten mir.

Ich wusste nicht was ich davon halten sollt. Ich sass auf meinem Bett und beobachtete eine Handvoll menschlicher Schemen. Sie kamen mir wie geisterhafte Erscheinungen vor. Waren es denn Geister? Sollte es in diesem Wald spuken? Davon hatte ich nichts gelesen.

Es wurde also Zeit sich dem anzunehmen und zu schauen ob ich in einem Spukwald gelandet war.

Ich bewegte mich in die Richtung der Erscheinungen. Sie bewegten sich und waren mir immer einige Meter voraus. Ich konnte sie nicht erreichen. Als die Sonne dann aufgegangen war, vertrieb sie den restlichen Nebel und damit auch die Erscheinungen. Und ich fühlte mich verlassen. Als hätte meine Familie mich verlassen.

Ich folgte noch etwas den Spuren im Wald und kam an eine Suhle. Ich glaub, das war die, die der alte Eber besuchte wenn alles ausgetrocknet war. Ich war baff. Und setzte mich erstmal. Dann kam der Eber. Ich war erschrocken. Er stutzte, sah mich an und ich dachte er würde mich jetzt angreifen. Aber dem war nicht so. Er ging erstmal in das Becken und suhlte sich ausgiebigst. Ich hatte noch nie so was anmutiges gesehen. Glaubt ihr nicht. Aber ein echtes Tier in seiner natürlichen Umgebung – ein wahres Wunder.

Als der Eber fertig war, stieg er aus seiner Suhle, kam zu mir, setzte sich und sprach mich an. Ich wurde von einem Eber angesprochen. War ich in Grimms Märchewald oder in Sisi's? Ich traute meinen Ohren nicht.

„Hallo", sagte er. „Es wurde auch Zeit, dass du endlich mal nach Hause kommst. Wir warten schon so lange. Deine Familie war schon mehr als verunsichert. Es laufen sogar Wetten ob und wann du wieder kommst. Ich war mir sicher, du würdest kommen. Ich habe nur gedacht es wäre früher. Aber es ist noch ausreichend."

Ich sass da wie versteinert. Was meinte er? Wieso nach Hause? Hier war ich im Urlaub nicht zu Hause. Aber wenn ich auf die Stimme in meinem Inneren horchte – ich hörte den Wald in mir. Die rauschenden Blätter, die zwitschernden Vögel und zirpenden Insekten. War das das Gefühl von zu Hause?

„Ich verstehe Dich nicht so ganz. Was meinst du mit meiner Familie und zu Hause? Du weisst ich bin ein Mensch. Und Menschen sind nicht gerade das was man freundlich zu der Natur nennt. Sie zerstören alles."

„Das ist der Grund, warum wir auf dich gewartet haben. Du hast eine Bestimmung. Deine Eltern haben dich damals, als du noch ein Baby warst in die Menschenwelt gebracht. Du solltest alles über sie lernen und dann unsere Welt retten."

Ich verstand gar nichts und alles. Meine Eltern waren nicht meine Eltern? Sie hatten mich belogen? Und ich verstand endlich warum ich mich ständig unvollständig gefühlt hatte und so eine Affinität zur Natur hatte. Ich hatte immer den Drang in den Wald zu gehen. War dies der Grund. Ich war eine Waldgeborene? Waldgeborene? Ja ich glaube das war der Begriff, den mein Volk benutzte.

„Spute dich. Ich bringe dich zu deinen Eltern und deinem Volk. Es wartet viel Arbeit auf euch. Denn der Wald und die Natur muss beschützt werden. Nach dem du die Menschen kennen gelernt hast, wird dies deine Bestimmung sein. Du musst uns retten. Du hast die Fähigkeit dazu und dein Kampf wird unser Kampf sein. Du bist unsere Waldgeborene Retterin. Mit dir ist die Hoffnung nach Hause gekommen. Jetzt werden wir uns zusammen tun und den Menschen in seine Schranken weisen. Das wird ein lebenslanger Kampf aber mit dir, deinem Wissen und Fähigkeiten werden wir es schaffen. Wir werden überleben."

Und er führte mich nach Hause zu meinem Volk, dass wir den Kampf gegen die Menschen antreten konnten.

ENDE

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 24, 2017 ⏰

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