☽ three ☾

20 3 19
                                    

Ein Tag vergeht, dann ein weiterer, und Jimin geht es langsam besser. Heute wird er vom Wecker viel zu früh aus dem Schlaf gerissen, um zum ersten Mal seit dem Unfall wieder zur Arbeit zu gehen. Und obwohl seine Prellungen deutlich weniger schmerzen und auch die Platzwunde an seinem Kopf soweit verheilt ist, kann er sich noch nicht einmal auf das Frühstück konzentrieren. Nicht etwa wegen seiner Wunden, sondern dem Gedanken an Yoongi. Natürlich hätte er damit rechnen müssen, dass dieser sich nicht mehr bei ihm melden würde - schließlich ist er praktisch ein Fremder, der nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen ist. Trotzdem hat ein kleiner Teil von ihm gehofft, der junge Mann würde ihm eine SMS schreiben, vielleicht sogar eine Freundschaft aufbauen. Wie naiv von Jimin.
Gedankenverloren sieht er sich Beiträge in sozialen Netzwerken an, während er Müsli aus einer weißen Porzellan-Schüssel löffelt. Beiläufig schweift sein Blick über die Zeitanzeige auf dem Display, als er plötzlich erstarrt. Er muss bereits in fünf Minuten das Haus verlassen, dabei hat er noch nicht einmal seine Tasche gepackt. In Windeseile springt er auf und hat keine fünf Sekunden später das Geschirr in das Spülbecken gestellt, bevor er in sein Zimmer rast, um seine Tasche zu holen. Achtlos stopft er dort einen Apfel und sein Mobiltelefon hinein, dann huscht er damit zur Haustür, schnappt sich seine Schlüssel von der Kommode, nimmt die Jacke von der Garderobe und schlüpft in seine Schuhe, welche er vor der Tür anzieht. Er beeilt sich, abzuschließen und ist bemüht, im Gehen seine Jacke anzuziehen, ohne seine Tasche fallen zu lassen oder dabei über die Stufen im Hausflur zu stolpern. Schließlich schafft er es sicher aus dem Haus, und wäre er nicht so spät dran, hätte er sich vor Stolz beinahe selbst auf die Schulter geklopft.

Etwa zwanzig Minuten später öffnet er, völlig außer Atem, die Tür zu dem Gebäude, in dem er arbeitet, und grüßt im Vorbeigehen seine Kollegen ehe er sein Büro betritt. Kaum hat er seine Jacke an die Garderobe gehängt und seine Tasche zur Seite gestellt, wird die Tür aufgerissen. Es gibt nur eine Person, die, ohne vorher anzuklopfen, einfach in Jimins Büro stürmen würde. "Jimin!", ruft eine aufgeregte Stimme, bevor sich jemand fest an ihn klammert. "Hobi! Ganz ruhig!", lacht der Kupferblonde. Hobi heißt mit vollem Namen Jung Hoseok und ist nicht nur Jimins Arbeitskollege, sondern auch sein bester Freund. Wann immer es ihm schlecht geht, schafft der Braunhaarige es, ihn mit seiner unbekümmerten und positiven Art aufzuheitern. Doch obwohl Hoseok es liebt, zu lachen, kann er auch ernst sein, wenn die Situation es verlangt. Jimin schätzt das sehr an ihm, und obwohl sein durchaus aktives Wesen anfangs an seinen Nerven zerrte, so will er ihn jetzt doch nicht mehr missen.
"Was ist passiert? Du hast mir nur gesagt, dass du im Krankenhaus warst und einige Tage bei der Arbeit fehlen würdest. Ich dachte, beste Freunde erzählen sich, was geschehen ist", schmollt Hoseok. "Es tut mir leid, Hobi", seufzt er, "wirklich. Ich war nur der Meinung, es sei besser, dir alles persönlich zu sagen. Das alles ist eine lange Geschichte." Daraufhin nickt der andere langsam. "Dann erzähl!" Jimin lacht. "Nicht jetzt, ich muss eine Menge Arbeit nachholen, und du hast sicherlich auch genug zu tun", meint er, worauf er einen enttäuschten Blick von seinem Freund erntet. "Willst du nach Feierabend mit zu mir kommen?" Hoseoks Miene erhellt sich und er nickt eifrig. "Gut. Dann lass uns den Papierkram schnell hinter uns bringen." Damit lässt er sich in den schwarzen Drehstuhl fallen, und der Brünette eilt wieder aus dem Büro. Jimin seufzt resigniert, bevor er sich dem monströsen Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch widmet. "Auf geht's."

-

Ein erleichtertes Seufzen kommt über Jimins Lippen, als er nach acht langen Stunden nun endlich das letzte Dokument bearbeitet und es in den entsprechenden Ordner geheftet hat. Es hätte ihn nicht so viel Zeit gekostet, wären seine Gedanken nicht ständig zu Yoongi abgeschweift. Am liebsten hätte er sich dafür geschlagen, nur halb bei der Sache gewesen zu sein. Schwerfällig stemmt er sich vom Stuhl, streckt gähnend seine steifen Arme und Beine und nimmt seine Jacke von der Garderobe. Als könnte er seine Gedanken lesen, stürmt Hoseok keine zehn Sekunden später in Jimins Büro. "Du bist endlich fertig! Los, los!", drängelt er und hüpft dabei aufgeregt auf und ab, wie ein kleines Kind. Jimin muss schmunzeln, während er sich die Jacke überstreift und sich seine Tasche über die Schulter hängt. "Dann lass uns gehen", grinst er, folgt Hoseok aus dem Raum, schaltet das Licht aus und schließt die Tür ab.

Etwa zwanzig Minuten später erreichen sie Jimins Haus. Während Hoseok, gleich nachdem er seine Schuhe ausgezogen hat, in sein Zimmer stürmt und sich rücklings aufs Bett wirft, bereitet der Kupferblonde Snacks und Getränke vor, die er dann zu seinem Freund bringt. Dieser setzt sich sofort auf. "Dann erzähl mal", sagt er, während er sich einen Keks in den Mund stopft. Und Jimin erzählt ihm alles - von dem Unfall und dem Krankenhaus, bis hin zu Yoongi und seinem Versuch, den Kontakt zu erhalten. Je mehr er erzählt, desto größer werden die Augen seines Gegenübers, und als er fertig ist, steht Hoseoks Mund offen. "Mund zu, du krümelst auf mein Bettzeug", bemerkt Jimin und der Braunhaarige schließt den Mund. "Also hat dir ein attraktiver Typ das Leben gerettet und dich nicht nur ins Krankenhaus, sondern auch nach Hause gebracht?", ruft er ungläubig aus. Der Jüngere nickt. "Und du", fährt er fort, "hast ihm einfach deine Nummer auf einen beschissenen Zettel geschrieben? Du hättest ihn nach seiner Fragen sollen!" Verzweifelt schlägt er die Hände vors Gesicht und lässt sich auf die Matratze fallen. "Hobi... der Zeitpunkt war nicht ideal. Wenn er nichts mehr von mir wissen will, ist das halt so", murmelt Jimin, doch er ist selbst nicht überzeugt. Was, wenn Hoseok Recht hat? Genau in diesem Augenblick vibriert sein Handy - eine Nachricht von einer unbekannten Nummer. Hoseok ist nun wieder ganz lebendig und krabbelt neben Jimin, um mit auf sein Handy schauen zu können.

Unbekannt: Hallo Jimin, hier ist Min Yoongi. Ich hatte sehr viel um die Ohren in der letzten Zeit und bin deshalb jetzt erst dazu gekommen, dir zu schreiben. Geht es dir inzwischen besser? Falls ja, könnten wir uns doch mal auf einen Kaffee treffen.





--------------------------------------------------------

a/n: Ich habe endlich mal geupdated HALLELUJA! Es tut mir leid, dass ich euch immer so lang warten lasse. Ich arbeite daran. Über Feedback würde ich mich sehr freuen!

Du hast das Ende der veröffentlichten Teile erreicht.

⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 20, 2017 ⏰

Füge diese Geschichte zu deiner Bibliothek hinzu, um über neue Kapitel informiert zu werden!

trance || yoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt