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Beim Essen albern Maurice und Patrick viel rum, so ähnlich, wie in de Videos, doch Micha und ich bleiben stumm. Außnahmsweise fehlt mir die Kraft, so zu tun, als sei alles in Ordnung. Ich war mir sicher, die beiden bemerken es, doch sagen sie nichts dazu.

Danach schlagen sie vor, einen Film zu gucken. Ich stimme zu, in der Hoffnung, den Schlaf hinauszögern zu können. Die Albträume musste keiner mitbekommen. Auch Micha stimmt zu, aber eher halbherzig. Ich sehe ihm an, dass auch er keine wirkliche Lust hat. "Sucht ihr zwei schon mal einen Film aus, wir holen Snacks und so.", sagt Maurice und zieht Patrick aus dem Raum. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass sie uns mit Absicht alleine lassen.

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Und wir sind wieder alleine. Patrick und Maurice sind los zum Bahnhof, da sie Snacks kaufen wollen. Immer stärker habe ich das Verlangen, einfach zu kotzen.
Stumm sitzen wir nebeneinander auf dem Sofa und starren die Wand an. Vielleicht wäre es lustig gewesen, zu einer anderen Zeit, in einer anderen Realität. Hier ist es aber nur der letzte Abfuck. Ich entschuldige mich wieder und gehe ins Badezimmer. Ein beklemmendes Gefühl macht sich in mir bereit, nimmt  mir die Luft zum Atmen und macht mich krank.

Nein, bitte nicht jetzt. Keine Panikattacke. Bitte nicht... Zitternd stehe ich vor dem Spiegel, auf das Waschbecken gestützt, und sehe mich an. Meine Augen, die panisch in meinem blassen Gesicht unnatürlich grün leuchten. Der Schweiß, der in Form von kleinen Tropfen mein Gesicht runterläuft. Meine Brust, die sich panisch hebt und senkt. Wie lange würde ich das hier überstehen? Ein Wochenende würde ich nicht schaffen.

"Alles gut bei dir?" Ein Klopfen an der Tür stört mich in meiner Konzentration. "Alles bestens. Komm nicht rein.", erwidere ich gepresst, noch immer im verzweifelten Versuch, die drohende Panikattacke zu unterdrücken. Aber natürlich hört er nicht auf mich, natürlich kommt er rein. "Was ist - " Er stockt. Was für ein jämmerliches Bild muss ich wohl von mir geben? Wie ich hier vor ihm auf dem Waschbecken fast liege und ihn im Spiegel beobachte.

Ich erwarte, dass er gehen würde. Ich wollte, dass er geht. Aber er geht nicht. Statdessen kommt er zu mir, drückt mich auf den Toilettendeckel runter und sieht mir tief in die Augen. "Bleib ganz ruhig. Atme tief ein und aus.", befiehlt er mir. Ein Teil von will ihm sagen, dass ich das schon die ganze Zeit tue, der andere Teil hört auf ihn. Und das war der größere Teil. Ich atme synchron mit Micha und spüre, wie mein Herzschlag sinkt und ich mich langsam beruhige.

Keine zehn Minuten später sitzen wir wieder auf dem Sofa. Ich spüre dieses Verlangen, einfach zu los zu heulen, doch ich unterdrücke es. Ich kann jetzt nicht heulen, nicht hier, nicht vor ihm.
"Was ist los?", fragt Micha. "Was ist passiert, dass es dir so schlecht geht?" Ich schnaube. "Das weiß du wohl selber." "Nein.", sagt er entschieden. "Dir ging es auch vor unserem Streit schon schlecht. Ich will dir helfen, Manu. Aber das kann ich nicht, wenn du es nicht zulässt." Tränen steigen in meine Augen. Niemand kann mir helfen. Allerdings wäre es vielleicht wirklich besser, mit ihm zu reden. Wenn ich jemandem vertraue, dann ihm. Ein letztes Mal atme ich tief durch.

Maskerade | ZomGerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt