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Tick. Tack. Tick. Tack. Tick.....

Seufzend lehne ich mich wieder an die Wand. Es ist still. Bis auf dieses nervige Ticken der Wanduhr in diesem Raum. Genervt lasse ich mich die Wand runtergleiten und schaue mich um. Der Raum ist nicht gerade groß. Ein paar Regale an der Wand, die bloß mit dicken Ordnern gefüllt sind. Ein großer Schreibtisch der mit Papieren überhäuft ist. Drei Stühle und so weiter und so fort. Wie man sich halt ein Büro von einem Jugendamtmitarbeiter vorstellt.

Ich weiß gar nicht mehr wie lange ich hier schon sitze und warte. Darauf wartend das der Jugendamtarsch jemanden findet der mich aufnimmt.
Mein Vater starb bei einem Militäreinsatz, da war ich gerade mal vier. Ich kann mich nicht wirklich an meinen Vater erinnern, aber ich weiß das meine Mutter sich darauf stark verändert hat. Sie hat zu jedem in der Familie den Kontakt abgebrochen und sich verschuldet bis zum geht nicht mehr. Wir haben nach und nach alles verloren. Letztendlich kam es natürlich dazu das wir in einen der schlimmsten Ghettos in ganz New York lebten. Meine Mutter ging eigentlich ununterbrochen auf irgendwelche Partys. Wie es mir ging war nur noch nebensächlich und ich musste schnell lernen auf mich selbst aufpassen zu können.
Auch wenn ich selbst abgerutscht bin, und sagen wir es mal so ich gehöre nicht gerade zu den netten und guten Menschen, habe ich mich immer um meine Mutter gekümmert und auf sie aufgepasst. Als ich sie gestern wieder von einen dieser "Drogen-Partys" holen wollte, fand ich sie in einer Ecke liegend. Tod. Ich konnte und kann es immer noch nicht ganz begreifen. Es kommt mir alles so unwirklich vor als wäre das alles nur ein Traum. Kurz nachdem ich meine Mutter fand wurde die Feier schon von der Polizei gestoppt und alle mitgenommen. So kam es dann auch dazu das ich hier her gebracht wurde.

Das Problem ist nur das sie mir jede Möglichkeit genommen haben, mich bei den anderen zu melden. Wenn ich mich nicht bald bei Ravi meld-

"So Taehyung..." wurde ich vom Jugendamtarsch aus den Gedanken gerissen. Doch bevor er weiter reden konnte unterbrach ich ihn kühl. "V." Dies schien ihn wohl erstmal aus dem Konzept gebracht zu haben. Denn er betrachtete mich kurz einen Moment, schüttelte den Kopf und fing dann wieder unbeirrt an da weiter zumachen wo er gestoppt wurde.

"Ok V. Aufjedenfall haben wir nach langem recherchieren doch Familienangehörigen von dir gefunden. Die sich auch gefreut haben zu hören das es dir gut geht." Er stoppte kurz und sah mich an. Wollte wohl irgendeine Reaktion von mir sehen. Ich blieb aber still sitzen und zuckte nichtmal mit der Wimper. Seufzend fuhr er dann fort.

"Deine Tante, also die Schwester deines Vaters hat sich sofort bereit erklärt dich aufzunehmen. Wir werden nur etwas Papierkrieg erledigen. Dann fahre ich mit dir nach Hause damit du ein paar Sachen packen kannst und dann bring ich dich zum Flughafen."

Stirnrunzelnd sah ich ihn an. "Ich habe kein Zuhause also habe ich auch nichts was wir holen könnten. Und wieso müssen wir zum Flughafen?"

"Ganz einfach V. Deine Familie lebt in Südkorea. Deine Mutter ist mit dir vor ein paar Jahren erst nach Amerika ausgewandert. Deshalb müssen wir dann zum Flughafen. Dort wird dann ein Mitarbeiter mit dir nach Korea fliegen. Da wird er dich dann zu deiner Tante bringen und mit ihr auch den restlichen Papierkram erledigen."

Ich hörte ihm nur mit halben Ohr zu. Zu sehr war ich damit abgelenkt mir Sorgen zu machen was Ravi mit mir anstellen wird wenn er mitbekommt das ich das Land verlassen werde. Er hat doch überall seine Leute und wenn nicht wäre es ganz sicher kein Problem sie einfach hinterher zu schicken.

Plötzlich steht Mr. Jugendamtarsch auf worauf ich leicht zusammen zucke. Abwartend sieht er mich an, deutet mir das wir gehen können und verschwindet durch die Tür. Genervt stehe ich auf und folge ihm. Auch wenn ich eigentlich nicht zu meiner Familie will, will ich aber noch weniger hier bleiben. Eigentlich hält mich hier nichts mehr. Ich habe hier nichts und weiter mich mit der Gang von Ravi rum zuschlagen will ich auch nicht. Von daher nehm ich doch lieber das Angebot vom Jugendamtarsch an.

Ich folge ihm bis zu seinem Wagen und setze mich auf den Beifahrersitz.
Während der Fahrt schaue ich aus dem Fenster. Mr. Thomas alias Jugendamtarsch versuchte zwar immer wieder ein Gespräch mit mir aufzubauen, doch blockte ich alles ab. Mal von meiner nicht vorhandenen Lust mit ihm zu sprechen, bin ich schon immer ein Mensch gewesen der nicht viel redet. Wie sagt man so schön? Taten sprechen mehr als Worte Das beste Beispiel war eindeutig meine Mutter. Ich weiß gar nicht mehr wie oft sie mir versprochen hat das sie aufhören wird. Das wir uns ein neues Leben aufbauen werden. Doch wie man sieht, waren es nur leere Worte.

Irgendwann gab es Mr. Thomas auf, was mir nur Recht war. Gedankenversunken merkte ich gar nicht das wir angekommen sind. Durch ein leichtes rütteln an meiner Schulter zucke ich erschrocken aus meinen Gedanken. Ein kurzer Blick auf die Seite zu dem Mann neben mir. Dann setze ich meine kalte Maske wieder auf und steige aus.

Mein Blick schweift zu einem Flugzeug das gerade zum Landeanflug ansetzt. Stumm folge ich Mr. Jugendamtarsch in die Halle in der wir auch direkte zu einem Mann gehen der sich ungeduldig und mit einer kleinen Reisetasche nach jemanden umzuschauen scheint. Als er uns sieht, fängt er an breit zu lächeln und geht auf uns zu. Die beiden begrüßen sich kurz bevor er sich an mich wendet.

"Du musst dann wohl Kim Taehyung sein. Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin......."

Wasted (VKOOK) -PAUSIERT-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt