Das Fest der Göttin Hathor

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 „Mana..."
Als er ihren Namen aussprach, musste das Mädchen lächeln.
„Hallo Meister."
Sie strahlte und man konnte ihm deutlich ansehen, dass er nicht wusste was er sagen sollte. Aber auch Mana war etwas schüchtern und hatte ihre Hände hinter ihrem Rücken versteckt.
„Willkommen zurück" sprach er schliesslich lächelnd und kam auf sie zu. „Hattest du eine angenehme Reise?"
„Hm, ja...zumindest bis man mich in dieses Tanzkostüm gesteckt hat. Was erlaubt sich der Pharao!?" schnaufte sie und verschränkte schmollend ihre Arme.
Mahad lachte leise und sah sie abermals intensiv an.
„Du hast dich verändert..."
Verwirrt blinzelte sie. „Eigentlich nicht. Es ist lediglich das Aussehen, das sich verändert hat. Ich bin immer noch ich und ändern werde ich mich nicht."
„Das ist die Mana die ich kenne" schmunzelte er. „Ich freue mich all deine Geschichten zu hören. Es war sicher sehr lehrreich."
Mana nickte, während sie Mahad wieder in den Festsaal begleitete.
„Ja, ich habe sehr viel gelernt. Nicht nur in Sachen Magie. Auch über das Leben. Ich bin vielen Menschen begegnet, habe ihre Geschichten gehört. Ihre Freuden, ihre Leiden. Ich war tief beeindruckt von meinem ehemaligen Meister, er hat mir so vieles beigebracht."
Mahad starrte sie an.
Ihre Worte klangen so...erwachsen. Und es verwirrte ihn.
Er musste sich Wohl oder Übel an die neue Situation gewöhnen, koste es was es wolle.
„Aus dir ist eine Frau geworden Mana" rutschte es aus ihm heraus, was Mana sehr stutzen liess.
Verlegen drehte sie ihren hochroten Kopf zur Seite. Um vom Thema abzulenken, lächelte sie frech.
„Hunger?" fragte sie und in dem Moment begann ihr Magen heftig zu knurren. Mahad lachte. „Ich glaube du bist diejenige die Hunger hat. Das Büffet ist reichlich gedeckt. Lass es dir schmecken."
Mit diesen Worten drehte Mahad sich lächelnd um und ging langsamen Schrittes auf davon.
Mana sah ihm hinterher. Der Gedanke, dass etwas nicht stimmte, ging ihr nicht aus dem Kopf.
„Das muss etwas mit Isis zu tun haben, da bin ich mir fast sicher. Sind sie etwa zusammen?"
Ihr Blick schweifte wieder über das Büffet. „Aaahh, ich sollte wirklich etwas essen! Ich sterbe vor Hunger."

„Du siehst irgendwie nicht sehr gut aus? Ehestreit?" fragte Atemu. Mahad seufzte laut. "Egal wie oft ich es versuche, ich scheitere."
„Frauen sind kompliziert, mein Freund. Auch ich habe mich noch nicht entschieden."
Mahad sah ihn an. „Ihr meint, die zukünftige Königin Ägyptens? Aber ihr habt doch so viele Briefe von den Nachbarsländern bekommen. Eine Verbindung mit der Hethitischen Prinzessin würde..."
Mit einem Handzeichen, unterbrach Atemu ihn. „Es stimmt. Es gibt viele potenzielle Prinzessinnen die ich zu meiner Frau machen könnte. Aber ich fühle mich schuldig, wenn ich eine Frau heiraten muss, die mich nicht liebt."
Seine Worte schien denn Priester tief zu beeindrucken.
Er hatte Recht. Einer Frau die Liebe aufzuzwingen, wäre grausam.
Aber hatte er nicht das die ganze Zeit bei Isis getan?
„Pharao, Ihr habt mir gerade einen sehr weisen Spruch mit auf dem Weg gegeben, den ich beherzigen möchte."
Atemu lächelte. „Du bist auch noch nicht verheiratet, Mahad. Stehen wir das zusammendurch! Wie wäre es mit Mana?"
Er grinste spitzbübisch und Mahad bekam einen hochroten Kopf. „Ihr habt das arme Mädchen sehr verschreckt, mein Pharao!" Leichter Tadel war in seiner Stimme zu hören, was Atemu nur lachen liess.
„Ich weiss, aber ich vermissen nun mal meine Tage als Prinz, an denen ich mit dir und Mana gespielt habe. Aber wir sind nun Männer geworden und Mana eine junge Frau..."
„Mit diesen Worten, schauten beide in Manas Richtung, die angefangen hatte mit den Kindern zu spielen. Sie nahm eines der Kinder hoch und Mahads Augen begannen glasig zu werden.
Als sie schliesslich in seine Richtung blickte, formte der Magier seine Hände zu Fäusten und sah schnell weg.
Atemu hingegen lächelte sie liebevoll an, bevor er sich wieder seinem Hofmagier widmete. Er jedoch schien in Gedanken versunken zu sein.
„Willst du dich ausruhen? Du hattest einen sehr anstrengenden Tag gehabt. Morgen ist schliesslich dein erster Unterrichtstag."
Mahad gewann seine Fassung wieder und nickte einmal.
„Ich werde mich zurückziehen. Ich wünsche euch eine angenehme Nacht, mein Pharao." Er verbeugte sich kurz und verschwand schnellen Schrittes den Raum, aber nicht ohne Mana einen letzten Blick zu widmen.
Das Mädchen bemerkte ihn nicht und spielte weiter mit den Kindern. Erst als er den Raum verlassen hatte, schaute das Mädchen ihm hinterher.
„Hmm, ihm scheint es wirklich nicht gut zu gehen."
Sie wand sich dem kleinen Mädchen zu. „Wo ist deine Mama?"
Das Mädchen zeigte ohne zu zögern nach hinten. Mana drehte sich um und begann zu stutzen.
Eine wunderschöne Frau kam mit ausgestreckten Armen und einem strahlenden Lächeln auf sie zu.
Sie hatte langes, pechschwarzes, glänzendes Haar. Ein roter Stein zierte ihre Stirn und sie trug ein langes, weisses, durchscheinendes Kleid. Ihr Hals, ihre Arme und selbst ihre Füsse, waren mit Geschmeide übersät.
„Ihr seid Mana, nicht wahr? Ihr gehört zum Gefolge des Pharaos. Es freut mich euch kennenzulernen." Mit diesen Worten verbeugte sie sich ehrfurchtsvoll, was Mana etwas erröten liess.
„Mein Name ist Amneris. Willkommen zurück."
Verwirrt starrte Mana die Frau erst einmal an, bevor sie die Fassung wiedergewann.
„Es freut mich euch kennenzulernen, Amneris..." sagte sie etwas schüchtern.
Die junge Frau nahm ihr Kind hoch und in diesem Augenblick kam ein gut aussehender Mann auf sie zu. Umarmte sie von hinten und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Schau Djoser, das ist Mana, von der ich dir erzählt habe."
„Willkommen zurück, Mana. Ich hoffe Ihr hattet eine angenehme Reise." Auch er verbeugte sich höflich vor ihr.
„Das ist mir so fremd" dachte Mana. „Aber erst jetzt erkenne ich, wie es ist an der Seite des Königs zu sein."
All diese Höflichkeitsfloskeln waren ihr zuwider, aber sie wollte keine Szene machen und beliess es dabei.
„Das ist also eure Tochter, wie schön..." sagte das junge Mädchen und lächelte schwach. „Ich hoffe ich kann sie irgendwann wiedersehen."
Amneris blinzelte verwirrt. „Wenn Ihr es wünscht, werde ich sie Euch jeden Tag vorbeibringen."
Jetzt war es an Mana verwirrt zu blinzeln.
„Mana, wisst Ihr es noch nicht?" fragte Amneris. „Ich bin Eure zukünftige Hofdame."
„Wa...was..." Leicht überfordert, sah Mana erst die Frau an, bevor sie sich umdrehte und den Pharao überrascht ansah, der aber gerade beschäftigt war.
„Verzeiht meine Unhöflichkeit. Ich habe davon nichts gewusst..."
Amneris sah ihren Mann kurz an, bevor sie sich wieder Mana zuwandte. „Wisst Ihr, der Pharao scheint in letzter Zeit sehr viel zu tun zu haben. Ihr wisst sicher von dem bevorstehenden Krieg gehen die Hethiter. Er will dies verhindern..."
Mana räusperte sich. „Ja, ich habe Wind davon bekommen und ich bete, dass es nicht zu einem Krieg kommen wird."
„Das tun wir alle" sagte die junge Frau und streichelte ihr Kind. „Es wäre zu schrecklich."
Mana errötete erneut. Eigentlich brauchte sie keine Hofdame, aber es wäre unhöflich nun abzulehnen.
„Wann fängt Euer Unterricht morgen an, verehrte Mana?"
„Aaah, recht früh. Gleich nach Sonnenaufgang, wenn die morgendlichen Gebete beendet sind."
„Gut, dann werde ich euch vor Sonnenaufgang wecken."
Mana lächelte sie an. „Bitte bringt eure Tochter mit. Sie darf gerne in meinem Zimmer spielen."
Amneris verbeugte sich. „Ich bin Euch dankbar. Wir sehen uns morgen."
Mit diesen Worten, entfernte sich die kleine Familie.
„Wie alt sie wohl ist? Sie sieht recht jung aus" dachte Mana und ertappte sich dabei, wie ihr der Neid zu Kopf stieg.
„So ein Leben wie sie werde ich nicht führen können."
Sie schlich sich durch die Gäste hindurch und entfernte sich leise aus dem Saal.
„Ich werde zur Hofmagierin ausgebildet. Eines Tages werde ich Meister Mahads Platz einnehmen und den Millenniumsring hüten. Das bringt sehr grosse Verantwortung mit sich und diese will ich gerecht werden. Wenn ich alt bin, werde ich schlisslich auch den Platz meiner Mutter einnehmen, als Schamanin."
Auf dem Weg zu ihrem Gemach fiel ihr ein Schatten auf der grossen Balustrade auf. Ein Schatten, den sie kannte.
„Mein Meister resigniert. So kenne ich ihn gar nicht." Sie seufzte und kam direkt auf ihn zu, um sich auf der Balustrade abzustützen.
„Ich habe den Palast sehr vermisst."
Mahad erschreckte siech leicht.
„Mana..."
Das Mädchen sah ihn an und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Ich habe zwar sehr vieles erlebt, aber in meinem Herzen trug ich die Erinnerungen unserer Kindheit. Der Duft der Lilien überall, die Sterne über Theben, die lauen Nächte am Nil. All dies verschloss ich tief in mir, als ich euch verliess."
Mahad sah sie erstaunt an. War es so schlimm für sie gewesen, Theben zu verlassen? Hatte sie viel geweint?
„Aber jetzt bist du doch wieder da..."
„Ja" lächelte sie. „Hier ist meine Heimat und hier möchte ich einmal sterben."
Er lächelte und in diesem Augenblick spürte das Mädchen ihr heftig pochendes Herz.
Ein seltsames Gefühl breitete sich in ihr aus. Etwas, was sie zuvor noch nie gehabt hatte.
„Man weiss nicht was uns die Zukunft bringen wird, Mana. Aber ich werde stets für dich beten. Um deine Sicherheit, um dein Glück."
Er legte seine Hand auf ihren Kopf und streichelte sie.
Das Pochen in ihrer Brust verwandelte sich in Herzrasen.
Sie musste wieder an die kleine Familie denken und ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper.
„Meister...ist es unmöglich als Priester eine Familie zu haben?" rutschte es aus ihr heraus, was ihn stutzen liess.
„Nun...es ist schwieriger. Man hat als Priester sehr viel Arbeit und wenig Zeit für die Familie, aber es ist nicht unmöglich. Warum? Hast du jemanden in Aussicht?"
Diese Frage liess sie erröten und sie begann zu Lachen. Es war jedoch ein sehr gestelltes Lachen.
„Nein, habe ich nicht. Es war nur eine Frage...was noch nicht ist, kann ja noch werden. Und Ihr, Meister?"
Mahad seufzte. „Ich versuche Isis den Hof zu machen, aber ich scheine kein Erfolg zu haben."
Mana schluckte ihren Schmerz runter. „Verstehe. Naja, Isis ist eine wunderschöne, junge Frau. Wer verliebt sich nicht in sie?"
Sie wandte sich wieder der Balustrade zu und beobachtete den Nil, der im Mondschein gut zu sehen war.
„Spricht da etwa der Neid aus deinem Mund?" fragte er überrascht.
„Was? Ach nein, nicht doch!" versuchte sie sich rauszureden, doch Mahad blickte hinter ihrer Lüge.
„Du bist auch sehr hübsch, Mana."
Diese Worte liess sie sofort verstummen. Mit roten Wangen sah sie ihm in die Augen.
„Und du bist blutjung. Du wirst ganz sicher einen Mann finden, der dir deine Wünsche von den Augen abliesst. Der dich von Herzen liebt und alles für dich tun würde."
Mana lachte. „Das ist alles leichter gesagt als getan, aber ich werde mir Mühe geben. Und Ihr, Meister, solltet Euch etwas Spezielleres einfallen lassen um Isis Herz zu gewinnen."
Mit diesen Worten drehte sie sich um. „Schlaft gut, mein Meister."
Mahad sah ihr hinterher und musste lächeln.
„Du bist immer noch naiv und töricht, aber..."
Ein starker Wind kam auf und er blickte in den Sternenhimmel.
„...Ich mag dich so wie du bist."  

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 19, 2017 ⏰

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Yu-Gi-Oh The story of a legendary LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt