Kapitel 1

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Einsam saß ich in meinem Raum und fragte mich, was ich hier eigentlich gerade machte. Ich war 20 und lebte noch in meinem Elternhaus oder musste es besser gesagt. Ruhig saß ich auf meinem Bett und las eins meiner Lieblingsbücher. Durch ein großes Licht von oben wurde mein Zimmer erhellt, welches meiner Meinung nach zu groß war.

Es war einer dieser Montage, wo man sich am liebsten wünschte nie aufgestanden zu sein. Meine Eltern waren mal wieder weg und kamen erst spät abends wieder und mein 2 Jahre jüngerer Bruder war noch in der Schule, aber ich war mir sicher, dass er heute einfach wieder nicht nach Hause kam, da er wahrscheinlich bei ein paar Freunden blieb. Der Gedanken daran ließ mich erschaudern. Unsere Eltern waren sehr streng, weshalb es auch Regeln gab, die man nicht brechen durfte. Eine davon war, dass man um 22 Uhr auf jeden Fall wieder da sein musste und diese Regel, genauso, wie viele andere ging im so gut, wie am A**** vorbei. Eigentlich sollte ich mir darüber jetzt keine Sorgen machen, er brach ja die Regeln, nicht ich, aber da gab es ein Problem. Immer wenn etwas passierte, dass meine Eltern nicht gut fanden oder ähnlicher Art, wurde ich da auch gleich mit reingezogen und zur Sau gemacht und damit ist nicht Ermahnen gemeint sondern Anschreien und öfters auch mal eine reintrainiert zu bekommen. Warum ich hier noch verweilte wusste ich auch nicht, ich schätze ich werde hier in gewisser Art und Weise festgehalten.

Ich persönlich hatte auch noch eigene Aufgaben im Haus zu erledigen, wie putzen, oft kochen, Wäsche waschen und noch vieles mehr, aber da alle sowieso erst später kamen wollte ich mich damit noch nicht befassen.

„JASMIN!", schrie plötzlich eine etwas schrillere Stimme. Sofort zuckte ich zusammen, legte das Buch weg und hastete nach unten. Vor mir stand meine Mutter, unglaublich wütend, und starrte mich an. „Du hast hier noch gar nichts erledigt! Die Gänge wurden nicht geputzt und der Staub ist noch überall! Hast du heute überhaupt was gemacht?! Wir bekommen wichtigen Besuch! Du bist so faul, das gibt es ja gar nicht!", schrie sie mich an und kam bedrohlich näher. „D-das wusste ich doch nicht. Ich fange auch sofort an", meinte ich leise und blickte nach unten.

KLATSCH. Ein lautes knallen war zu hören, ehe mein Kopf ruckartig zur Seite geschleudert wurde. Vor Schmerz und Angst riss ich meine Augen auf und fasste mir an meine Wange. Sie hatte mich geschlagen. „Du sollt mich angucken wenn du mit mir redest!" Langsam sammelten sich Tränen in meinen Augen, welche ich versuchte schnell mit meiner Hand wegzuwischen. „Und fang ja nicht an zu heulen!", schrie sie mich weiterhin an. So das reichte mir jetzt. Schnell rannte ich in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Ich hörte sie noch unten Schreien von wegen ich sollte gefälligst wieder runter kommen und wie faul ich doch wäre und sowas, doch ich hörte nicht mehr zu und warme Tränen flossen aus meinen Augen. Nun stand ich also da und dachte über mein Leben nach. Warum hassten mich eigentlich alle so sehr? Ich schlurfte langsam zu meinem Bett und kauerte mich unter der Bettdecke zusammen, ehe ich in einen Traumlosen Schlaf fiel.

Ein leises Vibrieren ließ mich leicht hochschrecken, ehe ich nach meinem Handy griff, dass unter meinem Kissen lag. Ich hatte insgesamt 20 Nachrichten bekommen, was mich schon leicht erstaunte. 4 davon waren von meinem Bruder und 16 von meiner besten Freundin Deliah. Sofort klickte ich auf den Chatverlauf von Deliah und mir und las mir alle neuen Nachrichten durch, wobei die letzteren eher aus Frage- und Ausrufezeichen bestanden.

Wie sich herausstellte wusste sie über alles Geschehene bescheid und regte sich leicht darüber auf. Mein Bruder, der ihr wahrscheinlich alles berichtet hatte schrieb mir so ähnliche Sachen und versuchte mich zu trösten, wobei mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen schlich. Immerhin hab ich ein paar Leute um mich herum, die mich mögen. Aber jetzt mal ehrlich ich bin 20! Da muss sich auf jeden Fall was ändern und zwar möglichst schnell!

-ZEITSPRUNG-

Seit dem Zwischenfall mit meiner Mutter war jetzt schon eine Woche vergangen und ich war erstaunt, wie viel sich getan hatte. In noch derselben Nacht bin ich heimlich mit ein paar meiner wichtigsten Sachen abgehauen und bin sozusagen für kurze Zeit bei Deliah eingezogen. Niemand anderes wusste davon, nicht mal mein Bruder. Ich habe die Daten meines Handys gelöscht und es mehr oder weniger „verschenkt", damit ich nicht geortet werden kann. Man weiß ja nie. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben endlich wieder einen Sinn hatte. Ich wollte einfach mal neu anfangen, deshalb suche ich jetzt auch schon seit knapp einer Woche nach einem Haus, das nicht zu teuer oder zu groß ist, hatte aber bis jetzt nicht viel Glück.

Don't you dare to leave me - The BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt