Blonder Schopf und tiefgründige Blicke.

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02.12.2016


Ich saß noch immer beim Frisör. Verabschiedete mich innerlich von meinen schönen, naturbraunen Haaren und Augenbrauen.
Neben mir, der schadenfrohe Andre Moghimi der Alles auf Kamera festhielt. Ein bisschen hasste ich ihn ja dafür, andererseits ist es auch praktisch das er es aufnahm. So hatten wir wenigstens schon einmal die ersten Making Of Materialien. Aber seine Kommentare hätte er sich echt sparen können, die haben einfach nur abgefuckt, aber so richtig. Das ganze wurde dann natürlich noch gekrönt als ich meine fertig blondierten Haare sah. Ich muss zugeben es war ein richtiger Schock für mich.
Wir bezahlten und gingen anschließend. Als wir so langsam liefen, hatte ich wirklich das Gefühl mich würden alle anstarren, oder mit Absicht weggucken. War ja auch kein Wunder bei meinem Aussehen. Irgendwann beschlossen wir die Kamera aus zu machen, da wir schon genug Making Of Material für den ersten Tag zusammen hatten.
Wir liefen noch eine Weile, und ich sah, dass viele Menschen mich anstarrten. Nicht in mein Gesicht sondern eher auf mein allgemeines Äußeres. Aber eine war mir dabei besonders aufgefallen. Auch sie starrte mich an. Aber auf eine besonders andere Art und Weise.
Sie sah mir direkt in die Augen. Sie hat mir förmlich durch meine Augen in mein Inneres geschaut. Das ganze war schon etwas gruselig aber auch faszinierend und so herrlich schön bannend, dass ich beschloss stehen zu bleiben und mit ihr einfach
um die Wette starrte. Als sie vor mir stand konnte ich keinen Ton herausbringen. Ich sah ihr einfach nur in die Augen. Es schien, als würde sich ihn ihnen ihr ganzes Leben erneut abspielen. Ich sah so vieles. Ich sah Wut, Trauer, Schmerz, Glückseligkeit. Einfach alles.
Verlor mich regelrecht in ihnen. Sie waren eisblau und schienen in dieser von Dunkelheit umhüllten Stadt zu leuchten.
Ich befand es als wahres Wunder, doch bevor ich einen Ton herausbringen konnte war sie schon verschwunden.
Wie vom Erdboden verschluckt.
Verwirrt von der Tatsache, lief ich wieder zu Andre der ein paar Meter weiter vorne zum stehen gekommen war und mich wohl schon die ganze Zeit so beobachtete.
"Boah! Hast du gerade diese Frau gesehen?" Fragte ich den bärtigen. Dieser aber sah mich nur verwirrt an. "Alter du hast in die Leere gestarrt. Da war niemand!"
Jetzt sah ich ihn wiederum verwirrt an und fing an zu stammeln, dass da sehr wohl jemand gewesen wäre. Sonst hätte ich sie ja nicht gesehen. Oder war das alles doch nur reine Fantasie? Wollte mir mein Hirn damit etwa einen Streich spielen, weil ich schon so lange single war? Ich wusste es nicht. Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf und ging mit Andre weiter nach Hause. Obwohl mir dieses Mädchen was ich angeblich gesehen haben soll echt nicht aus dem Kopf ging, versuche ich möglichst nicht mehr daran zu denken und einfach nur zu laufen.
Die Hälfte ihres Gesichts zierte ein rotes Tuch, welches fast bis unter ihre Augen ging. Sie hatte lange blonde Haare.
Ich kämpfte damit sie wieder zu vergessen, aber es wollte einfach nicht klappen. Es war, als würde jemand fremdes meine Gedanken steuern und meinem Hirn ständig sagen, dass ich sie nicht vergessen durfte.
Da wir relativ langsam gingen wurde es allmählich auch schon ziemlich spät, weshalb wir doch noch einen Zahn zulegten.
Als wir zu Hause ankamen, ging ich direkt in das Bad da ich wirklich mal dringend pinkeln musste. Ich wusch mir die Hände, sah in den Spiegel und sah neben total roten Augen und Augenringen dieses Mädchen erneut. Erschrocken fuhr ich herum und sah niemanden.
>>Hmm... Bestimmt war das nur weil ich mega übermüdet bin. Wird langsam Zeit ins Bett zu kommen<< Verwirrt darüber sie im Spiegel, hinter mir stehend gesehen zu haben machte ich mich auf den Weg ins Bett.
Ich zog mich um, legte mich hin und schlief auch relativ schnell ein.

Threeshot - Eyes [Jako Jokomo] {Wattys 2017}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt