Kapitel 1 - Frenzy

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Mühsam robbte ich weiter über die Felsen näher auf die Kante zu und bemühte mich, das Rascheln meiner Kleidung und das Klappern meines Schwertes zu verbergen. Die Sonne stand hoch am Himmel und erhitzte den Wald, zwischen dessen Sträuchern die Luft stand und waberte. Ich erreichte den Abgrund und spähte nach unten. Zehn, zwanzig Meter unter mir lag die Brutgrube der Jaggis, aber im Moment war alles still. Ein Großjaggi und mehrere weibliche Jaggia lagen träge im Sonnenschein und genossen die Wärme der Steine. Ich war mir bewusst, dass direkt unter mir in der Klippe die Schlafhöhlen lagen, die schon vor Jahrhunderten aus dem Felsen gewaschen worden waren und höchstwahrscheinlich vor Monstern wimmelte. Vorsichtig zog ich mich zurück und fand eine halbe Meile weiter östlich einen Pfad, der steil nach unten führte. Ich kletterte hinunter, immer noch darauf bedacht, meine Anwesenheit geheim zu halten und musste den letzten Abschnitt hinunterspringen. Der Busch in dem ich landete, hatte einen schlafenden Jaggi verborgen, ich hielt den Atem an. Er rührte sich nicht. Vorsichtig streckte ich meine behandschuhte Hand aus und drehte ihn herum. Seine purpurfarbene Haut war kalt, und seine Kehle trug Bissspuren, die ich bis jetzt nur an Aponoth gesehen hatte. Ich schüttelte den Kopf und spähte in die Richtung der Brutgrube. Revierkämpfe waren nichts ungewöhnliches, auch wenn sie selten tödlich endeten. Die Lautlosigkeit, die über dem Wald hing, bereitete mir ein mulmiges Gefühl.

"Dreimal durchatmen, dann los", sprach ich mir selber Mut zu. Ich hatte schon mal einen Großjaggi erjagt, ich würde es wieder tun. Ich krabbelte aus dem Busch und entfernte ein Blatt aus meinem Haar, bevor ich wachsam weiterging.

Auch der zweite Jaggi und ein Jaggia lagen tot auf den Felsen, als ich mich der Stelle näherte, die ich bis eben von oben beobachtet hatte. Kein aufgeregtes Keifen kündigte meine Ankunft an. Der Packführer lag erhöht auf einem Felsen und schnarchte hörbar, während sich seine Rüsche regelmäßig aufblähte und wieder sank. Ich untersuchte die Jaggia, die in seiner Nähe schliefen. Bei allen das gleiche wie bisher, ein paar stanken schon. Ich fand einen Stein und traf den Großjaggi knapp über dem Nacken. Mit einem Fauchen fuhr er in die Höhe und fand mich innerhalb von Sekunden. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, als er aufheulte und sich wütend nach vorne neigte.

Mit einem gigantischen Sprung sprang er mich an, ich rollte zur Seite und versetzte seinem Schwanz einen Hieb mit meinem Schwert. Blitzschnell fand er seine Balance wieder und änderte seine Richtung mit einer Hüftramme. Ich schaffte es nicht auszuweichen und riss in der letzten Sekunde den ledernen Schild hoch, um den Schlag abzufangen. Die Wucht der Attacke riss mich von den Füßen und schleuderte mich einige Meter zurück, sodass ich schmerzhaft auf dem Boden aufprallte und noch ein bisschen weiterkullerte. Der Großjaggi setzte mühelos nach, und erst im letzten Moment schmiss ich mich zur Seite bevor sein riesiger Kiefer die Stelle zerfetzte an der ich eben noch gekniet hatte.

Er war viel schneller als ich erwartet hatte. Jeder seine Bewegungen war kraftvoll und flink. Während wir Schläge austauschten drängte mich das Monster immer weiter zurück, bis ich die Steinwand im Rücken hatte. Meine Bewegungen waren schwerfällig und langsam, Schweiß lief mir in Strömen über das Gesicht und ich atmete stoßweise. Für einen Moment spürte ich Panik, bevor eine kühle Rationale sich in den Vordergrund meines Geistes schob. Als der nächste Ansturm kam, duckte ich mich unter den zuschnappenden Kiefern hinweg und konterte mit einem Schildschlag, der mit einem befriedigenden Knacksen den Schädel eindrückte. Er schreckte zurück und heulte auf, ich nutzte die Chance um meine Klinge in seiner schmächtigen Brust zu versenken. Warmes Blut spritze in einer hohen Welle über meine Rüstung und in schwarzen Tropfen auf den Stein. Das Heulen erstickte in einem würgenden Gurgeln, mein Messer wurde mit einem Ruck aus meiner Hand gerissen und ich taumelte rückwärts, bevor ich hinfiel. Der Großjaggi brach zusammen, als seine Beine einknickten.

Keuchend kam ich wieder auf die Beine und stützte mich an der Felswand ab. Blut klebte an meinen Haaren und lief in langsamen Flüssen an meinen Wangen hinab. Mein Puls raste immer noch, als sich plötzlich feste Schritte näherten. Instinktiv duckte ich mich hinter einen großen Felsen und verbarg meine Anwesenheit. Erst als ein fremder Jäger auf dem Pfad erschien, atmete ich erleichtert aus.

"Rudd!", rief er und kam vorsichtig näher. Seine Haltung war gebeugt und wachsam, seine Hände schlank und fest um den Griff des schmalen Langsschwertes gefestigt. Seine Stimme kam mir bekannt vor, war das nicht...?

"Harry!", antwortete ich und kam aus meinem Versteck hervor. Ich musste lächeln, als ich ihn zum ersten Mal seit vielen Jahren wiedersah.

"Rudd! Da bist du ja." Er steckte sein Schwert nicht ein.

"Was machst du hier, Harry? Es ist alles in Ordnung, ich habe ihn schon erlegt-" Noch während ich sprach, spürte ich eine Bewegung hinter mir und drehte mich zu langsam um, als der Großjaggi mich anfiel. Schwarzer Nebel umgab seine Nüstern und tropfte in dicken Speichelfäden aus seinem blutigen Maul. Harry schrie etwas, als für einen Moment alles dunkel wurde. Ich fiel durch die Luft, ein stechender Schmerz machte sich in meiner linken Brust breit und ich konnte nicht mehr atmen.

Ich landete unsanft auf meinem rechten Arm, der sich heftig verdrehte und plötzlich jedes Gefühl verlor. Unscharf sah ich, wie Harry gewand einem Schwanzschlag auswich und mit mehreren blitzschnellen Hieben konterte. Der Großjaggi war noch schneller und furchtbarer als davor. Schwarze Flüssigkeit rann permament aus jeder seiner Körperöffnungen und umgab ihn in einer volatilen Wolke. Trotzdem ließ sich Harry nicht beirren. Immer flinker durchzog er die Luft mit einer langen Kombination aus Schlägen, von denen jeder einzelner für ein normales Monster wohl tödlich gewesen wäre. Das hier... war nicht normal. Für eine gefühlte Ewigkeit schien nichts zu geschehen, bis endlich der Jaggi unter dem wilden Ansturm einknickte und rückwärts sprang, um sich aus seiner prekären Lage zu befreien. Harry setzte nahtlos nach und beendete den Kampf mit einem Treffer in der Nähe des Kopfes. Ich schloss die Augen, als er seine Klinge an die Kehle des Monsters setzte, um das Ende zu besiegeln.

Sekunden später kniete Harry neben mir und nahm mir meinen Helm ab. In seinen rubingrünen Augen spiegelte sich Besorgnis, und vielleicht Schuld. "Es tut mir so Leid, Rudd", flüsterte er und schraubte mit geübten Händen den Wasserschlauch auf. "Das hätte nicht passieren sollen." Ich blinzelte, als er das Blut aus meinem Gesicht wusch, und konnte nicht wirklich antworten. Immer wieder musste ich keuchen und husten, wenn ich zu tief einatmete. Mein Arm tat höllisch weh und ließ sich nur schwer bewegen. "Ich war zu spät", murmelte Harry und ballte seine Hände zur Faust. Mühsam hob ich meinen gesunden Arm und streckte meine Hand in Richtung seines Gesichtes aus. "Harry", flüsterte ich, ohne das ein Laut meine Lippen verlassen würde.

Er traf meinen Blick und seufzte tief auf. "Ich werde dich zurück tragen. Versuch, dich zu entspannen."


a/n i've never written a fight scene before lmao

Schwanger von One DirectionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt