Du weißt zu viel!

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Der Nebel kriecht durch den Wald. Unaufhörlich.
Die Bäume sind kaum noch zu erkennen. Nur den sichelförmigen Mond kann man schwach durch die dicken Schwaden erahnen.

Die Angst ist dem Jungen, der mühsam durch den Wald schleicht, ins Gesicht geschrieben.
Andauernd guckt er sich nach allen Seiten um.
Verunsichert bleibt er in geduckter Haltung stehen und lauscht konzentriert in die nächtliche Stille.

Hinter ihm knackt es leise.
Wie vom Blitz getroffen rennt er los, diesmal ohne Orientierung.
Die Büsche zerreißen seine Kleidung und schneiden ihm tief in die Haut. Doch er scheint es kaum wahrzunehmen.
Er rennt immer weiter, das Bündel eng umschlungen.
An einem Abhang bleibt er wie angewurzelt stehen und hört sich abermals um.

Diesmal bleibt alles still.

Er atmet geräuschvoll auf und klettert vorsichtig den steilen Abhang hinunter.
Unten Angekommen stapft er zielstrebig weiter.
Langsam fangen sich seine Gesichtszüge an zu entspannen.
Er macht eine Verschnaufpause am kleinen Bach und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
Den schwarzen, in Stoff gehüllten Gegenstand lässt er jedoch keinen Augenblick unbeaufsichtigt.
Er richtet sich wieder auf und läuft jetzt gehetzt immer tiefer in die Nacht.
Nahezu geräuschlos und vorsichtig tastet er sich immer weiter vor.

Der Wind raschelt leise durch die Blätter, als er auf eine kleine Lichtung einbiegt.
Hier ist der Nebel nicht ganz so dicht und man erkennt die schemenhaften Umrisse von zwei Männern.
Beim Näher kommen werden Details erkennbar.
Das Auto an dem sie lehnen, die finsteren Gesichter und die kleine, tödliche Waffe in der Hand des kleineren der beiden.

Langsam tritt der Junge weiter vor, den Beutel demonstrativ mit beiden Händen ausgebreitet.
Der Größere macht ein paar Schritte auf ihn zu.
Ohne zu zögern nimmt er das Bündel entgegen.

Nach einem Blick auf den eingewickelten Gegenstand, der seine Miene kurzzeitig erhellen lässt, gibt er seinem Kollegen ein Kopfzeichen. Dieser beginnt hämisch zu grinsen.

Der Schuss ertönt.

Lachend hört man den kleineren Mann sagen:
„Gute Arbeit, aber du weißt zu viel!".

Langsam sackt der Junge mit leerem Blick zusammen.
Um ihn herum breitet sich eine rote Pfütze aus.

Die Männer drehen sich um und steigen, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ins Auto uns fahren mit quietschenden Reifen davon.

Letztendlich bleibt ein regungsloser Körper zurück.









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