6. Offensichtlich unoffensichtlich

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Langsam wachte ich auf, ich spürte zarte Sonnenstrahlen auf meinem Arm.
Ich öffnete meine Augen, ich hatte tatsächlich die ganze nacht über an Shinjiro gekuschelt durchgeschlafen.
Für mich grundlos schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.
Ich fand es irgendwie schön hier bei ihm zu sein.
Auch wenn mir durchaus bewusst war, dass wir das ganze nur vorspielten.
Ich blickte vorsichtig nach oben, er schlief noch tief und fest.
Er sah so friedlich aus.
Erneut lächelte ich verlegen.
Er sah einfach viel zu süss aus, ich konnte einfach nicht anders als zu lächeln.
Ich dachte an gestern, an seine Überraschung für mich.
Das war so lieb von ihm, er fühlte sich schuldig, aber ich wollte nicht, dass er sich so fühlen muss.
Das war schliesslich auch der Grund warum ich geblieben war, ich handelte aus den gleichen Beweggründen wie er.
Ich wollte nicht, dass Suzuki  Shinjiro's Leben zerstört, ich wollte dass er glücklich sein kann.
Doch stattdessen fühlte er sich schuldig.
Schuldig daran, dass sich Patrick von mir getrennt hatte.
Doch das war er nicht, es war nicht seine Schuld.
Patrick hatte sich selbst dafür entschieden einen Schlussstrich zu ziehen, es hat ihn niemand dazu gezwungen.
Ich bin mir sicher, wir hätten einen weg finden können mit der Situation umzugehen, wen er den gewollt hätte.
Shin war nur mein bester Freund und war bereit dazu, etwas zu tun, was ihm selber nicht gefiel, nur um mich vor Suzuki zu beschützen.
Aber Patrick war mein fester Freund, angeblich die Person die mich am meisten liebte, aber er hatte nichts besseres zu tun, als von mir zu verlangen Shinjiro einfach seinem Schicksal zu überlassen und null Komma nichts zurück zu kommen.
Ihm war egal was die Konsequenzen für mich und Shinjiro gewesen wären.
Ich verstand ja, das er verletzt war, aber es ist trotzdem kein Grund so überstürzt zu reagieren.
Ich sah wieder hoch zu Shinjiro, er schlief immer noch.
Wenn man jemanden liebt hilft man ihm.
Das hat Shinjiro zu mir gesagt als Suzuki uns von seinem Plan erzählt hatte.
Mein Gesichtsausdruck wurde etwas nachdenklich.
"Liebe ich dich?" flüsterte ich mir selbst zu.
Ich dachte über meine Frage nach.
Ich geniesse seine Nähe, jedesmal wenn er mich küsst explodiert mein Herz.
Es sieht wirklich so aus als hätte ich mich verliebt.....in meinen besten Freund.
"Ich fürchte schon." flüsterte ich mir erneut selbst zu.
Wieder schlich sich ein Lächeln in mein Gesicht.
Aber ich werde es ihm nicht sagen, ich habe Angst das ich mich in etwas verrenne.
Vielleicht rede ich mir diese Dinge auch bloss ein, um besser mit der Trennung von Patrick und mir zurecht zu kommen.
Ich sah ihn an, mir fiel wieder ein, dass er ja heute ein Meeting mit den anderen hat.
Ich zog mich etwas an ihm hoch und gab ihm ein sanftes Küsschen auf die Wange, um ihn aufzuwecken.
"Aufwachen Dornröschen." sagte ich sanft zu ihm uns streichelte über seine Haare.
"Nur noch fünf Minuten." brummelte er im Halbschlaf.
"Du hast heute ein Meeting, mein lieber.
So gerne ich dich auch schlafen lassen würde, du musst trotzdem aufstehen, Dornröschen!" entgegnete ich ihm.
"Mhmm, ich möchte aber nicht." brummte er erneut.
"Du musst aber leider." erwiderte ich lächelnd.
"Nein, du musst mich schon zwingen." schmunzelte er im Halbschlaf.
Ich seufzte leise.
"Na gut, wie du willst. Dann werde ich jetzt rohe Gewalt anwenden." entgegnete ich ebenfalls schmunzelnd.
Ich schubste ihn kurzerhand aus dem Bett, womit ich allerdings nicht gerechnet habe, war das er sich an mir festkrallen und mit sich mitziehen würde.
Schlussendlich landete er auf dem Fussboden und ich landete auf ihm.
Er sah mich komplett entgeistert und um einiges wacher als vorhin an.
"Guten Morgen, Dornröschen." grinste ich ihn spitzbübisch an.
"Aua, dass tat weh. Das war gemein, Raichu." entgegnete Shinjiro verschlafen.
Seine Haare waren komplett verwuschelt und standen in alle möglichen Richtungen ab.
Das war so unglaublich niedlich.
Ich schmunzelte.
"Was ist ?" fragte Shinjiro immer noch ziemlich verschlafen.
"Du siehst echt süss aus, so verschlafen wie du bist." entgegnete ich und wuschelte ihm durch seine Haare.
"Irgendwie kommt mir das bekannt vor." stellte er lächelnd fest.
"Du hast recht, aber ich werde dich ganz bestimmt nicht ins Badezimmer schleppen, mein lieber. Das kannst du mal schön selber machen." lachte ich immer noch auf ihm sitzend.
"Dafür müsstest du aber die Güte besitzen von mir runter zu gehen." schmunzelte er.
"Nö, du bist bequem." lachte ich.
"Na gut, du hast es so gewollt, Raichu!" entgegnete Shin und kitzelte mich im selben Augenblick.
"Haha, nicht schon wieder, dass ist gemein!" sagte ich und krümmte mich vor lachen.
"Ach, und mich aus dem Bett zu schupsen ist nicht gemein?" entgegnete er genau so lachend.
"Nein, das...das ist lustig." prustete ich.
Ich rutsche vor lauter lachen von ihm runter.
"Ha, ich wusste, dass das funktioniert!" lachte Shin und stand auf.
"Bakka ne!" lachte ich und warf ein Kissen nach ihm.
Shinjiro fing das Kissen auf und machte einen Schritt auf mich zu.
"Selber Bakka!" grinste er und warf mir das Kissen an.
Ich grinste zurück.
Dann nahm er sich seine Sachen und verschwand im Badezimmer.
Nach einer halben Stunde kam er fertig angezogen aus dem Bad zurück.
Ich hatte in der Zwischenzeit als Shinjiro im Badezimmer war, schon mal meine Sachen bereit gelegt, so das ich kurz nach ihm ins Bad konnte, um mich ebenfalls fertig zu machen.
Als auch ich fertig war gingen wir im Hotelrestaurant frühstücken und machten uns danach mit Shinjiro's Auto auf den weg zu den anderen.
"Und freust du dich die anderen wiederzusehen?" fragte mich Shin plötzlich.
Ich sah ihn an und nickte bejahend.
"Ja, sehr sogar." sagte ich.
Shinjiro schenkte mir daraufhin ein zufriedenes Lächeln.
"Meinst du, dass sie sich auch freuen werden mich wiederzusehen?" stellte ich ihm nun die Gegenfrage.
"Natürlich!" rief er sofort überzeugt aus "Du weisst selbst am besten wie sehr sie dich mögen, Rachel."
Ich lächelte leicht und nickte zustimmend.
"Du hast recht." sagte ich.
Ich hab früher viel Zeit mit ihnen verbracht.
Jeder von ihnen ist mir auf ihre eigene Art und weise an's Herz gewachsen.
Misako und Chiaki freuten sich in der Tat über einwenig Weibliche Unterstützung, nachdem Goto-san die Band verlassen hatte.
Vor allem Chiaki schien komplett in mich vernarrt zu sein, sie freute sich jedesmal wenn ich mit ihnen geprobt habe oder sie einfach so besucht hatte.
Neben Shinjiro war Chiaki ebenfalls eine sehr gute Freundin von mir geworden.
Wir kamen bei der Trainingshalle an.
Als wir das Gebäude betraten und in richtung des Raumes gingen, in dem der Rest der Band war, konnte man schon von weitem hören in welchem der Räume sie sich befanden.
Shinjiro stoppte kurz und drehte sich zu mir.
"Warte noch kurz hier, ich möchte die anderen überraschen." sagte er und zwinkerte mir zu.
Ich nickte und verblieb vorerst vor dem Raum stehen, während Shin hineinging.
Ich lauschte und wartete auf mein Stichwort um ebenfalls rein zugehen.
"Shinjiro, wir haben dich schon vermisst!" hörte ich Naoya sagen.
"Ohayo Naoya-san, ich wurde aufgehalten, aber nun bin ich ja hier." entgegnete Shinjiro ihm.
"Von was wurdest du aufgehalten?" sagte eine weibliche Stimme, ich ordnete sie Misako zu.
Shinjiro antwortete nicht.
"Sag mal Shinjiro-kun, warum grinst du bis über beide Ohren?" erwiderte nun eine Männerstimme, es war eindeutig Nissy.
"Na ja, ich hab euch eine Überraschung mitgebracht." entgegnete Shin wohl bis über beide Ohren grinsend.
"Eine Überraschung?" fragte nun Chiaki verwundert.
"Was denn?" wollte Mitsuhiro wissen.
"Ja, dass würde mich auch interessieren." rief Shuta in die Runde.
Ich hörte Shinjiro lachen "Wartet ich hol sie schnell." sagte er.
Kurz wurde es ruhig, ehe er seine sanfte Stimme wieder erhob und mir ein "Du kannst reinkommen." zu rief.
Langsam und unsicher wie sie auf mich, nach über einem Jahr Abwesenheit reagieren würden, trat ich ebenfalls in den Raum.
Ein schüchternes "Hallo Leute." verliess meine Lippen zaghaft.
Ich schaute zu Shinjiro, der mich fröhlich anlächelte.
Ich war so auf ihn fixiert, dass ich nicht mitbekommen hatte, dass Chiaki dabei war sich auf mich zu stürzen.
Alles was ich zuvor noch vernahm war ein lautes "RACHEL-CHAN!!" ehe mir Chiaki um den Hals gefallen war.
Sie drückte mich so fest an sich, dass ich schon fast keine Luft mehr bekam.
"Chiaki, du... du erdrückst mi..mich." keuchte ich.
Sie lockerte ihre Umarmung daraufhin etwas und sah mich freudenstrahlend an.
"Rachel-chan, ich hab dich so vermisst! Wo warst du die ganze Zeit?" fragte sie aufgeregt.
"Ich freue mich auch so sehr dich wiederzusehen! Ich war die letzte Zeit nicht in Japan, aber das erzähl ich dir zu einem späteren Zeitpunkt." entgegnete ich ihr ebenso freudenstrahlend.
Nun kamen auch die anderen zu uns und begrüssten mich.
Sie wollten natürlich alle wissen wo ich war und was alles passiert sei.
Sie schienen sich wirklich zu freuen mich wiederzusehen, es war sofort wie in alten Tagen, so als wäre ich nie wirklich weg gewesen.
Ich kam nich drumherum ihnen sagen zu müssen, dass ich die ganze Zeit über in Deutschland war und warum ich nun wieder hier war.
"Also gebt ihr euch wieder als Paar aus?" fragte Nissy mich.
Ich nickte "Ja, wir sind seit fast einer Woche offiziell wieder zusammen." sagte ich.
Ich sah auf zu Shinjiro, der hinter mir stand.
Wir lächelten uns kurz verhalten an.
"Das heisst du bleibst hier, wie toll!" rief Chiaki erfreut aus.
Ich lachte und nickte ihr bestätigend zu.
Ich spürte plötzlich zwei Hände auf meinen Schultern.
"Kann ich sie mir mal kurz ausleihen, Leute?" ertönte Shinjiro's Stimme.
Alle nickten zustimmend und Shin nahm mich an die Hand und stellte sich mit mir etwas abseits der Gruppe.
"Na, bist du jetzt überzeugt, dass sie sich über deinen Besuch freuen?" fragte er fröhlich.
"Ja, es war dumm von mir zu zweifeln!" entgegnete ich ihm leise.
Er lächelte mich zufrieden an, seine Augen schienen zu strahlen.
Und ich begann mich langsam erneut in ihrer tiefe zu verlieren.
"Schön!" sagte Shin leise er klang fast schon etwas heisser.
Wir lächelten uns sanft zu und ein leises "Ja, das ist schön." kam zaghaft über meine Lippen.
"Wir sollten ihnen nicht unbedingt auf die Nase binden, dass ich bei dir übernachtet habe." meinte Shin nun zögerlich.
Ich linste kurz zu den anderen und erwischte sie dabei wie sie uns gespannt beobachteten.
Mein Blick wendete sich mit einem verschmitztem Lächeln wieder Shinjiro zu.
"Ja, wir sollten das für uns behalten." erwiderte ich seine Aussage von vorhin.
"Gut, wir sollten zurück zu den anderen gehen, ehe sie noch falsche Schlüsse ziehen." lachte Shinjiro.
Ich nickte bejahend und wir klinkten uns wieder in die Gruppe ein.
"Was hattet ihr zwei Turteltäubchen zu besprechen?" fragte uns Shuta und grinste uns verstohlen an.
"N..Nichts, besonders Shuty." entgegnete ich ihm und schenkte ihm ein unschuldiges lächeln.
"Soso, nichts wichtiges, ich will dir das jetzt mal glauben." erwiderte Shuta und lachte.
Shinjiro legte mir plötzlich eine Hand auf die Schulter.
"Du kannst ihr das ruhig glauben, Shuta-kun." sagte Shin zu seinem Bandkollegen und lachte ebenfalls.
Shuta musterte uns einen Augenblick und begann wieder zu grinsen.
"Schon gut, ich glaub euch ja!" sagte er und wandte seinen Blick Shinjiro zu "Aber nichtsdestotrotz scheint Rachel einen guten Einfluss auf dich auszuüben, du bist wieder ganz der Alte." lachte er und setzte sich neben Mitsuhiro auf den Boden.
Ich sah Shinjiro fragend an.
"Was meint er damit, Shin?" sagte ich verwundert zu meinem besten Freund.
"Ähm...Ähm, Nichts. Er will uns bloss ärgern, du kennst ihn doch." stotterte Shinjiro, er wirkte ziemlich verlegen.
Ich sah ihn immer noch fragend an.
"Ich..Ich werd mal zu Nissy gehen." sagte er kein bisschen weniger verlegen als zuvor.
Ehe ich ihm eine Antwort geben konnte vernahm ich Chiaki's aufgeregte Stimme im Hintergrund.
Sie und Misako steuerten geradewegs auf mich zu.
Chiaki packte mich eifrig an den Schultern.
"Rachel-chan, wir müssen feiern, dass du wieder da bist. Wie wärs wir machen einen Mädelstag, nur du, Misako und ich! Na was hältst du davon?" sprach sie euphorisch aus und strahlte mich an.
Mein blick wanderte von Chiaki zu Misako, sie lächelte mich ebenfalls fröhlich an.
"Okay, gerne." erwiderte ich auf Chiaki's Aussage und strahlte sie nun ebenfalls an.
"Oh, super! Wir treffen uns am Freitag Nachmittag in Shibuya, okay?" rief Chiaki erfreut aus.
Ich nickte zustimmend.
"Ito-chan, komm mal kurz her." rief Naoya und winkte Chiaki zu sich.
Sie verdrehte die Augen "Ich muss leider weg, Urapapa braucht mich." sagte sie einwenig genervt.
Ich nickte ihr Verständnisvoll zu und sie ging zu Naoya.
Eigentlich war sein Nachname ja Urata, aber da er der älteste von allen ist hat er die Vaterrolle inne, deshalb nennen wir ihn manchmal Urapapa.
"Sie ist wirklich ziemlich aufgedreht seit du wieder da bist Rachel-chan." vernahm ich Misako's Stimme.
"Ja, das ist sie." erwiderte ich ihr zustimmend.
Sie setzte sich neben mich.
"Und Shinjiro-kun, scheint auch wieder aufzutauen." entgegnete sie mit Blick in Shin's Richtung.
Ich sah Misako verwundert an, das war nun schon die zweite derartige Bemerkung betreffend Shinjiro.
"Was meinst du damit?" fragte ich verwundert nach.
Misako sah mich an und begann leicht zu lächeln.
"Hat er dir nichts erzählt?" erwiderte sie.
Ich schüttelte verneinend mit dem Kopf.
Ihr blick wanderte wieder zu Shinjiro.
"Shinjiro-kun, hatte sich nach dem du weg warst sehr verändert, weisst du." begann sie zu sprechen und blickte mich nun wieder an.
"Was heisst das, er hat sich sehr verändert?" fragte ich nach.
"Er hat sich zurückgezogen, sich komplett von uns abgeschottet. Er hat nichts und niemanden mehr an sich rangelassen. Er behauptete immer das läge bloss am Stress, aber die Ausrede hat ihm niemand je wirklich abgekauft.
Er war so weil er dich vermisst hat, Rachel-chan.
Er hängt mehr an dir als er es zugibt, glaub mir." erzählt sie mir mit mitfühlender Stimme.
Mein Blick wendete sich Shinjiro zu.
Er stand da, mit Nissy und scherzte, so wie er es auch schon früher tat.
Ich wurde gerade nicht schlau daraus, wenn Shinjiro sich wirklich so abkapselte wie Misako es mir erzählte, warum hatte Shin mir nichts davon erzählt?
Kann es wirklich sein das ich der Grund dafür war warum er sich damals anscheinend zurückzog und jetzt plötzlich wieder der alte war?
Ich wusste das wir uns sehr nahe standen und das ich ihm viel bedeutete, aber gerade fragte ich mich ob ich meinen Wert für ihn unterschätzt hatte.
Traf ihn meine Abreisse damals so hart?
War ich ihm so extrem wichtig?
"Wie kommst du darauf, dass ich ihm mehr bedeute, als er zugibt?" fragte ich Misako um meinem Gedankenwirwar zu entkommen.
Sie schaute mich ernst an "Rachel-chan, hast du etwa noch nie bemerkt wie er dich ansieht?" sagte sie mit Nachdruck in der Stimme.
"Ich...ehm..Nein! Wie sieht er mich denn an?" entgegnete ich verlegen.
Misako lächelte "Eins kannst du mir glauben, denn Blick den er dir zuwirft ist definitiv keiner, den sich beste Freunde zuwerfen." sagte sie.
Ich schluckte kurz leer.
"Ich denke du bist für ihn mehr als seine beste Freundin, Rachel-chan." ergänzte sie.
Mein überrumpelter Blick wanderte von Misako rüber zu Shinjiro.
"Das soll doch ein Witz sein, oder Misako-chan?" entgegnete ich ihr erschrocken.
Sie schüttelte entschlossen ihren Kopf.
Mein Blick wandte sich erneut Shin zu und bleib auch einige zeit an ihm hängen.
"Du magst ihn auch mehr, oder?" sagte sie und lenkte so meine Aufmerksamkeit auf sich.
"Wir sind seit Jahren beste Freunde, Misako-chan. Natürlich mag ich ihn." erwiderte ich und versuchte nicht nervös zu wirken.
Immerhin hatte ich heute morgen noch selbst befürchtet, dass ich mich in Shinjiro verliebt haben könnte.
"Ich meine mehr als beste Freunde, Rachel-chan." entgegnete sie.
"Ich..." meine Stimme verstummte.
"Naja, wie auch immer. Ich denke jedenfalls das ihr ein schönes Paar abgeben würdet." sagte sie lächelnd und stand auf.
"Denk darüber nach, ja?" sie lächelte mir sanft zu, sah mich aber trotzdem eindringlich an "Er würde es kein zweites Mal verkraften dich zu verlieren." sagte sie ruhig.
Sie lächelte mir ein letztes mal aufmunternd zu ehe sie sich zurück zu der Gruppe gesellt.
Ich tat es ihr kurze Zeit später gleich.
Sie besprachen Choreografien und die Song Reihenfolge für ihre nächsten Konzerte.
Auch Shinjiro's Heiratsantrag wurde diskutiert.
Und ihm schien das offensichtlich immer noch Bauchschmerzen zu bereiten, angenehm war es ihm jedenfalls nicht.
"Hast du dir schon überlegt wie du das machen willst?" fragte ihn Nissy mit verschmitztem lächeln.
Shinjiro's Gesicht schien sich aus meiner Perspektive leicht rot zu färben.
"Ich...Nein, ich hab keine Ahnung wie ich das hinkriegen soll." entgegnete er verhalten.
Mitsuhiro, der neben Shinjiro sass legte selbigem eine Hand auf die Schulter "Du musst nur in dich hinein und auf dein Herz hören. Ich bin mir sicher, dann wirst du das richtige Tun und sagen!" munterte Mitsuhiro Shin auf.
Shinjiro seinerseits schenkte Mitsuhiro einen ungläubigen und gleichzeitig verlegenen Blick.
"Wenn es mal so einfach wäre! Hast du je deiner besten Freundin einen Heiratsantrag machen müssen?" entgegnete Shinjiro ihm deprimiert.
Mitsuhiro nahm seine Hand von Shinjiro's Schulter und sah nachdenklich auf den Tisch an dem wir sassen.
Alle begannen ihn schweigend anzusehen.
Shinjiro war das sichtlich unangenehm.
"Was?" fragte er verwundert.
"Beste Freundin? Ist das dein Ernst?" entgegnete ihm Nissy.
Shinjiro musterte Nissy verwundert.
"Ehm..Ja, warum nicht?" erwiderte Shin.
"Weil ihr das offensichtlich nicht seid, Shin-kun!" antwortete Nissy.
"Was meinst du damit, Nishijima-kun?" entgegnete Shinjiro fast schon entsetzt "Natürlich sind Rachel-chan und ich beste Freunde!" ergänzte er mit Nachdruck.
"Das glaube ich nicht, es ist offensichtlich das ihr euch mehr als mögt." erwiderte Nissy nun ebenfalls mit Nachdruck.
"Das....das ist nicht wahr, also hör auf sowas zu sagen! Erst recht nicht vor Rachel-chan!" sagte Shin mittlerweile von Nissy genervt.
"Warum sollte ich,  jeder außer euch beiden weiss das!" erwiderte Nissy ebenfalls mit einer genervten Note in der Stimme.
"Ach wirklich, jeder hier weiss auch das du Uno-chan mehr als üblich magst!" sagte Shinjiro sarkastisch zu Nissy.
Nissy schnappte erschrocken über Shinjiro's Aussage nach Luft.
"Das...Das stimmt doch gar nicht!" entgegnete Nissy kleinlaut.
"Und ob, dass stimmt!" konterte Shinjiro überzeugt.
Shinjiro und Nissy waren schon immer so.
Sie konnten in der einen Sekunde zusammen scherzen und in der anderen Sekunde ärgerten sie sich gegenseitig.
"Beruhigt euch, ihr zwei!" sagte Naoya und blickte die beiden ernst an "Wer hier wenn mehr als üblich mag oder auch nicht, spielt gerade keine Rolle." er blickte zwischen Nissy und Shinjiro hin und her "Fakt ist wir müssen diesen Heiratsantrag irgendwie in eine der Shows einplanen, wie und wann wir das machen ist gerade das einzige was wichtig ist, okey!" sagte Naoya ernst zu den beiden.
Die beiden Jungs schwiegen sich immer noch beleidigt an.
"Na los, entschuldigt euch gegenseitig und die Sache ist vergessen." forderte Naoya die beiden auf.
Leider teilten die beiden einen Hang zur Sturheit, weshalb keiner den ersten Schritt machen wollte.
Da ich neben Shinjiro sass nahm ich unter dem Tisch unauffällig seine Hand und drückte sie leicht, er sah mich überrascht von meiner Aktion an.
Woraufhin ich ich ihm leicht zunickte und ihm so zu verstehen gab, dass er den ersten Schritt machen sollte.
Er sah mich noch kurz verwundert an, doch dann zuckten kurz seine Mundwinkel nach oben und sein Gesichtsausdruck lockerte sich auf.
Er blickte nun zu Nissy "Sorry, das war unangebracht von mir." sagte er zu ihm.
Nissy's Gesichtsausdruck war unverändert geblieben.
Nun sahen alle ernst zu ihm, woraufhin sich auch sein Gesichtsausdruck änderte.
"Ja, mir tut es auch leid!" sagte er zu Shinjiro.
"Gut, dann wär das geklärt." stellte Naoya zufrieden fest.
Da wir nicht wussten wann Suzuki den Heiratsantrag genau vorgesehen hatte, entschieden wir zuerst noch einmal mit ihm diesbezüglich Rücksprache zu halten.
Die Besprechung war soweit vorbei.
Ich ging mit Shinjiro zusammen aus dem Raum, zumindest wollte ich das doch Naoya rief mich zu sich.
Ich sah Shinjiro kurz prüfend an.
"Ich warte draussen auf dich." sagte er zu mir und liess mich zurück.
Ich ging zu Naoya.
"Was gibt's?" fragte ich ihn verwundert.
"Rachel-chan, ich wollte mit dir über Shinjiro-kun sprechen." entgegnete er mir.
"Wieso, was ist mit ihm?" sagte ich.
"Naja, ich denke, dass Nishi-kun, nicht unrecht hatte.
Shinjiro-kun mag dich mehr als du es ahnst." entgegnete er mir mit ruhiger Stimme "wobei ich auch festhalten muss, dass Shinjiro-kun natürlich auch nicht ganz unrecht hatte, was Nishijima-kun und Uno-chan angeht." lachte er.
Ich lächelte ebenfalls.
"Stimmt es, dass Shinjiro-kun vor meiner Rückkehr zurückgezogener war als jetzt?" fragte ich Naoya vorsichtig.
Dieser nickte "Ja, deshalb glaube ich auch, dass Nishijima-kun recht hatte." entgegnete mir Naoya.
"Verstehe, also hatte Misako-chan recht." sagte ich mehr zu mir selbst als zu ihm.
"Was hat sie denn gesagt?" fragte Naoya nach.
"Naja, sie meinte Shinjiro hätte sich nach meiner Abreise sehr verändert, dass er sich abgekapselt hätte und so." erklärte ich ihm.
"Damit hat sie recht, Rachel-chan." entgegnete er überzeugend.
"Wie sieht es eigentlich mit dir aus? Was zwischen euch ist, scheint auf Gegenseitigkeit zu beruhen." sagte er zu mir und sah mich fragend an.
"Ich...Ähm, also ich weiss nicht von was du sprichst." stammelte ich verlegen vor mich hin.
"Rachel-chan, ich kenne dich zwar nicht so gut wie es Shinjiro-kun tut, aber ich kenne dich gut genug um zu sehen, dass du dir im Bezug auf deine Gefühle für ihn unsicher bist.
Kann es sein, dass du mittlerweile mehr in ihm siehst als deinen besten Freund?" erwiderte Naoya ruhig.
Ich sah ihn überrascht von seinem Durchblick an.
Ich kam mir irgendwie ertappt vor.
Ich senkte verlegen meinen Blick auf den Fussboden "Ich...Um ehrlich zu sein, weiss ich es nicht!" murmelte ich in Richtung des Fussbodens.
Naoya legte mir fürsorglich eine Hand auf die Schulter.
"Das braucht dir nicht unangenehm sein, Rachel-chan." sagte er beruhigend, ich sah zu ihm hoch "Manchmal sind Gefühle verwirrend und man kann sie nur schwer einschätzen." ergänzte er.
Überrascht von seiner Aussage liess ich meinen blick wieder etwas abschweifen.
"Es ist nur...ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass sich Gefühle so schnell ändern können, verstehst du?" entgegnete ich mit leiser Stimme.
"Was ist wenn ich mir das nur einrede, damit ich besser mit der Trennung von meinem Ex Freund umgehen kann?
Ich möchte Shinjiro einfach nicht damit verletzen!" sprach ich aufgebracht weiter und Naoya hörte mir geduldig zu.
Mein Gesprächspartner sah mich eindringlich an.
"Hör zu Rachel-chan, gib euch und vor  allem dir etwas Zeit um herauszufinden was du wirklich fühlst. Tu einfach immer das, was sich in deinem Herzen richtig anfühlt, okey? Wenn du das tust, bin ich mir sicher das du Antworten auf all deine Fragen finden wirst." erklärte er mir fürsorglich.
Ich sah Naoya mit einem verwundertem Blick an, doch plötzlich begann ich zu lächeln.
Was er gesagt hatte fühlte sich richtig an.
"Danke, Naoya-san!" sagte ich lächelnd zu ihm.
Er erwiderte mein Lächeln "Gern geschehen, Rachel-chan. Man nennt mich nicht umsonst Urapapa!" sagte er und lachte.
"Stimmt, jetzt weiss ich auch warum!" lachte ich ebenfalls.
Naoya und ich verliessen zusammen das Gebäude, draussen trafen wir auf Shinjiro, der immer noch auf mich wartete.
Als wir bei Shin ankamen verabschiedete sich Naoya von uns.
"Denk an meine Worte, Rachel-chan!" sagte Naoya noch zu mir ehe er in sein Auto stieg und weg fuhr.
Shinjiro sah mich mit fragendem Blick an.
"Was meinte er?" fragte Shinjiro mich.
"Ähm..wir haben uns bloss einwenig über die ganze Situation unterhalten und er hat mir ein paar Tipps gegeben." erwiderte ich verlegen, während wir zu Shinjiro's Wagen liefen.
"Was für Tipps denn?" hakte Shinjiro nach.
"Ähm...nichts besonderes, dass übliche halt." wich ich seiner Frage aus.
Shinjiro fragte nicht weiter nach und brachte mich zurück zum Hotel.
Als wir wieder in meinem Hotelzimmer waren, verabschiedete sich Shinjiro, da er noch einen anderen wichtigen Termin hatte.
Ich setzte mich, planlos darüber was ich mit dem Rest des Tages anstellen sollte, auf mein Bett und dachte nach.
Mir kamen Naoya's Worte von vorhin wieder in den Sinn.
Er hatte recht, ich sollte das alles einfach auf mich zukommen lassen und tun was ich für richtig empfinde.
Ich dachte über meine Beziehung mit Patrick nach.
Es war eine gute Beziehung gewesen, nicht die beste die es gibt, aber sie war auf keinen Fall schlecht.
Die Beziehung mit Patrick war die erste richtige Beziehung die ich bis jetzt, mal abgesehen von meiner Fake-Beziehung mit Shinjiro, führte.
Klar wir stritten uns nicht selten, aber wir haben uns trotzdem geliebt, oder?
Wenn man es genau betrachten möchte, haben Patrick und ich aber trotzdem überhaupt nicht zusammen gepasst, wir hatten fast komplett andere Ansichten was unsere Beziehung betraf.
Und trotzdem haben wir uns nie getrennt, obwohl wir so verschieden waren.
Habe ich ihn jemals wirklich geliebt?
Mein Verstand sagt ganz eindeutig ja, aber...irgendwie will mein Herz das nicht so recht glauben.
Bedeutet liebe nicht auch vertrauen?
Ich habe Patrick nichts von meinem Vertrag mit Suzuki erzählt, nichts von meiner Kariere, nichts von meiner Fake-Beziehung und generell nichts aus meinem früheren Leben in Japan.
Hatte ich ihm tatsächlich so wenig vertraut?
Ich musste an meine Worte beim Interview mit Shinjiro anfangs dieser Woche denken.
War die Beziehung mit Patrick tatsächlich bloss der Versuch vor meiner Vergangenheit zu fliehen?
Es kann nicht normal sein nach einem, meines Erachtens nach, so dramatischen Beziehungsaus so gefasst zu sein und den anderen so gut wie gar nicht zu vermissen.
Patrick hatte wohl recht, ich habe ihn nie wirklich geliebt!
Das ist die einzige Erklärung, die plausibel klingt.
Ich wurde von einem klopfen an der Tür aus meinen Gedanken gerissen.
Verwundert darüber, wer das sein könnte ging ich zur Tür und öffnete sie.
"Shin, was machst du denn schon wieder hier?" fragte ich überrascht.
Er grinste mich verstohlen an.
"Ich halte es einfach nicht ohne dich aus, weisst du!" sagte er grinsend und trat an mir vorbei in mein Zimmer.
Ich schloss die Tür und drehte mich zu ihm um.
"Was?" entgegnete ich überrumpelt.
Shinjiro lachte und lief zu der Kommode die in meinem Zimmer stand.
"Ich hab mein Handy bei dir vergessen." sagte er lachend und hielt demonstrativ sein Handy in die Luft.
"Ach so! Ich dachte schon dir geht's nicht gut." sagte ich und lachte nun ebenfalls.
Shinjiro trat vor mich und lächelte fast schon verräumt "Mir geht's doch immer gut, bei dir!" sagte er leise.
Als er sich über seine eben gesprochen Worte im Klaren war lief er augenblicklich rot an.
"Ähm...Was ich eigentlich sagen wollte...ich...ich fliege in ein paar Tagen nach L.A., willst du vielleicht mitkommen?" stotterte er.
"Los Angeles? Ehm, warum...warum möchtest du, dass ich mitkomme?" fragte ich unsicher.
"Also ich..Wir sind ja für alle anderen, dass frisch verliebte Pärchen. Ich dachte, dass es sich anbieten würde." entgegnete er mit nervösem Blick.
"Ach so, verstehe..." sagte ich mit überraschend enttäuscht klingender Stimme.
Shinjiro schien das zu bemerken.
"Und ausserdem...kannst du mir vielleicht behilflich sein." sagte er nun.
Seine Aussage weckte Neugierde in mir.
"Wobei?" fragte ich.
"Naja, ich hab eine art eigenen Kanal wo ich kurze Videos von mir poste, ich dachte du könntest mir vielleicht beim filmen helfen." erklärte er und sah mir plötzlich in die Augen "Und ausserdem...würde ich mich freuen, wenn du mitkommen würdest." ergänzte er leise und wendete seinen Blick nicht von meinen Augen ab.
"Ich...Ich komme gerne mit!" antwortete ich von seinem Blick hypnotisiert und lächelte sanft.
"Schön, dass....dass freut mich!" entgegnete er ebenfalls lächelnd.
Einen Moment lang blieb die Situation zwischen uns unverändert, ehe sich Shinjiro Gedankenversunken verabschiedete und schlussendlich ging.
"Was war das gerade?" fragte ich mich selbst.
Ich sah mich im Spiegel der neben mir an der Wand hing an.
"Was hat er gerade mit mir angestellt?" fragte ich mich erneut.
Mein WhatsApp Klingelton erklang.
Ich schaute auf mein Handydisplay.
Die Nachricht war von Shin.

Shinji: Du bist die Beste! Ich freue mich auf L.A.!😊

Ich sah wieder in den Spiegel und bemerkte ein lächeln auf meinen Lippen.
Ich freute mich, über seine Nachricht und auf den Urlaub mit ihm!


 

愛してる。- Ich liebe dich auf  Japanisch.  Shinjiro Atae/AAA FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt