Kapitel 2 {Tag 1}

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HORAC

»shit«, fluchte Erskine laut, als er auf der Treppe umknickte und einige Stufen hinunter rutschte, direkt vor die Füße des Wiedergängers. Der Untote gab ein gurgelndes Geräusch von sich und setzte zum Angriff an, doch Erskine zog ihm kurzerhand  und unter Schmerzen die Beine weg, sodass der Zombie von der Treppe kippte und mit einem klatschenden Geräusch, wie ein Ei, das herunter fiel, im unteren Stock aufkam. "Gib mir doch eine Pause!" zischte Davies leise und versuchte sich auf der harten, unkomfortabelen Steintreppe aufzusetzen.
Der Mensch begutachtete kurz seinen Fuß, dann die demolierte Stelle an der Stufe, wegen der er umgeknickt und gefallen war.
»Na toll« murrte er leise und stand mit wackeligen Beinen auf, der Schock von dem Fall saß ihm immer noch tief in den Gliedern. Nun eher schlecht gelaunt sah Erskine zu dem Zombie, der sich inzwischen wieder aufgerichtet hatte und den Menschen begierig mit seinen toten Augen musterte.
Er musste aufpassen, Zombies waren im Gegensatz zu den Untoten in Filmen eher übermenschlich geschickt; sie konnten etwas höher und weiter springen, waren schneller und hatten dazu noch eine bessere Ausdauer. Doch bevor Erskine sich überhaupt aufrichten und auf einen Angriff einstellen konnte, sprang der Zombie die zwei Meter zur Treppe hoch und zog sich mit einem Grollen auf die Stufen. Der Mensch zückte seinen Dolch aus der rechten Gürteltasche, aber der der Zombie hatte bereits sein Bein gepackt und zerrte daran wie ein Raubtier an seiner Beute, die er unbedingt haben wollte und kein anderer solle sie bekommen.
Widerspinstig biss er sich in Erskine Hand fest, sodass ihm der Dolch aus der Hand fiel und scheppernd ein Stockwerk tiefer aufkam. Der Schwachpunkt eines Untoten war der Nacken; wenn man dort mit einem Messer ansetzte oder hinein schoss, konnte man auch eine Ausgeburt der Hölle wie ihn hier erledigen. Doch ohne Messer und dem Zombie an seiner Hand hängend war das eher eine Herausforderung.
Ein Schuss fiel.
Der letzte Hauch Leben entwich dem Untoten, sein Kopf implodierte und der Körper rutschte leblos von der Treppe in die Tiefe. Erskine sank zurück auf die Treppenstufen und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht seine Blutende Hand. Der Biss eines Zombies war äußerst schmerzhaft, vor allem da in die frische Wunde Säure gelang. Es brannte. Es tat so scheiße weh. Wenn man den Biss eines Zombies nicht sofort behandelte, konnte man, in Erskines Fall, den ganzen Arm verlieren.
»Verdammt«, hörte man eine Stimme fluchen und Erskine sah verwirrt auf.

ERSKINE

»Verdammt«, hallte es leise durch die Ruine und ich sah mich verwirrt um. War ich das gewesen? Die Untoten konnten nicht reden, mal davon abgesehen, dass keine hier waren. Ich zog meine Hand, die sich wie ins Feuer gelegt und danach auf glühendes Eisen gehalten anfühlte, näher an mich heran. Meine Hand pochte vor Schmerz.
»Oh scheiße, bist du verletzt?«, fragte ein Junger Mann mit hellbraunem Haar und dunklen Augen, der etwa zwei Jahre jünger als ich sein musste. »Ja«, antworte ich resigniert, als es plötzlich "klick" machte. Meine Augen weiteten sich und ich sprang reflexartig auf. »E-ein Mensch!«, rief ich mit einem Mischmasch aus Überraschung, Freude, aber auch Entsetzen. Konnten Zombiebisse etwa auch Halluzinationen verursachen?
»Öhm...ja, wieso? Du nicht?«, sprach der Fremdling verwirrt und ließ die Waffe sinken, mit der er bis vorhin noch alamiert im Raum herumgeschwenkt hat. Nein, ich schien keine Halluzinationen zu haben.
»Natürlich bin ich ein Mensch, oder sehe ich aus wie eine wiederbeseelte Leiche?«, murmelte ich nun energisch und verschränkte meine Arme, obwohl ich gerade innerlich immer noch ausrastete. Er war ein Mensch, ein lebender. Und er stand vor mir. Leise zischte ich, als meine noch offene Wunde mit meiner staubigen und dreckigen Kleidung in Berührung kam und hielt sie von mir weg. »fuck«, keuchte ich leise, da meine Hand nun noch stärker brannte als zuvor. »Warte, ich helfe dir«, meinte der Fremde und lief schnell und ohne zu stolpern die Treppenstufen zu mir hoch. Leicht ungläubig sah ich zu ihm auf. Der war ja noch mindestens einen halben Kopf größer und stand dabei noch eine Stufe tiefer als ich!
»Ich bringe dich am besten zu unserem Lager« meinte er knapp und nahm mich plötzlich im Brautstyle hoch. Ich wollte zwar protestieren, wurde aber aufgehalten. »Sei lieber froh darüber, dass ich dir helfe. Du siehst nicht aus, als könntest du noch weit laufen.« Ich murrte leise. Da hatte er leider recht, meine Beine hätten mich wirklich nicht mehr lange gehalten.
Mit meiner unverletzten Hand klammerte ich mich an das flaschengrüne Hemd des Fremden, als mir etwas auffiel. »Unser?« hakte ich nach, während wir, oder eher der Fremdling, losgingen. Er nickte und sagte: »Ja, wir sind zu viert. Zara, Seth, Tyler und ich. Ich heiße übrigens Horac, wo wir schon davon sprechen« mit einem freundlichen Lächeln sah er mich an. »Erskine«, stellte ich mich selber knapp und eher kalt vor und erinerte mich langsam wieder daran, warum ich damals das Einzelgänger Leben gewählt hatte. Menschen versuchen Schlimmes gut zu reden, lügen und verstecken ihre Trauer hinter einem Lächeln, obwohl sie genau wissen, dass es sie von innen auffraß. Horac war offensichtlich so ein Mensch und ich wusste jetzt schon, dass er früher oder später damit bei mir ankommen würde.

HORAC

Es war schwer für Horac, einen Erwachsenen Mann wie Erskine herumzutragen. Der Verletzte war sehr wohl in der Lage dazu, alleine zu laufen und schien erst auch protestieren zu wollen, lag nun jedoch stumm in seinen Armen. Unauffällig versuchte Horac, das Gesicht des Fremden zu mustern. Erskine hatte gesundes, kurzes, pechschwarzes Haar und es sah dafür, dass er es sich selber geschnitten haben musste, unglaublich gut aus. Horac stockte kurz, als ihm die Augen des Fremden auffielen. Erskines rechtes Auge war ziemlich hell, in einem Eisblau um genau zu sein, wärend sein linkes Auge ein Giftmüllgrün trug. Beide schienen nicht von dieser Welt und strahlten eine ungewöhnliche, fast angsteinflößende Autorität aus. Heterochromie ist unter Menschen äußerst selten, und jetzt hatte er jemanden vor sich, der genau dies hatte. Wie wahrscheinlich war das denn bitte, dass er während der Zombie Apokalypse jemanden wie ihn auffand? Es glich einem Wunder. Zwar keinem weltbewegendem, aber einem Wunder. Horac versuchte sich wieder auf den Rest seines Gesichts zu konzentrieren. Erskine hatte das Typische, kantige Gesicht eines Erwachsenen und sein ungestutzter 3-Tage-Bart ließ ihn noch reifer wirken. Sein Blick harrte nicht lange auf dem Gesicht des Fremden, sondern wanderte immer wieder ungewollt zu Erskines Augen. Sie waren aber auch ein Blickfänger! Er konnte sich gerade nicht vorstellen, warum es ihm nicht vorhin schon aufgefallen war. Erskine schien zu bemerken, dass er beobachtet wurde, denn er drehte seinen Kopf zu ihm und sah ihn skeptisch an. »ist was, Hackfresse?«, verpasste er ihm spontan einen Spitznamen und Horac schnaubte kurz. Bevor er antwortete, überwand er mit dem Verletzten ein Hausdach und sprang in eine Gasse hinab. Dann antwortete er. »Hackfresse? Hast du keinen besseren Spitznamen?« fragte er freundlich lächelnd und amüsiert, obwohl er ihn, wenn er ehrlich war, am liebsten am Kragen weitergeschliffen hätte. "Wenn du mich so anstarrst wie ein Untoter, hast du selber Schuld. Es sei denn, du nennst mir einen nachvollziehbaren Grund dafür.«, erklärte Erskine und musterte stumm die langsam vorbeiziehenden Hausmauern. »Ist ja gut, tut mir leid. Ich fand halt nur deine Augen extrem interessant, da Heterochromie extrem selten ist." erklärte er sich geschlagen fühlend und merkte, wie Erskine sich plötzlich verkrampfte.

»Erskine?«

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 02, 2017 ⏰

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Sold Out- the hell is packed (Boy×Boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt