Purifica

499 25 6
                                    

Alles am Planeten „Purifica" war wunderschön.

Angefangen  bei dem sacht purpurroten Himmel mit den zartvioletten Streifen, über  die beinahe durchsichtigen, perlmuttschimmernden Bäumen und Pflanzen,  den türkisfarbenen, klaren Seen und Flüssen bis hin zu der leicht  wellenartigen Struktur der Landschaft, die ihr etwas Fließendes verlieh  und sich beruhigend auf jeden Betrachter auswirkte. Die Siedlungen  passten sich in dieses Bild nahtlos ein und versprühten mit ihren  zierlichen, aus hellem Stein erbauten Türmchen, die sich um ihre eigene  Achse drehend in den Himmel wanden, eine solche Eleganz, wie sie wohl  nirgendwo sonst zu finden war.

Doch  das alles war nichts im Vergleich zu der Schönheit der Bewohner dieses  Planeten, die sich selbst die „Purifen" nannten. Jeder einzelne von  ihnen – egal ob männlich oder weiblich – war hochgewachsen und schlank,  mit makellosen Körpern, die von fließenden und dabei vollkommen  durchsichtigen Gewändern umspielt wurden, die nichts der Fantasie  überließen. Die Haare reichten ausnahmslos bis auf die Hüfte und  spiegelten das Purpur oder Violett des Himmels, das Türkis des Wassers  oder das Perlmutt der Pflanzen wider. Ihre Haut war alabasterfarben,  ihre Augen groß, hellblau und geheimnisvoll und dominierten das Gesicht,  das ansonsten aussah wie aus Porzellan gemeißelt.

Darüber  hinaus waren die Purifen auch ausgesprochen fortschrittlich, friedlich  und freundlich und der erste Kontakt hatte sich bisher äußerst angenehm  gestaltet.

Uhura,  zweifellos die Beste auf ihrem Gebiet, war es schnell gelungen, einen  Algorithmus zu entwickeln, der es ihnen ermöglicht hatte, mit den  Purifen zu kommunizieren. Schnell hatte sich herausgestellt, dass die  Purifen neugierige Wesen waren, die mindestens so viel Interesse an der  menschlichen Spezies hatte, wie sie umgekehrt an den Purifen und so  hatte er schnell mit Erlaubnis der Purifen beschlossen, die Enterprise  einige Tage im Orbit Purificas zu stationieren. Auch die Crew war froh  über diese Entscheidung gewesen, denn seit sie vor knapp einem  dreiviertel Jahr zu ihrer Fünf-Jahres-Mission aufgebrochen waren, hatten  sie nie länger als einen Tag abseits der Enterprise verbracht und  langsam aber sicher hatte sich, trotz ihrer strengen, militärischen  Ausbildung, eine Art Lagerkoller angekündigt.

Auch  Spock hatte seine Entscheidung zunächst gut geheißen und sich mit  Feuereifer auf die wissenschaftlichen Aspekte ihres Zwischenstopps auf  Purifica gestürzt. Doch ein Blick auf Spock, der ihm nur wenige Meter  entfernt an der langen Festtafel aus edlem, schwarzen Holz, die die  Purifen zu ihren Ehren aufgebaut hatten, gegenüber saß, genügte um zu  wissen, dass Spocks Euphorie in den letzten Stunden deutlich gelitten  hatte.

Natürlich  hatte niemand außer ihm den Feuereifer oder dessen rasanten Abbau  tatsächlich aus Spocks Miene ablesen können, denn die meiste Zeit über  blieb Spock immer noch seiner vulkanischen Erziehung treu. Auch, wenn er  inzwischen schon einige Male bewiesen hatte, dass ein ganzer Abgrund an  Emotionen in ihm steckte, schwappten diese nach wie vor immer nur dann  über den Rand, wenn Spock sich in einer Extremsituation befand. Im  normalen Alltagsleben suchte man unter Spocks korrekter Haltung  Emotionen meistens vergeblich und er selbst akzeptierte dies als Teil  des Halbvulkaniers, der diesen Weg gewählt hatte, um seine Emotionen  zumindest die meiste Zeit über in Schach zu halten. Und doch hatte sich  etwas verändert, seit Spock um ihn geweint hatte. Denn seit diesem  Moment, der ihm einen tiefen Einblick in Spocks Seele gewährt hatte,  fiel es ihm ganz persönlich deutlich leichter, in den kleinen Nuancen in  Spocks Haltung und seiner Mimik zu lesen. Er hatte ein Gespür für  Spocks Stimmungen entwickelt und während der letzten Monate, die sie  zusammen auf der Enterprise in enger Zusammenarbeit verbracht hatten,  verfeinern können. Denn während der letzten Monate auf ihrer  Fünf-Jahres-Mission war genau das passiert, was er sich zuvor schon  immer gewünscht hatte – Spock und er hatten endlich nicht nur einen  reibungslosen Kommandostil miteinander gefunden, sondern auch diese  enge, vertrauensvolle Freundschaft, die er während seiner kurzen  Gedankenverschmelzung mit dem alten Spock auf Delta Vega zwischen diesem  und seinem Alter Ego der anderen Zeitlinie gespürt hatte.

PurificaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt