Wenn die Blätter fallen
Jedes Jahr um diese Zeit, wenn die Blätter sich verfärbten, dachte Levi nach. Eigentlich tat er das ganze Jahr über, doch um diese Zeit dachte er nur über eine Sache nach. Er ignorierte seine Freunde, die ihn von diesem Gedanken abhalten wollten, ignorierte seinen Psychologen und seine Familie, die unbedingt heraus finden wollten, was mit ihm los war.
Er selber wusste es nicht genau. Das einzige, was er wusste war, dass Levi unglücklich war. Er war totunglücklich. Nichts konnte ihn zu dieser Zeit aufheitern.
Hanji hatte es oft versucht – kein Erfolg.
Erwin hatte oft versucht Levi abzulenken – kein Erfolg.
Niemand konnte Levi im Herbst, wenn die Blätter fielen, helfen. Der Herbst war eigentlich eine wunderschöne Zeit, Levi liebte die Verfärbung der Blätter eigentlich. Das Wetter mochte er, die Temperaturen waren schön, man konnte in Hoodies und Pullovern herum laufen ohne, dass man angestarrt wurde, Levi liebte den Herbst, weil er ihn eigentlich immer mit guten Erinnerungen verband.
Seine Mutter war früher oft mit ihm spielen, er war dann immer in Blätterhaufen gesprungen, hatte mich Fröschen und Spinnen gespielt und die Natur lieben gelernt. Nicht so, wie eine der Hippies aus der Stadt, aber schon so, dass Levi sich oft im Wald aufhielt, welchen er im Sommer, Frühling und Winter jedoch nur halb so schön fand.
Doch dann starb seine Mutter. Sie wurde einfach ermordet. Levi war gerade erst zehn Jahre alt geworden, als es passierte. Seit dem lebte Levi in einem Heim. Sein Onkel wollte ihn nicht haben, einen Vater hatte Levi nicht und andere Verwandte? Von denen wusste niemand etwas. Levi war alleine. Eine Eigenschaft, die sich viele nicht angenehm vorstellten, doch Levi gefiel es. Er mochte es alleine zu sein. Er mochte es nur für sich zu sein. So musste er auch nur an sich selber denken, auf niemand anderen Rücksicht nehmen und einfach er selbst sein.
Als jedoch ein groß gewachsener, blonder Schönling ins Heim gebracht wurde, versuchte dieser sich mit Levi anzufreunden. Er fand ihn interessant. Levi hatte nichts besseres zu tun, als diesen Muskelprotz anzuhimmeln. Der erste Mensch seit seiner Mutter, der ihm gelegentlich mal sagte, dass Levi zu etwas nützlich wäre, er wunderschön aussähe und er gemocht würde.
Levi wollte nicht sagen, dass er sich in den Älteren verliebt hätte, das ginge zu weit. Er tat es ab, als eine normale Freundschaft. Okay, vielleicht eine intimere Freundschaft.
Dank Erwin lernte Levi auch die brünette Brillenträgerin Hanji kennen, die ihn sofort ins Herz schloss. Sie brachte Levi zwar nicht lauthals zum Lachen, doch immerhin ein Schmunzeln schlich sich gelegentlich auf sein Gesicht.
Doch auch dieser Traum von Familie endete.
Erwin wurde vor den beiden volljährig und musste das Heim deshalb verlassen. Er hatte Hanji und Levi gesagt, dass er sie natürlich besuchen kommen würde – er ist nie wieder aufgetaucht. Einige Wochen später fanden Levi und Hanji in der Zeitung einen Artikel über einen Raubmord. Das Opfer war unbekannt, deshalb war ein Foto des Gesichts neben dem Artikel. Es war Erwin.
Levi und Hanji hatten wochenlang getrauert, solange, bis Hanji volljährig wurde und die Welt entdecken wollte. Dafür musste sie an Geld kommen, weshalb sie in einer Bar kellnerte. Ihr wurde von einem Betrunkenen in der Bar eine Flasche über den Kopf gezogen. Auch sie starb. Man wusste, dass sie und Levi noch in Kontakt standen, weshalb dieser informiert wurde.
Der Schwarzhaarige wusste nun nicht mehr, was er machen sollte. Seine beiden Freunde, die einzige Hoffnung auf Glück, waren tot. Levi war wieder alleine, obwohl er es früher genoss, hasste er es jetzt umso mehr. Er wollte die beiden wieder an seiner Seite haben. Doch man konnte keine Toten zurück holen. Es ging einfach nicht, Levi musste es nicht mal versuchen um sich da zu hundert Prozent sicher zu sein.
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Wenn die Blätter fallen [Ereri OneShot]
Fanfiction„Aber ist es nicht eigentlich schön? So alleine zu sein, meine ich. Immerhin nervt dich dann niemand." - „Nein, es ist die reinste Qual. Du kannst mit niemandem reden. Du bist vollkommen alleine. Das bedeutet auch, dass du auf dich alleine gestellt...