1. Fuck(er).

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"Du bist so gefühlskalt, Joanne!" Arianna schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und kam nicht mehr auf mein Leben klar. "Wenn sich die Gelegenheit bietet..." sagte ich mit einem schiefen Grinsen. "Du kannst dich doch nicht vögeln lassen, dir ein Liebesgeständnis anhören und dann... und dann am nächsten Morgen direkt mit seinem Bruder weiter machen!" Ich zuckte mit den Schultern und packte mein Brot wieder meine Brotdose. "So läuft das halt. Das muss jedem klar sein, bevor er sich einlässt..." Meine kleine Latina schüttelte den Kopf so energisch, wie ihre Korkenzieherlocken es erlaubten. "Das muss aufhören!" Ich schaute sie mit hochgezogenen Augebrauen an: "Du  willst mir mein Sexleben verbieten?" Sie schaute mich an und nickte: "Ja! Es macht dich krank!" Jetzt schüttelte ich den Kopf. Sie hatte gut Reden... "Du steckst ja auch in einer funktionierenden Beziehung. Du kannst dir deine Kicks jeden Tag einfach so holen!" Meine Arbeitskollegin lachte verbittert: "Das wird dir irgendwann zum Verhängnis. Sich zu binden ist gar nicht so schlimm... Außerdem kannst du mir nicht sagen, dass es dich einfach so kalt lässt, jemandem das Herz zu brechen." Wir wussten beide, dass das für mich eine Beziehung niemals in Frage kam, aber Arianna wollte einfach nicht aufhören an ein Wunder zu glauben. Wir saßen wie immer, wenn das Wetter es erlaubte, auf den Steinbänken mit passenden Tischen draußen und mümmelten unser Lunchpaket, bevor wir uns wieder mit den Bullen drinnen herumschlagen mussten.

Es war nie mein Plan gewesen, als Assistentin einer Waffen- beziehungsweise Sicherheitsfirma zu arbeiten. Ich hatte mich nie besonders für Gewalt und Militär interessiert, jedoch war meine Stelle als Aushilfs-Sekretärin die Bestbezahlteste gewesen und hatte mir die besten Aufstiegschancen geboten. Und die hatte ich dann auch genutzt. Ich war zur Schlüsselstelle und Machtposition aufgestiegen und konnte mir endlich wieder aussuchen, mit wem ich meine Nächte verbrachte. Wenn man etwas will, dann muss man eben hundert Prozent geben. Ich war einerseits Stolz auf das Nummernverzeichnis in meinem Blackberry, das im Grunde fast jeden heterosexuellen Mann und ein auch paar Frauen aus unserer Firma enthielt, die sich nicht in einer monogamen Beziehung befanden. Aber andererseits war es auch ein ganz großes Armutsbekenntnis, das mir bewusst werden liess, zu was mich meine Gier nach Macht eigentlich gemacht hatte.

"Oh Gott, ich hab vergessen Jasper den Bericht für das Meeting rauszulegen!" Arianna sprang vor Schreck auf und stieß sich ihr Knie am Steintisch. Ich verzog mein Gesicht genauso wie sich ihres vor Schmerz verzog, da sich das Geräusch von Gelenk gegen Stein echt widerlich angehört hatte "MIST, Mist Mist!" Sie sprang einige Sekunden auf einem Bein herum und mein leichter Anflug von Sorge wandelte sich in Belustigung um. Ich grinste etwas schadenfroh und nahm ihre Tasche. Gemeinsam schleppten wir uns wieder ins Gebäude. Meine Lust, heute am Meeting teilzunehmen hielt sich in Grenzen, was nicht nur daran lag, dass ich nicht ausgeschlafen, sondern auch noch für meine Verhältnisse nicht ausreichend vorbereitet war.

"Hast du dieses Wochenende eigentlich was vor?" sagte ich abwesend, als wir uns auf den Weg zu den Aufzügen befanden. "Hmmm... Ich glaube Jasper hat irgendwas vor... Voll süß! Ich glaub er hat einen Tisch irgendwo reserviert, er ist im Moment so geheimnisvoll, weist du? Und durch den ganzen Stress hab ich gar keine Zeit ihm hinterher zu spionieren, um herauszufinden, was er vorhat!" Sie quietschte vor Vorfreude und machte dabei Anstalten in den Aufzug zu steigen. 

Arme Arianna. Jasper hatte sich bestimmt wieder eines dieser süßen Dates ausgedacht, um sie danach gnadenlos bis ins nächste Jahrhundert zu vögeln. "Dann muss ich wohl doch allein auf die Feier." Ich verzog mit trockenem Mund das Gesicht. Arianna entglitten die Gesichtszüge "Oh Gott, die hatte ich total vergessen!" Ich gab nur ein Grummeln von mir, weil mir nach den letzten Wochen Betriebsessen und Konferenzen endlich mal nach einem freien Wochenende zumute war. "Wird schon." sagte ich knapp und hielt mich am Geländer des Aufzugs fest. Ugh. Ich hasse dieses Gefühl in der Magengrube. Arianna schaute mich noch einmal mitleidig an, bevor sie in ihrer Abteilung verschwand und mich allein im Aufzug zurückliess. Ich müsste mir noch Outfits für mich und meinen Boss heraussuchen, die unserer Firma würdig und doch nicht zu bonzig wirkten.

Goldman Enterprises war Marktführer in Sicherheitstechnik und Sicherheitskleidung und belegte die 19. Platz der Kleinwaffenindustrie in den gesamten USA. Wir waren ein Millionenschweres Unternehmen, dessen Ruf bis jetzt noch nie ernsthaft geschädigt wurde, trotz einiger Vorwürfe, illegal Waffen ins Ausland zu transportieren. Aber diese Vorwürfe wurden quasi jeder Firma unserer Spate vorgehalten und so waren die Medien dafür schon lange abgestumpft. Und das sollte unter meiner Leitung auch so bleiben.

Ich kehrte auf meinen Schreibtsichplatz in der obersten Etage zurück, auf dem sich schon einige Akten, Verträge und Papiere stapelten. Viel Arbeit, wenig Zeit. Ich begann damit, den neuen Stapel Papier in seine Themen zu unterteilen und dann langsam den Rechnungsstapel (er hatte inzwischen eine beträchtliche Größe angenommen) auseinanderzunehmen und abzuheften. "Gut, dass Sie da sind, Miss Upton!" Mein Boss, Gabriel Goldman, stürmte gehetzt aus dem Aufzug auf meinen Schreibtisch zu. Ich steckte meinen Rücken durch und faltete meine Hände.

Regel Nummer 1: Wenn Gabriel mich Siezt und unter Stress steht muss man ein Ruhepol in Person sein.

"Was kann ich tun, Gabriel?" sagte ich professionell und überspielte damit, dass er mich nicht mit meinem Vornamen angesprochen hatte: "Mister O'Neal hat mich... uns! Morgen zum Frühstück eingeladen, um über eine Zusammenarbeit mit seiner Sicherheitsfirma zu überreden!" Nervös strich er sich durch die leicht zurückgekämmten Haare. "Er ist millionenschwer, das konnte ich nicht ablehnen."

Er war ein gut gebauter Mann, der in der Blütezeit seines Lebens steht. Mit seinen 49 hatte es ihn leider schon mit grauem Haarwuchs erwischt, was ihn aber unter Frauen seines Alters noch begehrter machte. Im Allgemeinen waren seine blond-weißen, lockigen Haare sehr beleibt und gepaart mit seinen blauen Augen hätte er wahrscheinlich Jede haben können. Trotzdem war ich froh, dass er es bei mir nie drauf angelegt hatte, ich brauchte ihn mehr als eine mentale Stütze und Freund, als eine Nummer in meinem Telefon.

"Wie hat er dich kontaktiert...? Er hat bei mir nicht angerufen." Ich runzelte die Stirn und hielt den Augenkontakt zu ihm aufrecht. Alle Termine mussten normalerweise bei mir angemeldet werden, selbst die privaten von Gabriele Familie. "Er hat mich vorhin auf dem Weg hierher angerufen..." "Wann hast du ihm seine Nummer gegeben?" Sichtlich nervös brach er unseren Blickkontakt ab und machte sich auf in Richtung seines Büros: "Ach keine Ahnung... Irgendwann hab ich sie ihm glaub ich gegeben..." Ich seufzte: "Soll ich dir deine Termine morgen früh absagen?" Fragte ich und schaute auf den riesigen, überfüllten Kalender, den ich von Schreibtisch mitgenommen hatte. "Ja!" Gabriel tigerte in seinem modernen Büro auf und ab. Einige Sekunden war es still zwischen uns, während ich die Verabredungen für morgen herausstrich. So viele Leute, die ich deswegen anrufen musste... "Wenn der Kerl so weiter macht hat er mich in der Hand..." hörte ich meinen Boss ganz leise fluchen. Ich schaute irritiert auf: "Wie Bitte?" "Nichts... Nichts..." Seine Schultern sanken hinab und er liess sich auf seinen Ledersessel fallen. Das Gesicht in den Händen vergraben.

Das war merkwürdig. Niemals hatte sich Sir Gabriel Goldman von jemandem einschüchtern lassen... Irgendwas war definitiv faul.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 25, 2017 ⏰

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