Read my letters

1. Brief

24.Januar 2016

Hallo Agus, ich bin es, Caro, deine beste Freundin. Hoffentlich erinnerst du dich an mich.
Nun ist es schon ein Tag her, seitdem du offiziell im Koma liegst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich die ganze Situation für mich, deine Eltern und allgemein alle anderen ist. Wir sind alle traurig und besorgt, aber wir haben Hoffnung und wissen, dass du irgendwann aufwachst. Also, jetzt müsstest du ja wach sein, da du dir meinen Brief gerade durchließt. Aber ich habe keine Ahnung, wann du das gerade tust. Vielleicht sind ja schon Monate vergangen. Oder Jahre.
Auf jeden Fall hatte ich eine Idee. Ich schreibe von nun an an jedem Abend auf, was alles tagsüber passiert ist. Ich schreibe dir solange, bis du aufwachst und damit du schließlich weißt, was alles in der Zeit passiert ist, in der du nicht anwesend warst. Ein genialer Einfall, oder?
Da heute der Tag schon sein Ende findet, erzähle ich dir, was geschehen ist.
Heute war es sehr düster. Alles ist trist. Die Leute, das Wetter, einfach alles. In der Schule ist es plötzlich merkwürdig still geworden. Natürlich nicht im Sinne von, niemand sagt mehr was, sondern eher, dass es keine Streitereien gibt und niemand mehr lacht. Einige der Schüler denken, dich hätte es schlimmer getroffen. Ich bin mir nicht sicher, ob du noch genau weißt, wie es zu deinem Unfall kam. Oder, ob du überhaupt weißt, dass du einen Unfall hattest. Jedenfalls traut sich niemand darüber nur ein Wort zu verlieren. Aber alle scheinen sich so große Sorgen um dich zu machen. Wirklich alle. Was auch irgendwie logisch ist, denn du bist der beliebteste Junge der Schule. Und das wirst du immer bleiben. Ich denke sogar, dass dieser Vorfall dich noch bekannter gemacht hat. Aber das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass du gesund wieder aufwachst und weiter mit deiner positiven Einstellung lebst.
Das ist mein sehnlichster Wunsch.

P.S.: Falls du doch schon einen Tag, nachdem ich dir das hier geschrieben habe, erwacht bist, ruf mich bitte an.