1. Kapitel

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5.30 Uhr. Mein Wecker klingelt immer um dieselbe Uhrzeit, trotzdem brauche ich mehrere Anläufe, um mich zum Aufstehen zu überwinden. Müde und völlig fertig quäle ich mich ins Bad, um meine Zähne zu putzen und duschen zu gehen. Ich weiß nicht, warum ich immer so lange zum duschen brauche, denn um 6.10 Uhr stehe ich dann auch endlich mal in einem Bademantel in meinem Zimmer und krame mir meine Unterwäsche und meine Kleidung für den heutigen Tag raus. Nachdem ich mit allem fertig bin, muss ich auch schon los zur Schule und da ich es morgens nie schaffe zu frühstücken, nehme ich mir etwas Geld mit und fahre mit dem Fahrrad direkt zum Bahnhof, um den Zug zu erwischen.

Im Zug treffe ich auch schon auf meine Freundinnen. Vielleicht habe ich nicht gerade viele, da ich sie gerade mal an einer Hand abzählen kann, aber dafür kann ich von wahren Freunden sprechen und das sind sie nunmal wirklich, denn Cloe, Bonnie, Vicky und Maria sind immer für mich da und da wir eine so enge Verbundenheit haben, habe ich nicht die Befürchtung, dass uns jemals irgendjemand trennen könnte, davon bin ich zumindest stark überzeugt. Da ich viel zu sehr in meine Gedanken vertieft war, bemerkte ich gar nicht, dass Bonnie zum zweiten Mal versuchte mich etwas zu fragen. ,,Hallo, Erde an Alex, was ist denn jetzt?''. Ich musste jetzt wirklich überlegen, was ich antworte, denn anscheinend haben sich meine Freundinnen über etwas unterhalten und ich habe leider absolut gar nichts davon mitbekommen. ,,Äh, was denn?", fragte ich in der Hoffnung, dass meine Freunde nicht denken, es würde mich nicht interessieren, was sie erzählen. ,,Wollen wir am Wochenende gemeinsam auf das Schützenfest oder nicht? Du wolltest deine Mutter fragen, ob sie uns fährt und eventuell wieder abholt", gab Vicky von sich. Stimmt ja, da war ja was. Ich gebe zu, dass ich kein Fan davon war in einer großen Menschenmenge zu sein, da ich viel lieber zu Hause im Bett rumliege und lese, aber meine Freundinnen waren da anders und da ich nicht immer alleine versauern will, lasse ich mich doch schon mal ab und zu auf sowas ein. ,,Oh.. ja, ich habe meine Mutter noch nicht gefragt, aber mache ich nachher, ja? Ich gehe aber davon aus, dass das auf jeden Fall klar geht!". Daraufhin lächelten mich alle an und fingen direkt an darüber zu reden, was sie anziehen wollen und wen man da alles so treffen könnte, denn tatsächlich war unser Schützenfest so beliebt, dass wirklich JEDER, den man kennt, dort hin geht.

Nach der 30 minütigen Zufahrt kamen wir "endlich" in der Schule an und ich weiß nicht, ob ich da die einzige bin, aber ich kriege alleine schon vom Anblick unserer Schule direkt das Verlangen danach, kotzen zu müssen. "Treffen wir uns in der Pause in der Cafeteria?", fragen mich die anderen und ich stimmte zu mit einem nicken und verschwand in den anderen Naturwissenschafts-Raum, denn ich bin die einzige von uns, die Biologie hat und kein Chemie. Darüber bin ich aber auch froh, denn Bio liegt mir eindeutig mehr, als Chemie.

Nach der Schule, die so wie immer verlief, also sterbenslangweilig, saß ich leider alleine im Zug und ich war froh, dass ich meine Kopfhörer dabei hatte, denn ich hasste es im Zug alleine zu sitzen und niemanden zu haben, mit dem ich mich unterhalten konnte. Ich bin so ein Mensch, der es hasst beobachtet zu werden, denn man konnte mich schnell in Verlegenheit bringen und genauso war es, wenn ich alleine war in einer Menschenmenge, denn da hatte ich immer das Gefühl beobachtet zu werden. Zum Glück verging die halbe Stunde relativ schnell und so war ich froh, als ich mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Hause war, doch das Glück schien heute nicht auf meiner Seite zu sein, denn als ich gesehen habe wie eine neue Familie in unsere Straße einzieht und gerade dabei ist die Kartons in das Haus zu transportieren, fuhr ich direkt in ein Auto rein und legte mich, so elegant wie immer, direkt hin. Es hat nicht lange gedauert bis mir ein Mann mittleren Alters aufgeholfen hat. ,,Ist alles in Ordnung bei dir? Das hat aber ordentlich geknallt, kann ich etwas für dich tun?", fragte er und ich musste mich erstmal sammeln, bevor ich antwortete:,, Es ist alles gut, Dankeschön. Ich war, äh, abgelenkt". Der Mann schien irgendwie erleichtert zu sein und half mir mein Fahrrad hochzuheben. ,,Na, du hast Glück gehabt, dass nichts schlimmeres passiert ist und dem Auto geht es anscheinend auch ganz gut", lachte er. ,,Naja, ich gehe dann mal wieder an die Arbeit, denn ich ziehe gerade mit meiner Familie in das Haus da ein und wir haben noch eine Menge vor uns. Und du brauchst wirklich nichts?", fragt er noch ganz freundlich. Ich schüttelte den Kopf und sagte:,, Nein, ich brauche wirklich nichts, aber sehr nett von Ihnen, Danke!". Mit einem Lächeln im Gesicht ging der Mann weg und ich schaute ihm noch kurz hinterher, bis ich bemerkte, dass dort ein Junge stand, der das ganze anscheinend beobachtet hatte. Ich hasste das, wie schon gesagt, und somit setze ich mich auf mein Fahrrad und fuhr nach Hause.

Komische Situation, dachte ich mir nur.

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