Der Referendar

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Erspritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Was war da gerade passiert.Er hatte seine Beherrschung nur für einen Moment verloren, aber dieser kurze Moment hatte alles zerstört. So lange hatte er all das zurück gehalten, so lange hatte er alles versteckt und sich nichts anmerken lassen. Und wofür?! Das jetzt alles vorbei war. Es war um sonst gewesen, all die Nächte die er hellwach an seine Decke gestarrt hatte, weil er nur ihn gesehen hat. Es war vorbei er würde ihm nicht wieder ins Gesicht sehen können, nicht nach dem was er gerade zu ihm gesagt hatte. Das konnte er nur ekelhaft finden. Es ging gar nicht anders.

Kopfschüttelnd blickte er in den Spiegel und hätte ihn am liebsten zergeschlagen. Er konnte sich selbst nicht ansehen. Er würde sein Referendariat an dieser Schule abbrechen und verschwinden. Ihn nie wieder sehen und versuchen zu vergessen wie sehr er diesen Mann doch eigentlich liebte und das es total sinnlos war. Er war verheiratet und hatte zwei Kinder. Wie typisch eigentlich aber für ihn leider unerreichbar.

Ihm begannen Tränen über das schmale Gesicht zu laufen. Wieso? Wieso, hatte er sich nicht beherrschen können. Was hatte ihm die Selbstkontrolle, die ihm schon als kleinem Kind gelehrt wurde, genommen? Er faste sich mit der Hand an den Kopf, die dunklen Haare hingen ihm in Strähnen ins Gesicht und verdeckten so, zusammen mit den schmalen Fingern der Hand, die tränenüberströmten Wangen und die roten Augen. Als die Tür zu den Toilettenräumen geöffnet wurde und der Mann herein kam den er gerade überhaupt nicht sehen wollte.

-----------------------------1 Monat zuvor-----------------------------

Himmel ist diese Schule riesig, dachte Luca als er, in seiner hellblauen Denim Jeans, dem grauen T-shirt und dem schwarzen Rucksack lässig über der rechten Schulter hängend, auf dem Hof, vor dem riesigen Gebäude stand. Er glaubte kaum das ihn jemand als angehenden Lehrer warnahm sondern viel mehr als irgendeinen unter hunderten Jugendlichen die nach den Ferien gequält das Schulgelände betraten und sich auf den Weg in ihre Klassenzimmer machten.

Luca musste zum Sekretariat. Sein Ausbilder würde dort auf ihn warten, aber dafür musste Luca das Sekretariat erst einmal finden. Er war auf dem Land aufgewachsen und dementsprechend klein war auch seine Schule gewesen. Das er nun direkt in einer Großstadt mit 3 millionen Einwohnern gelandet war machte ihm schon etwas Angst, aber zum Glück wohnte seine große Schwester im selben Haus wie er und sie hatte ihrem kleinen Bruder bereitwillig ihre Hilfe angeboten.

Kaito stand mit dem Rücken an die Wand gelehnt da und fuhr sich mit der Hand durch die kurzen braunen Haare. Wo blieb dieser Typ denn nur? Er hatte eigentlich gar keine Lust darauf so einem möchtegern Lehrer etwas beizubringen aber er hatte das nun mal nicht zu entscheiden.

-----------------------------Gegenwart-----------------------------

Der braune Haarschopf des Mannes den Luca so liebte schob sich in sein Blickfeld. Der Mann lehnte sich mit dem Rücken an die geschlossene Tür zu den Schultoiletten. ,,Erst sowas sagen und dann wegrennen? Wie alt bist du eigentlich?" Auch wenn die Worte verletzend waren so war sein Ton das keineswegs, eher besort und vielleicht auch etwas verwirrt. Luca stand mit dem Rücken zu Kaito und verbarg sein Gesicht in seinen Händen. Er sagte keinen Ton, blieb einfach wie erstarrt stehen, wagte es nicht zu sprechen aus Angst seinen Stimme würde ihm nicht gehorchen, aus Angst sie könnte brechen. Kaitos Blick wanderte von den dunklen Sneakern über die langen Beine, die in eine schlichte dunkelblaue Jeans gehült waren, weiter zu den schlanken Hüften und den Umrissen der Wirbelsäule, die sich durch das enge T-Shirt abzeichneten, folgend weiter hinauf bis zu den dunklen Haaren, die sich in sanften Locken  in Lucas Nacken legten. Was war gerade noch mal geschehen ?

-----------------------------10 Minuten zuvor----------------------
,,Ich liebe dich!" Der junge Mann vor Kaito hatte den Blick starr auf den Boden gerichtet und wirkte total verkrampft. Kaito schaute Luca einfach nur an ohne jegliche Regung stand er auf und machte einen Schritt auf ihn zu. Hatte er sich verhört? Oder hatte er ihm gerade wirklich seine Liebe gestanden? Luca schien sich aus seiner starre gelöst zu haben und blickte Kaito, für nur ein paar Sekunden, in die Augen.
Sein Gesicht war rot wie eine Tomate und er blickte sofort wieder weg. Luca drehte sich auf dem Absatz um, murmelte etwas von, es tut mir leid und verschwand. Kaito stand, alleine und leicht rot, mitten im Raum. Die Worte des jungen Mannes mit den dunklen Augen hatte ihn überrascht. Er hatte eher das Gefühl gehabt das Luca ihn nicht mochte ihn vielleicht sogar für spießig hielt. Kaito hätte nie damit gerechnet das er deswegen so distanziert war. Er schüttelte sich kurz und entschied sich dann Luca hinterher zu rennen.

------------------------ Gegenwart ------------------------------

,,Was willst du hier?" Lucas Stimme klang fest aber innerlich zitterte und bebte er. ,,Mit dir reden. Was sonst?" Kaito blickte zu dem jungen Mann vor sich und hatte das Gefühl jemand ramme ihm mit voller Wucht eine Faust in den Magen. Luca bot einen jämmerlichen Anblick. Sein Gesicht glänzte von den Tränen, er war knallrot, seinen Augen total verheult und seine Lippen zitterten. Das war zumindest das was Kaito im Spiegel erkennen konnte, wie schlimm ihm wirklich ging war nicht im Ansatz zu entdecken. Lucas Herz fühlte sich zerrissen und schwach. Er hielt es für ein Wunder das er noch auf seinen Beinen stehen konnte. Würde er jetzt nach Hause laufen würde vermutlich jeder denken das er stockbesoffen sein, dabei hatte er gerade sein Leben zerstört. ,, Wieso solltest du reden wollen? Da gibt es nichts zu reden. Du bist verheiratet, hast zwei Kinder, wir arbeiten zusammen und ich bin auch noch ein Mann. Was willst du denn da bitte noch bereden?!" Lucas Verzweiflung hatte die Oberhand ergriffen. Verzweifelt drehte er sich um und etwas beinahe schon flehendes lag in seinen Augen. Kaito war überrascht das er ihm davon erzählt hatte, er konnte sich nicht daran erinnern, aber das wichtigste hatte er dann wohl vergessen.

"Luca, ich bin ganz ehrlich mit dir. Ich weiß nicht wieso aber du gehst mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Das ich verheiratet bin stimmt zwar aber wir lassen uns gerade scheiden. Ja ich habe zwei Kinder aber das bedeutet nicht das das etwas ändern würde wenn ich keine hätte. Ich hab keine Ahnung wie du, ein gutaussehender junger Mann, sich in einen Volldeppen wie mich verlieben kann der erst versteht was er fühlt wenn die Person die ihm alles bedeutet vor ihm steht und weint." Kaitos Gedanken waren gerade wie wild in und her gesprungen uns er betete im Stillen das er sich verständlich ausgedrückt hatte. Luca sah ihn für einen Moment einfach nur  an wie ein treudoofer Hund der nicht verstand das er seinem Herrschen nicht überall hin folgen musste. Dann aber machte es bei beiden gleichzeitig 'Klick'

Luca machte einen Schritt auf Kaito zu, überwand den letzten Abstand zwischen ihren Lippen und legte seine behutsam auf Kaitos. Ihre Lippen bewegten sich synchron zueinander und Kaito spürte Lucas Zunge über seine Lippen streichen. Bereitwillig öffnete er seine Lippen etwas und kurz darauf spürte er Lucas Zunge in seinem Mund. Sie kämpften kurz um die Dominanz im Kuss, die Luca gewann.

---------------------------------------1 Jahr später ------------------------------------------

"Papa, Onkel Luca!", ertönten die Stimmen von zwei kleinen Kindern die gerade die Einfahrt hinauf zum Haus rannten.  Luca und Kaito standen dort die Arme um den jeweils anderen gelegt und lächelten den beiden Kindern zu die Freudestrahlend auf sie zugerannt kammen. 

Boy x Boy One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt