Cremorange & Dunkelgrau

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"Also Lola, warum stehst du mitten in der Nacht bei uns vor der Tür?" will mein Vater am nächsten Tag, beim Frühstück wissen. "Ich musste dringend aus München weg." erwidere ich und rühre meinen Kaffee um. "Und warum?" bohrt nun meine Mutter nach. "Es ist einiges zusammen gekommen." erwidere ich knapp. "Und da überfährst du gleich John. Herrgott Lola, wie oft hab ich dir gesagt, du sollst vorsichtiger fahren?!" keift mein Vater. "Ich habe ihn nicht überfahren, und wenn du jetzt auch noch anfängst, kann ich ja gleich wieder zurück nach Bayern fahren!" schnauze ich zurück. "Lola!" mischt sich nun noch meine Mutter entsetzt ein. Ich schmeiße meinen Löffel in meinen Kaffee und reibe mir die Augen. "Schon gut, schon gut, entschuldige." lenke ich ein und atme einmal tief durch. "Ich brauche einfach Abstand zu München. Eine ganze Weile." erkläre ich und sehe meine Eltern an. Mein Vater nickt. "Du bist hier Willkommen." verkündet er. Erleichtert atme ich auf.
"Wer war das jetzt gestern eigentlich, der mir vors Auto gelaufen ist?" will ich wissen und schneide meine Vollkornsemmel auf.
"John Stiffan, ein Bekannter von uns. Er hat hier ein Hotel eröffnet." erklärt mein Vater. Ich sehe ihn interessiert an. "An der Südküste." fügt meine Mutter hinzu. Ich pfeife einmal. "Nicht günstig." meine ich. Mein Vater zeigt zustimmend mit dem Eierlöffel auf mich. "Die weiße Perle, heißt es." wirft meine Mutter noch ein. Ich verschlucke mich fast an meinem Kaffee. "Bitte was?" frage ich schnell nach. "Wir reden aber schon von der gleichen Perle. Das Luxusding?" Meine Eltern nicken. "Gütiges Seepferdchen. Ich hab es gesehen, als ich hergefahren bin. Das ist ja umwerfend schön." meine ich und lehne mich in meinen Rattansessel zurück. "Wir waren bei der Eröffnung dabei. Hübsch von außen und von innen." meint mein Vater und reibt viel sagend Daumen und Zeigefinger aneinander. Ich glaube es ihm aufs Wort.
"Da müssen doch Millionen drinstecken." überlege ich und verschränke die Arme vor der Brust. "Wenn das reicht." lacht meine Mutter. Ich kann nur den Kopf schütteln.
"Ich fahre nach dem Frühstück rein, ich brauche ein paar Sachen für Josy, kann ich euch was mitbringen?" frage ich. "Nein aber du könntest was wegbringen." erwidert meine Mutter und steht vom Frühstückstisch auf. Zurück kommt sie mit einem Männerschal. "John hat ihn gestern hier vergessen, könntest du ihn ihm ins Hotel nachbringen." bittet sie mich. Ich zögere einen Moment. Dem nochmal unter die Augen treten zu müssen, den ich gestern fast überfahren hätte, wollte ich eigentlich nicht.
Schließlich strecke ich ihr die Hand hin. "Gib schon her das Ding." sage ich dazu und hänge mir den Schal über die Armlehne.

Mit zwei Tüten beladen, schaffe ich es gerade noch so meine Kofferraumtür zu öffnen und die Tüten ohne Verluste hinein zu buxieren. "Musst nix mitbringen, alles klar." scherze ich ironisch und werfe mit der Hüfte im vorbeigehen die Kofferraumtür zu. "Lola?!" ruft mich da wer. "Huh?" mache ich und drehe mich um. Ein paar Schritte von mir entfernt steht eine junge Frau, mit braunem Haar, welches zu einer gestuften Frisur, mit Pony, geschnitten ist, blau-grünen Augen und einer prüfenden Schnute. Sie trägt eine cremorangene Bluse, zerlöcherte Shorts und orangene Highheels. Erst habe ich keine Ahnung wer das ist, also schiebe ich mir meine Retrosonnenbrille ins Haar, doch als die junge Frau eine Kaugummiblase macht und diese platzen lässt, trifft es mich wie ein Schlag vors Gesicht. "Maxi?!" kreische ich fast.

Sie grinst mit weißen Zähnen breit und nickt

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Sie grinst mit weißen Zähnen breit und nickt. "Oh mein Gott." lache ich und wir fallen uns in die Arme. Maximiliane Jansen, wir kennen uns seit dem Kindergarten.
"Aus was für einem Eck bist denn rausgekrochen?" will Maxi wissen und wickelt ihren Kaugummi einmal um ihren Zeigefinger. Das hat sie schon in der Schule immer gemacht.
"Bayern." antworte ich. Maxi hebt nur eine Augenbraue an und erwidert: "Zieht mich nix hin." Ich kann nur lächeln. "Bist du bei deinen Eltern?" fragt Maxi. "Erstmal." bejahe ich. "Ich komm mal vorbei." zwinkert Maxi, ehe sie sich auf ihrem Absatz umdreht und mit schwingender Hüfte davonschwebt. Ich sehe ihr kurz nach, ehe ich in meine Trabi steige und meine Tasche auf den Beifahrersitz schmeiße.
"Ach den hab ich ganz vergessen." meine ich und nehme den Schal aus meiner weißen Ledertasche, welche mit Kirschen verziert ist, raus. Eigentlich will ich es wirklich nicht, dann mache ich es doch. Ich drücke die Nase sanft in den Stoff und atme einmal tief ein. Ich erkenne das Parfüm. 1 Million. "Lola." ermahne ich mich selbst, pfeffere den Schal in meine Tasche und fahre los.

Ich brauche nicht lange um das Hotel wiederzufinden. Die ganzen noblen Schlitten auf dem Parkplatz bestätigen außerdem, das ich hier goldrichtig bin.
Ich parke meinen Trabi neben einen neuen BMWcabrio, schwinge meine Beine und meinen Petticoatrock aus dem Auto und stöckel in meinen roten Pumps, mit weißer Schleife an der Ferse, auf den Hoteleingang zu. Umgeben bin ich von Anzug oder Kostüm tragenden Menschen.
Der Eingang ist aus, ich vermute, weißem Marmor, ebenso die Rezeptioninsel, in der eine junge Frau mit schwarzem Haar, künstlichen Wimpern und dunkelrot geschminkten Lippen sitzt. "Ja?" fragt sie und mustert mich dabei einmal. Sympathisch.
"Ich möchte zu Herrn,- Stiffan." Die Rezeptionsdame lacht trällernd auf. "Schätzchen, sind sie angemeldet?" fragt sie mich, verschränkt die Hände und legt ihr Kinn auf diesen ab. "Nein." erwidere ich ehrlich und etwas angefressen. Sie gibt einen gespielt, bedrückten Laut von sich. "Tut mir leid, dann kann ich nichts für sie tun." meint sie und zieht ihre Lippen zu einer zufriedenen Grimasse. Ich muss mich verdammt zusammenreißen nicht die Augen genervt zu verdrehen. Ich will gerade eine zuckersüße, bissige Erwiderung von mir geben, als ich wieder gerufen werde. "Lola."
Der Kopf von der blödes Sardelle schnellt zur Seite, sodass sie an mir vorbeisehen kann. Ich drehe mich mir schwingendem Rock um. Mit so einer Golftasche über der Schulter kommt John in meine Richtung. "Herr Stiffan." grüßt die Sardelle ihn zuckersüß. Ich nicke ihm freundlich zu. "Gibt es hier ein Problem Lisa?" fragt John die Rezeptionsdame. "Natürlich nicht." lächelt die. Nein, natürlich nicht. Schnaube ich innerlich ironisch.
"Wollten sie zu mir Lola?" will John wissen. "Ja ich,-" "Lassen sie uns in meinem Büro weitersprechen." schnürt mir John das Wort ab, stuppst mich einmal leicht am Rücken an und führt mich mit sich. Ich kann "Lisas" giftige Blicke im Nacken förmlich spüren.
Ich kann es mir nicht verkneifen mich einmal zu ihr umzudrehen und demonstrativ mit den Augenbrauen zu zucken.
In genau diesem Moment sieht mein Leben gar nicht mehr so schwarz aus. Eher dunkelgrau.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 23, 2017 ⏰

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