Chapter 2

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"Das ist ja ein richtiger Krimi!"
sagte Sorenza und rührte in ihrem Kakao herum. Die Sahne war längst geschmolzen und mein Cappuccino war schon kalt. Aber hier im Louis mit Sorenza zu plaudern war einfach zu schön. Sie strich sich die Locken aus dem Gesicht und schaute mich mit ihren braunen Augen an. Mein Herz drohte zu zerspringen. Sorenza warf einen beifälligen Blick auf ihre Armbanduhr und riss die Augen auf. "Wir müssen uns beeilen!" "Aber warum denn? Es ist doch gerad so schön..." ängstlich etwas falsches zu tun sah ich sie fragend an. "In 5 Minuten müssen wir bei Frau von Keutzovic sein!" Frau von Keutzovic ist die schrulligste, strengste und bosartigste Mentorin die man sich nur vorstellen konnte. Von allen wurde sie einfach Drache genannt. Ich stand schnell auf und hob meine Jacke vom Boden auf. Sorenza war schon im Inbegriff zu gehen und ich folgte ihr. Gerade als es klingelte stürmten wir zu unseren Plätzen. "Guten Tag." Kam es von vorn. Nachdem alle im Chor geantwortet hatten begann Frau von Keutzovic ihren Vortrag. Plötzlich drehte Sorenza sich um und legte einen kleinen Zettel auf meinen Tisch. Mein Herz pochte und in mir glimm Hoffnung auf. Langsam und mit zittrigen Händen nahm ich das Stück Papier und öffnete es. Dann las ich die Zeilen...
Hey Adrian.
Hast du heute Zeit und Lust dich mit mir zu treffen?
Ja □Nein □Vielleicht □Toastbrot
Wenn ja, ich wohne in der Tiergartenstraße 503. Ich warte um 17 Uhr auf dich.
Sorenza
Glücksgefühle strömten durch meinen Körper. Ich kreuzte ■Ja an und tippte Sorenza auf die Schulter. "Hier." Sie nahm den Zettel schweigsam entgegen und drehte sich zurück. "Sorenza und Adrian. Wollt ihr uns nicht auch teilhaben lassen an eurer Unterhaltung." Schallte die genervte Stimme Frau von Keutzovics von vorn. "Nein. Spart euch die Ausreden. Ich werde es lieber selbst vorlesen..." Überall wurde getuschelt und Spekulationen wurden aufgestellt. Frau von Keutzovic stapfte die Treppen hinauf und streckte provokativ die Hand aus. Sorenza übergab ihr widerwillig den von ihr noch ungelesenen Zettel und schaute mich hilfesuchend an. Ich zuckte mit den Schultern und erwiderte den Blick. Der Drache stolzierte prustend die Treppen hinab und positionierte sich so, das auch alle es gut hören konnten. "Hey Adrian." Begann sie mit verstellt lieblicher hoher Stimme. "Hast du heute Zeit und Lust dich mit mir zu treffen?" Ein Raunen ging durch den Saal und der Drache zog provozierend eine Augenbraue hoch. "Ja, nein, vielleicht, Toastbrot. Adrian hat ja angekreuzt. Wenn ja, ich wohne in der Tiergartenstraße 503. Ich warte um 17 Uhr auf dich. Sorenza." Endete sie und ihre Augen funkelten höhnisch. Sorenza hatte sich klein gemacht und auch mir liefen die Wangen rot an. Neben mir kam das Kommentar: "Was sie da wohl machen..." "Das kannst du dir doch denken..." Überall gaben nun Leute einen Kommentar und Vermutungen wurden laut. Ich platzte fast vor Wut und Scham. Mein Kopf war roter noch als eine Tomate. Dann reichte es mir. Ich stand auf, schlug mit beiden Händen hart auf den Tisch und schrie:"KLAPPE! HALTET EURE VERDAMMTE KLAPPE!" Ich schnaufte vor Wut und Enttäuschung, wie viele meiner eigentlich guten Freunde eifrig mitgemacht hatten. Sorenza sah mich erschrocken an und versuchte mich zu besänftigen. Aber ich stieß ihre Hand von meinem Arm und erhob erneut meine Stimme: "Zwischen mir und Sorenza läuft nichts. Und selbst wenn geht es euch gar nichts an!" Aber selbst das reichte mit noch nicht. "Habt ihr schon mal etwas von Privatsphäre gehört? Ich... ich. Ähm..." Mir fehlten die Worte als ich zu Sorenza hinunter sah. Sie saß peinlich berührt auf ihrem Stuhl und fühlte sich sichtlich unwohl. Ich war zu weit gegangen. Schnell setzte ich mich auf meinen Platz. Alle sahen mich an. Nicht höhnisch. Nicht abfällig. Nicht böse. Erschrocken. Sonst war ich eher schüchtern und zurückhaltend. Aber alle Ärgerlichkeiten hatten sich Tropfen für Tropfen gesammelt und nun den Staudamm durchbrochen. Ich konnte mich einfach nicht mehr beherrschen. Frau von Keutzovic schaute verdutzt. So hatte sie mich noch nie erlebt. Sonst prügelte sie nur so mit Sticheleien und Anspielungen auf mich ein. Jetzt war sie ganz ganz ruhig und benahm sich sehr kleinlaut. Mit zittriger, schuldbewusster Stimme flüsterte sie ein kaum hörbares 'Verzeihung.'. Aber das reichte mir nicht. Mit einem Schnaufen lehnte ich mich zurück und sah selbstbewusst in dir Runde. Immernoch hingen alle Blicke an mir aber das war egal. Ich hatte es ihnen gezeigt. Gezeigt, das ich kein Sklave bin. Kein Untertarn. Nein. Ich war einfach mal ich selbst. Jetzt blickte mich Sorenza bewundernd an. Ihre Augen funkelten vor Bewunderung und Interesse. Dann schmunzelte sie und kritzelte auf ihrem Collageblock herum. Was konnte ichnicht erkennen. Auch für den Rest des Vortrags waren meine Gedanken woanders. Ich konnte nicht besonders gut zeichnen, krikelte aber ein wenig herum und dachte über mein Verhalten nach. War Sorenza jetzt mehr von mir angezogen oder wollte sie jetzt nichts mehr mit mir zu tun haben? Hoffentlich besteht das Treffen heute noch...

Es war 16:35 Uhr und ich schwang mich auf mein Fahrrad. Ich trat kräftig in dir Pedale und raste die Straße hinunter. Richtung Sorenza. Bei der nächsten Ampel blieb ich stehen und überlegte. Sollte ich Links, rechts oder geradeaus? Geradeaus wird schon nicht so falsch sein! Wieder gab ich Gas und um 16:58 Uhr klingelte ich an einem Haustürschild mit der Aufschrift Bengo. So heißt Sorenza weiter. Ich klingelte zweimal. Endlich öffnete sich die Tür und Sorenza kam. Aber nicht nur sie. Ein großer Schäferhund begleitete sie knurrend. "Hey." Sagte ich betont entspannt. "Hast du Angst vor Rapschar?" fragte Sorenza und ihre Augen funkelten belustigt. "Ach ne. Quatsch." Ich machte eine abtuende Handbewegung und  streckte meine Hand zu Rapschar. Anstatt zu schnuppern startete Rapschar den Versuch, mich zu beißen. Nur durch einen schnellen Reflex konnte ich meine Hand retten. Entsetzt sah ich Sorenza an. "Ich glaube er mag dich nicht so. Stell dich lieber nicht darauf ein, dass ihr die besten Freunde werdet... " Sie musste lachen. Und immer wenn sie lachte, musste ich einfach mitmachen, obwohl ich von kleiner Angst vor Rapschar ausgefüllt war. "Rapschar. In deine Hütte!" Folgsam trampte Rapschar niedergeschlagen in seinen Unterschlupf nicht weit entfernt der Eingangstür. Vorsichtig trat ich ein und folgte Sorenza ins Haus. Hoffentlich lebt hier nur ein Hund der mich zerfleischen will... "Allo!" Frau Bengo kam aus der Küche und ihr Dialekt brachte mich zum Schmunzeln. "Hallo." "Wer du bist?" "Ich bin Adrian Schmidt." Sorenza tippte mich an. "Lass uns hochgehen." Wir stiegen die Treppen hinauf und standen in einem großen Flur mit drei Türen. "Hier ist das Bad. Da das Schlafzimmer meiner Eltern und das ist mein Zimmer." Sie öffnete die Tür und wir traten ein...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 04, 2017 ⏰

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