Kapitel 5

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Nach zwei Stunden totenstille höre ich wieder in weiter ferne gedämpfte Schritte. Sie kommen näher und werden lauter. Mein Blick schweift sofort zur Gittertür, wo ich diesmal länger brauche um die Silhouette erkennen zu können, da die Sonne inzwischen komplett untergegangen ist. Und wieder ist das Klingen von Schlüsseln zu hören. Er steckt den Schlüssel in das Schloss und mit einem lautem ächzen schwingt die Tür auf. Er tritt ein und steuert direkt auf mich zu. Je näher er kommt desto besser erkenne ich ihn. Sein Haar ist hell, sehr hell, schon fast weis. Indem leichtem Mondlicht, das durch das kleine Gitterfenster rein scheint, schimmert es sogar etwas silbern. Er ist, wie die anderen alle durchtrainiert und groß. Er kommt näher, kniet sich neben mich und löst meine Hände von den Ketten.

„Was wird.."

„Nein, hör auf. Rede nicht mit mir." sagt er so leise, dass man es schon als Flüstern bezeichnen könnte. Er versucht ruhig und gelassen rüber zu kommen, doch ich sehe ihm die Anspannung an.

„Was?" frage ich ihn völlig verwirrt.

„Ich darf nicht mit dir reden, also sei jetzt still." erwidert er und dreht sich um, um zu sehen ob uns jemand gehört hat. Er packt mich am Arm und zieht mich mit sich wieder hoch.

„Okay, ich hab deine Handketten jetzt schon abgemacht. Versuch also bitte nicht zu fliehen." sagt er, behält seinen starken Griff an meinem Oberarm und zieht mich in einem angemessenem Tempo hinter sich her.

„Wo bringst du mich hin?" sage ich und versuche dabei möglichst stark zu klingen.

„Zu ihm, er will dich sehen." gibt er zögerlich zurück. Zum ersten mal sehe ich was ich hinter der Zelle befindet.

Ein langer dunkler Flur liegt vor mir, von dem mehrere Gittertüren aus gehen. Ich drehe mich um, um zusehen was hinter mir liegt. Der Flur dehnt sich noch ein paar weitere Meter aus, mehr ist nicht da. Nur der lange, kalte, dunkle Flur mit den kleinen, kalten und dunklen Zellen. Ich drehe mich wieder um und folge ihm. Es sieht alles so alt aus, der komplette Flur ist aus Stein und an den Wänden hängen Fackelhalterungen, in denen allerdings keine Fackeln vorhanden sind. Am ende des Flures ist eine rostige Wendeltreppe, die wir hoch gehen. Vor der obersten Stufe ist wieder eine Tür, aber keine Gittertür, sondern eine alte Holztür.Er macht sie auf und dahinter streckt sich ein weiterer kleiner Flur.Wir gehen den Flur entlang und am Ende durch einen hohen weißen Holzbogen. Und jetzt verstehe ich auch, warum Liam das eine„verlassene Burg" nannte. Wir befinden uns in einem großen,geräumigen Saal. Die Wände sind, wie auch der Rest der Burg, aus Stein, mit Fackeln besetzt und mit muster verziert. Aber was sie so„verlassen" aussehen lässt sind die Pflanzenranken, die sich an den Wänden und den Säulen im Saal entlang schlängeln. Durch den Boden wächst ebenso schon das Gras heraus.
„Oh mein Gott." sag ich leise und schaue mir mit weit aufgerissenen Augen den ganzen Raum an. Und im nächsten Moment glaube ich ein stilles Kichern von ihm zu vernehmen. In dem Saal laufen ein paar Männer rum, wahrscheinlich auch irgendwelche Soldaten oder Krieger oder wie auch immer die sich nennen.

„Trickstar." ich drehe mich wieder um und schaue den Jungen mit dem silbernem Haar wieder an, er schaut mich von der Seite an und grinst schief.

"Was hast du gesagt?"

"Ach nichts." Sagt er immer noch mit einem schiefen Lächeln im gesicht.

„Los, beeil dich Quentin, Zeno erwartet sie. Achja und ich glaube es würde Zeno nicht gefallen zu hören, dass du mit ihr geredet hast." sagt ein Mann, der gerade vor uns stehengeblieben ist. Ich lenke meine Aufmerksamkeit auf ihn und mir bleibt dabei fast das Herz stehen. Er sieht nicht aus wie einer von den anderen Männern, er ist viel größer als die anderen und ist noch mehr durchtrainierter als sie. Ich denke vom Körperbau könnte man glatt meinen er ist ein Bodybuilder der an solchen Wettkämpfen teilnimmt. Doch das ist noch nicht das ungewöhnliche an ihm. Das ungewöhnliche ist seine starke Körper Behaarung, Seine komplette Brust ist schwarz bedenkt von Haaren, so viel dass man noch kaum Haut sieht. Ebenso seine Arme, bei denen man allerdings die Haut noch ein wenig durch schimmern sieht. Und sein Gesicht ist verziert mit einem dunklen voll Bart. Der Typ, Quentin wenn ich richtig gehört habe,sieht ihn nur mit einem ausdruckslosem Gesicht an und nickt. Wir durchqueren den Saal recht schnell und steigen dann eine weitere Treppe hinauf. Diese ist allerdings keine rostige Wendeltreppe, wie die in dem Keller verließ, sondern es ist eine große breite Treppe aus weißem Holz ebenso, wie der Türbogen durch den wir gekommen sind. Das Geländer besteht aus verschiedenen Ovalen Elementen und auch hier haben sich die Ranken drum gewickelt.

Avalon : GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt