Kapitel 2 (Jacky)

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Es war eine gute Idee heute in die Londoner Innenstadt zu fahren, um ein bisschen durch die Geschäfte zu bummeln und ein paar Kleinigkeiten zu besorgen. Das Wetter ist einfach perfekt und die Sonne prickelt angenehm auf meiner Haut. Mit einem Starbucks Kaffeebecher in der einen Hand und einem Handy in der anderen, mache ich mich auf den Weg zurück nach Hause. Ich bin vollkommen in das Gespräch mit meiner Mutter vertieft und versuche ihr alles wichtige in Kurzform zu erklären.

"Nein, Mom. Ich muss das unbedingt noch heute wegschicken." Ich nutze den Moment, als sie antwortet, um schnell einen Schluck von meinem Kaffee zu trinken und nicke. Mit aufgeregter Stimme rede ich weiter auf mein Handy ein. "Ja, heute! Unbedingt." Ich bin so in das Gespräch vertieft, dass ich gar nicht mitbekomme, was um mich herum eigentlich alles passiert. Und so laufe ich geradewegs auf eine Straße zu, die man selbst dann vorsichtig überqueren sollte, wenn die Ampel grün zeigt.

"Nein, wieso?", frage ich meine Mutter verwirrt und bleibe stehen, trinke einen Schluck aus dem Becher und laufe dann zügig weiter. Ich muss mich echt beeilen. "Ja, Mom!", sage ich lachend in das Handy und verdrehe meine Augen. Sie kann manchmal wirklich anstrengend sein. Ohne es zu bemerken, stehe ich auch schon auf der Straße.

Mein Kopf schnellt zur Seite, als ich ein ohrenbetäubendes Hupen vernehme und meine Kinnlade klappt runter. Ich spüre mein Herz bis zum Hals schlagen, als ich den riesigen roten Bus auf mich zu rasen sehe und stehe wie in Trance mitten auf der Straße. Ruckartig werde ich nach hinten gerissen und schütte mir dabei den ganzen Kaffeebecher über mein Shirt.

"Ist dir was passiert?", höre ich jemanden erschrocken fragen. Mein Schock steht mir deutlich ins Gesicht geschrieben und ich starre den Bus an, der mich fast überfahren hätte. Oh mein Gott. Langsam hebe ich meinen Blick und sehe zu dem Jungen auf, der mir so eben mein Leben gerettet hat. "I-ich...I-ich...D-danke.", stottere ich und bin froh, dass ich überhaupt ein Wort über meine Lippen bringen konnte.

"Das weiß man doch, dass man hier vorsichtig sein muss." Er hat ein schiefes Grinsen auf den Lippen und ich mustere still sein Gesicht. Meine Ausrede? Ich stehe natürlich immer noch unter Schock. Seine Augen sind tiefgrün und ich verliere mich für einen kleinen Moment in ihnen. Eine kleine Locke fällt in sein Gesicht und seine Lippen...Hallo?! Antworten! "Naja, jetzt weiß ich's.",antworte ich leise und bedanke mich wiederholt bei ihm, denn wenn er nicht gewesen wäre, dann...

"Na super!", seufze ich laut und habe erst jetzt mein vor Kaffee triefendes Shirt entdeckt. Vorsichtig streiche ich über den Stoff und atme lange aus. Er entschuldigt sich für den verschütteten Kaffee, doch ich schüttle sofort den Kopf. "Das muss dir doch nicht leidtun.", versichere ich ihm und bringe ein kleines Lächeln zustande. Du hast mir sozusagen mein Leben gerettet...Ein verschütteter Kaffee ist nichts dagegen, es sieht nur scheiße aus.

"Kann ich mich irgendwie bei dir bedanken?", frage ich ihn und lächle vorsichtig, mein Blick ist dabei auf seine Augen geheftet.  "Uhm...Geh mit mir einen Kaffee trinken? Als Entschädigung für den Verschütteten?" Sein Lächeln ist warm und es umspielt seine pinken Lippen. Sofort fange ich auch an zu lächeln und nicke. Ich greife in meine Tasche und ziehe einen Stift heraus. Vorsichtig greife ich nach seiner Hand und schreibe meine Handnummer mit meinem Namen darauf. "Ruf mich einfach an. Ich gehe mich erstmal umziehen." Ein Seufzen entweicht meinen Lippen und ich stecke den Stift wieder in meine Tasche. "Mach ich. Und pass das nächste Mal besser auf, wo du hinläufst." Das sollte ich vielleicht wirklich... "Mhm...werde ich. Wir sehen uns dann." Mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg und spüre wie sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen bildet. Er war irgendwie niedlich.

Endlich Zuhause angekommen, suche ich meinen Haustürschlüssel aus der Tasche und schließe die Tür auf. "Bin wieder Zuhause!", rufe ich lächelnd und ziehe meine Schuhe aus, schnell laufe ich nach oben in mein Zimmer und stelle die Tasche neben meinem Bett ab. Umziehen. Ich öffne meinen Kleiderschrank und suche mir etwas sauberes zum anziehen raus, wobei meine Gedanken wieder abdriften. Er hat mich wirklich gerettet.

Until The End.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt