Alles war grau und düster, nichts um mich herrum, es war still, nur das plätschern des Brunnens war zu hören.
Hunderte von Autos rauschten an mir vorbei.
Die Sonne erhellte die Welt mit ihrer Wärme.
Mir war kalt in dieser Nacht, alles war grau, die Straßen bunt und von Menschen belebt.
Ich,mitten unter ihnen komplett in schwarz.
Sie starrten mich an, doch keiner bemerkte mich.
Ich passte mich der Nacht an, düster und melancholisch.
Ich wollte Lachen und weinen gleichzeitig, was war nur mit den Menschen?
Glücklich? Traurig? Ich weiß es nicht,alle sehen gleich aus, von außen glücklich, doch sind sie es wirklich?
Ihre Seelen sind schwarz, ihre Körper sind voller Farbe.
Was ist es, was den Menschen so unmenschlich macht?
Ist es die Liebe,die ihnen die Herzen bricht?
Ist es die Freundschaft, die jedem einzelnen ein Messer in den Rücken sticht?
Ist es die Hoffnung, die immer vergebens ist?
Oder doch das Vertrauen, welches du niemanden schenken darfst?
Oder ist es die Menschlichkeit, die den Menschen so unmenschlich macht.
Der Brunnen vor mir zeigt mehr Regung als jeder einzelne von ihnen, mehr Leben als alle zusammen.
Unsere Blicke bündeln sich in der Spiegelung des Wassers,doch niemand nimmt wirklich wahr , dass es sich um Wasser handelt.
Sie sehen es als Selbstverständlichkeit, nichts besobderes, nichts was man braucht um glücklich zu sein.
Der Mann mir gegenüber sieht das plätschernde Zeug sogar verachtent an, als sei es der Grund für alles schlechte in der Welt.
Als hätte es keinen Wert und sei das Verachtenswerteste Gut auf Erden.
Das Kind, grau in grau,etwa vier Jahre Alt, gruselt sich vor der sprudelnden Quelle.
Ein Tropfen es klaren Nass und es versteckt sich hinter dem Rock seiner Mutter.
Die Sonne verschwindet hinter den Wolken und es wird hell.
Wie Vampire fliehen die Menschen vor dem Licht, denn sie wissen, es beginnt gleich zu regnen.
Ich bleibe sitzen und genieße das Farbenspiel.
Nun sind nur noch wir hier,der Brunnen, ich und der Regen.
Ich versuche es dem Brunnen gleich zu tun und den Regen in mir aufzunehmen.
Der Brunnen unterscheidet sich nicht von dem Regen, was Wasser war wird wieder zu Wasser.
Wie ein Nasser Pudel sitze ich auf der Bank und beobachte das Leben.
Mir kullert eine Träne über die Wange, wie eine flüssige Perle aus Salz.
Wie gerne würde ich leben, so wir der Brunnen es tut, voller Freude, ohne Sorgen von allen Beachtet und geliebt.
Wie gerne wäre ich so eiskalt wie das Wasser,dass in den Himmel spritzt, unverletzlich, schwerelos, und ohne Sorgen.
Ich saß hier schon seid einer Stunde der Regen perlt an meinen Armen herab, durch mein Gesicht, über meine Lippen, bis auf den nassen Asphalt.
Plötzlich wurde es trocken, ich konnte den Regen noch sehen und hören, doch ich spürte ihn nicht mehr.
War ich Tot? Ertrunken? Erfroren?
Ich spürte etwas warmes auf meiner kalten Schulter, ich wusste nicht ob ich mich gut fühlte oder Angst hatte.
Mein Herz schlug immer schneller, es raubte mir den Atem.
War es mein Herz was mich umbringen wollte oder war es die Berührung des Mannes der mit einem Schirm hinter mir aufgetaucht war?
Ich konnte mich nicht bewegen,so sehr ich auch wollte, ich war versteinert, meine Füße waren eins geworden mit den nassen Boden.
Mir wurde heiß und gleichzeitig kalt, ich hatte Hoffnung, Hoffnung, dass doch nicht alle Menschen böse sind.
Es lief mir eiskalt den Rücken herunter, ich hatte Angst, Angst weil der Mann nichts sagte und einfach nur da stand, aber ich dennoch auf seine Anwesenheit reagierte.
Es hat mich immer mit Hass und Wut erfüllt wenn Menschen in meiner Nähe waren, doch in diesem Augenblick war es anders, ich empfand Freude und Glück und das obwohl dieser Mann mir das nahm was mir heute am meisten Bedeutet hatte, den Regen, das Leben.
Zwei geschlagene Stunden stand er hinter mir mit seiner Hand auf meiner Schulter und schützte mich vorm Regen.
Er sagte kein Wort ich spürte nur seinen warmen Atem im Nacken.
So plötzlich wie er gekommen war,war der Mann aber auch wieder verschwunden, als es aufhörte zu regnen.
Neben mir auf der Bank lag nun nur noch sein Schirm und neben dem Schirm lag ein Brief:An das Mädchen im Regen: Nimm diesen Schirm als Zeichen der Hoffnung, dass es eine Zeit geben wird in der du nicht mehr traurig bist, sondern dein Glück gefunden hast.
Du wirst nicht mehr weinend im Regen sitzen müssen, nimm dies als Zeichen dafür, dass du nie mehr alleine sein musst.
~ Der Mann der dir den Regen
nahmSoll das eine Drohung sein, will er mir das Leben nehmen?
Wieso denkt er ich bin traurig?
Kann man denn nicht auch vor Freude weinen?
Ich fand den Mann wirklich sonderbar, am liebsten hätte ich ihn sofort vergessen, doch ich konnte nicht. Ich verließ den Ort des sonderbaren, ziellos irrte ich durch die gegend, an dem Wald vorbei, wo mich der Wind grüßte, wie Peitschenhiebe war es in meinem Gesicht.
Ich war froh diese Schmerzen zu spüren, nun wusste ich,dass ich noch lebte, doch lange konnte ich diese Schmerzen nicht mehr aushalten.
Die gesamte Zeit musste ich an den Brunnen denken, an das viele Leben. Allmählich bekam ich zweifel das schmerzen wirklich von Leben zeugten,der Brunnen schien nicht so,als würde ihm irgendetwas wehtun.
Als wenn ein Messerstich ihn nicht verletzen würde.
Es schien ihn nichts zu verletzen,weder ein böses Wort eines anderen noch von einem Geliebten hintergangen zu werden.
Dem Brunnen war alles egal, egal ob ihm ein Fremder berührte, egal ob alle Welt Angst vor ihm hatte, egal ob er Stundenlang angestarrt wurde, es war alles egal.
Ich wollte so sein wie der Brunnen, Sorglos und Frei.
Mir würde nie wieder jemand wehtun.
Niewieder müssten sich mein Herz und mein Verstand streiten, darüber was das Richtige ist.
Niewieder müsste ich traurig über die Menschheit sein und darüber was aus ihr Geworden ist, egoistische Egozentriker, die sich einen Spaß daraus machen mit den Gefühlen von anderen zu spielen und ein Herz nach dem Anderen zu brechen.
Ob das Wasser im Brunnen wohl aus den Tränen der Menschen besteht, es würde erklären warum soviel Leben in dem Brunnen war, denn jede einzelne Träne eines Menschen ist ein Teil seines Lebens.
Sei es eine Träne der Trauer,der Freude,des Glücks oder der Liebe, alles Emotionen die viele Menschen verstecken wollen.
Wir wollen unantastbar sein doch tun wir es dem Brunnen gleich,dann leben wir erst wenn wir jede Träne weinen, jedes Gefühl zeigen und zu dem Stehen was wir sind, erst dann leben wir.
Erst wenn wir wissen wer wir sind was es heißt sein eigenes Leben zu leben,können wir Teil eines anderen Lebens werden, können wir uns und unser Gegenüber Lieben,wie wir jedes Leben lieben sollten.
Ich wäre so gerne wie der Mann der hinter mir Stand, als ich dem sprudelnden Leben ins Auge gesehen habe.
Ich möchte Gefühle in den Menschen wecken die sie zuvor nie gespürt haben, ich möchte sie meine Wärme spüren lassen und sie vor den Tränen des Himmels Beschützen,damit ihre eigenen Emotionen nicht in den Hitergrund treten.
Ich wollte den Mann nie mehr vergessen,ich wollte ihn wiedersehen; Ich will mein Leben leben, er hat mir gezeigt was es heißt zu leben, mir gezeigt was es heißt ein menschlicher Brunnen zu sein.
Ich will so sein wie er, verletzlich, liebevoll und gütig, ich will Leben wie ein Mensch leben sollte!
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Lost Human
Short StoryDie Frage ist doch immer die Selbe: Was ist Leben? Was ist der Sinn? Und wie finde ich das heraus?