-If you love me, let me go-

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Der Wetterbericht von heute Nachmittag hat recht, denn es regnete in Strömen. Es ist schon recht kühl und der Himmel bedeckt mit grauen Wolken. Nichts scheint an diesem Tag perfekt zu sein und doch stehe ich an einem Herbstabend mitten im Wald, wo der Regen kein Ende findet. Ich schaue zu dem Himmelszelt nach oben und spüre jeden Tropfen der meine Haut berührt. Die Tropfen sind kalt und fühlen sich auf meinem Gesicht erfrischend an. Doch dieses Gefühl verschwindet wie von selbst, als weitere Tropfen meine zarte Haut berühren. Meine Kleidung ist klitschnass und klebt an mir, genauso wie meine blonden Haare, die vorher noch gewellt und voller Volumen waren. Ich breite meine Arme zum regnerischen Himmel aus, als würde ich gleich jemanden in die Arme nehmen. Die salzigen Tränen vermischen sich mit dem Regen und werden weggespült, als wären sie nie da gewesen. Ich atme tief ein und aus, wobei ich versuche mich zu beruhigen.

Wie soll ich nur mit einem gebrochenen Herzen leben?

Noch vor drei Jahren steckte so viel Leben in dem Körper von Theo. So viel Lebenswillen und Energie. Und jetzt? Als wäre es nur ein schlechter Traum, als würde meine Beziehung mit ihm nicht mehr existieren. Als wäre das nur Einbildung, pure Fantasie. Mein Körper zittert, aber nicht wegen dem Regen, der meinen Körper auskühlt, sondern wegen den endlosen Tränen die sich ihre eigenen Wege bahnen und mich mit tiefer Traurigkeit zurück lassen. Doch ich stehe genau zu dem Zeitpunkt, an dem Ort, welchen mir Theo genannt hat, als er mir seine letzten Sätze zu flüsterte. Ich bin hier und ich liebe Theo immer noch!

Dass wir uns kennen lernten war purer Zufall, doch diese Geschichte brach mir schon bei der bloßen Erinnerung daran das Herz in tausende Stücke. Damals haben wir uns wie in jeder kitschigen Geschichte auf einem Konzert kennen gelernt. Das Konzert war, wie soll ich das sagen, nicht unser Geschmack. Eine Freundin hatte mir ein Ticket in die Hand gedrückt und mich gebeten mit ihr zukommen. Aus purer Höflichkeit kam ich ihrer Bitte nach. Erst später hatte ich erfahren, dass dieses Konzert von klassischer Musik handelte. Das Lustige daran war, dass ich nicht nachgefragt oder mich erkundigt hatte, um was für ein Konzert es sich handelte. Also stand ich mit den falschen Klamotten in einer Konzerthalle, da ich mich auf ein Konzert mit etwas mehr Rock oder Popstimmung vorbereitet hatte. Als wäre ich nicht der einzige Volltrottel auf diesem Konzert erblickte ich in der entgegengesetzten Richtung eine Person, die, so wie ich, nicht auf den Dresscode geachtet hatte. Anstelle von edlen Kleidern hatte ich nur eine zerfranste Jeans an, die ich mit einem weinroten T-Shirt mit viel Dekolleté kombinierte. Doch zu meinem Glück hatte Theo ein neongrünes T-Shirt an, das ihn wie ein Leuchtpunkt in der Konzerthalle signalisierte. Es war Liebe auf den ersten Blick, doch anders wie in jeder kitschigen Story sind wir nicht aufeinander zu gerannt und haben uns umarmt. Im Gegenteil. Der Zufall war auf unserer Seite und so geschah es, dass wir genau nebeneinander saßen, als das Konzert begann. Okay, ich gebe zu, er hatte mit seinem Freund die Plätze getauscht, damit wir nebeneinander sitzen konnten. So wurde dies doch ein wunderbarer Abend, obwohl ich zugeben muss, kein Fan von klassischer Musik zu sein.

Vor zwei Jahr meinte Theo, er müsste mir was beichten. Im ersten Augenblick dachte ich, er wäre mir untreu gewesen, doch dieser Gedanke verschwand so schnell, wie er auch gekommen war. Theos zurückhaltende Art und sein charmantes Lächeln brachten mich völlig aus der Bahn. Seine eisblauen Augen strahlten wie Kristalle und waren so wunderschön. Ich sehe sein Gesicht noch in meinen tiefsten Träumen. Ich habe die gemeinsame Zeit mit ihm genossen wie mit niemand anderem, und noch heute kann ich sagen, dass ich mich nie wieder so glücklich verlieben kann. Als wir zusammen kamen hatte er mir nichts davon erzählt, doch er hielt es auch vorerst vor seiner ganzen Familie geheim. Nach zwei Jahren Beziehung rückte er mit der Sprache raus. Mit seiner großen Beichte, die wie ein Hurrikan meine Welt nahm. Seine Worte brachen mir wortwörtlich das Herz, das bedingungslos in ihn verliebt war. Er meinte, dass er es nicht überleben würde, wenn ich mit ihm deswegen Schluss machen würde und doch war es eine meiner schwersten Entscheidungen, die ich je treffen musste. Doch ich entschied mich dafür, ihn bis zum Ende zu begleiten und ihn in der Zeit bedingungslos und unwiderruflich zu lieben.

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