Part 1: Wurzeln schlagen
Das winzige Wesen, das ab und zu von Menschen als Fliege bezeichnet wird, spreizt seine Flügel, die leider nicht die eines Engeln ähneln, und landet zwei Zentimeter entfernt von seinem oder ihrem - ich hatte bis jetzt nicht die Gelegenheit im Biologieunterricht die Geschlechtererkennung bei Fliegen zu studieren- vorherigen Aufenthaltsort und nähert sich somit näher meinem Körper.
Obwohl meine Pflegeeltern mit meinen Verwandten vertieft in Gesprächen über die momentane Flüchtlingswelle sowie den immer steigenden Preisen von Spargel und Erdbeeren vertieft sind, wandern ihre Pupillen immer wieder zu mir.Gespannt konzentrieren sie sich, ob ich, die Person die vor einer Woche angefangen hat den faszinierenden Veganer-Lebensstil auszuüben und langsam den Gedanken hat diesen nächste Woche Mittwoch passend zur Eröffnung einer weiteren Dönerbude aufzugeben, einer Fliege etwas zu Leide tun könne. Natürlich versuch ich die Erwartungen nicht zu erfüllen, jedoch bin ich mir im Klaren, dass noch mindestens 11 Sekunden benötigt werden, bis ich die Kontrolle übermeine Hände verliere und zur Zeitschrift nebenan greife, um den Leben dieses Wesen, leider nicht meines, aber das kann ja noch folgen, ein Ende zu setzen.Ich verziehe mich und hoffe das mein Onkel mir nicht folgt, da dies anscheinend einer seine Lieblingsangewohnheiten ist. Das mit Bücher gefüllte Zimmer meiner Cousine klingt verlockend, sodass ich mich dort mein alter Freund,der den Namen Glück trägt, wieder mit mir Kontakt aufnimmt und einen Schlüssel hinterlässt und ich mich einschließen kann.
Mein Onkel bemerkt dies zwar schnell –das Minimum von Intelligenz ist anscheinend vorhanden - , aber versucht es trotzdem mit Klopfen, auf welches ich nicht reagiere,somit er letztlich sich zum Klo neben Zimmer begibt, was sich am Herunterspülen erkennnen lässt.
Ich versuche in aus meinen Gedanken zu verdrängen, was ziemlich schwer fallen kann,wenn ein gewisser Kerl mehrmals seine Hände auf deinen Hintern gelegt hat, besonders noch zu den Zeiten als man gerade noch damit beschäftigt war seinen Namen korrekt zu buchstabieren. Das selbstständige Verdrängen will wie an vielen anderen Tagen heute nicht zum Einsatz kommen, sodass ich mich zu einen weiteren guten Freund wende, nämlich die Ablenkung. Meine Augen versuch einen Überblick über die unsortierten als auch bestaubten,heruntergekommen Bücher zu bekommen, die sich über zehn Regale verteilen. Es fallen mir mehrere bekannte Namen in den Blick, wie , Victor Hugo und sogar der großartige Autor von Lolita, doch ich entscheide mich letztlich für The Death of Ivan Ilyich von Leo Tolstoy.Mit größter Hingabe versuche ich mich auf die klein gedruckten Buchstaben, die Wörter ergeben sollten, zu konzentrieren, aber ich schweife immer wieder ab und werde immer noch von Erinnerungen geplagt, die ein Bestandteil meiner tief verwurzelten Vergangenheit sind.
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Ich bin immer noch in Gedanken an das Buch, teilweise auch an die Hände meines Onkels in meiner Unterhose,auf der Fahrt nach Hause. Wie herrscht Stille zwischen mir und meinen Pflegeeltern, die drauf bestehen, dass ich Kontakt mit meinen Familienmitgliedern pflege, da anscheinend einen pädagogischen guten Zweck erfüllen soll. Die Intention ist zwar super, aber die Umsetzung führt zur Verschlechterung meines mentalen Zustandes, also zweifle ich dran, ob dies eine ,,Erziehungsmethode'' ist, die monatlich durchgesetzt werden sollte. <
Nähste Woche erwartet mich der Beginn des 11. Schuljahres und somit, dank des G8-Systemes, der Anfang meines Abiturs.
Ich möchte gerne auf die Sorgen, die mich diesbezüglich plagen, verzichten, aber irgendwie geben sie mir Sicherheit, dass ich irgendwie den grauenhaften Situationen, die auf mich zukommen, einigermaßen gewappnet bin.
Ich bin zwar nicht von Hoffnung erfüllt, aber ich hoffe das Angst sie gut ersetzen kann.Meine Gedanken hängen immer noch an der zuletzt gelesen Textstellen vom literiaschen Werk TheDeath of Ivan Ilyich.
Ich gucke nach draußen und bewundere zugleich die Straßenschilder und hoffe, dass keiner der Autofahrer, die an uns vorbeirasen und irgendwie keine Lust haben einen Unfall zu meiner Freude zu verursachen, Augenkontakt mit mir aufnimmt.
Ich hoffe.
"Ivan Ilych's life had been most simple and most ordinary and therefore most terrible."
Author's comment: Hoffe das erste Kapitel hat euch gefallen! Nebenbei, ich bin auf der Such nach einem Beta reader, also falls Interesse besteht, bitte melden :)
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Zärtlichkeit
Teen Fiction❝Ich bitte um Vergebung, dass ich nicht die Person geworden bin, die ich mir als Kind stets erträumt habe(...) - Amana, die schon seit 16 Jahren einer Odyssee ausgesetzt ist, wird mit ihrer Identität, Ereignissen aus ihrer Kindheit, die sie am liebs...