Das Fenster zersprang.
Tausend Scherben schossen mir ins Herz und nagelten mich an die Wand. Ich sah nur noch das rote Blut. Mein Herz wurde schwarz.
Ich versuchte meine Schwingen zur Flucht zu bewegen.
Flucht vor meinem Feind, dem schwarzen Schatten.
Wem dieser Schatten gehört, wusste ich nicht, aber mir wurde bewusst, dass ich um mein Leben rennen, fliegen…ja kämpfen musste.
Die Splitter die mich durchbohrt hatten, waren nur der Anfang.
Der Anfang vom Ende.
Ich durfte also meine Augen nicht schliessen.
Ich durfte nicht aufgeben.
Welcher Schmerz mich auch erfassen würde, ich durfte niemals in die Knie gehen.
Also befreite ich mich von den Scherben, die mir Narben versetzt hatten, und begann zu rennen.
Mein eigenes Keuchen konnte ich nicht hören, keines meiner Schritte fühlte ich und doch wusste ich, dass ich dem Licht folgte. Mein Gehirn signalisierte nur die Flucht, alles andere schaltete sich einfach ab.
Und der Feind?
Er war direkt hinter mir.
Gepeinigt von der Angst rannte ich weiter. Das Licht des Vollmondes schien so hell, aber der Wald war unheimlich.
Hauchfein zogen sich die Nebelschleier zwischen meinen Füssen. Der Boden war kalt. Langsam erlangte ich mein Bewusstsein zurück.
Die kalte Luft drang in meine Lungen, jeder Atemzug war schmerzhaft, aber ich atmete um zu leben!
Niemals würde ich zulassen, dass mein Feind mich besiegte.
Das Mondlicht war meine Rettung. Meine schwarzen Schwingen waren zwar verletzt, aber ich würde es dennoch wagen mich in die Lüfte zu erheben. Frei von allen Zwängen sein.
Und während meine Beine mich an die Lichtung führten, spannte ich meine Flügel und versuchte mit kräftigen Schlägen zwischen Himmel und Erde zu schweben.
Tatsächlich erhob ich mich, aber die Schmerzen waren viel zu stark, und ich stürzte zu Boden, schliff den Weg entlang und prallte gegen einen Baum.
Doch gab ich keinen Ton vor mir.
Ohne ein Wort erhob ich mich wieder, aber nun stand ich dem Feind gegenüber.
In meinem Gesicht, das gebleicht war vom Licht des Mondes, klaffte eine tiefe Narbe.
Aber nichts tat mehr weh als der seelische Schmerz. Ich fühlte mich gefangen und fand keinen Ausweg.
Ich hörte das Monster, das mich verfolgte. Es stand vor mir, wenn auch nur der Schatten, aber er machte mir Angst.
Meine Beine bewegten sich nicht mehr, ich konnte nicht mehr fliehen. Ich versuchte nicht einmal aufzustehen.
Aus!
Vorbei!
War es das schon?
Würde mich niemand retten?
Stand ich wieder alleine da?
Gerade als ich mich auf den Boden knien wollte, schwebte mir ein Blatt Papier zu Boden.
Das Bild einer Person.
Eines geliebten Menschen, der mich immer beschützt hatte, der mich immer in die Arme genommen hatte, wenn es mir schlecht ging, wenn ich nicht mehr weiter wusste.