35° Celsius. Das zeigte mein kleines Thermometer an. 35° und es war erst elf Uhr! Ich ließ mich in meinem Stuhl nach hinten fallen, versuchte mir noch mehr Luft zu zu fächern. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und hoffte nur noch, dass meine Eltern bald zurück sein würden. Genervt starrte ich wieder auf die Digitaluhr, die über mir an der Wand hing. 11:03 Uhr. Scheiße. Ich wollte nur noch an den Strand, aber nein, natürlich musste ich auf unsere kleine Apotheke aufpassen, die schon seit Generationen im Besitz unserer Familie war. Alle in unserer Familie waren Apotheker. Mein Urgroßvater hatte damit angefangen, mein Opa hatte es ihm nachgemacht, ebenso wie mein Vater. Dieser hat dann meine Mutter auf einer Fortbildung kennengelernt und zusammen haben sie den Laden dann übernommen. Und natürlich hatte ich dann auch Pharmazie studiert.
Wieder starrte ich auf die kleine Digitaluhr. 11:05 Uhr. Verdammt. Immer wenn man nichts zu tun hatte, verging die Zeit natürlich extrem langsam. Und dann machte ich den Fehler noch einmal auf das Thermometer zu gucken. 36° Celsius. Obwohl ich auf dieser kleinen Sommerinsel groß geworden war, störten mich die hohen Temperaturen trotzdem. Außerdem war ich sie einfach nicht mehr gewohnt, hatte ich doch mein Studium auf einer netten Herbstinsel absolviert. Ich war gerade einmal 2 Monate wieder da und war sofort wieder in dieses langweilige Leben gerutscht. Und obwohl mir mein Beruf sehr Spaß machte, hatte ich mir mehr von meinem Leben erhofft, als Tag ein Tag aus in dem Laden meiner Eltern auszuhelfen. Wer weiß, vielleicht würde ich irgendwann mal die Chance haben, an neuen Medikamenten zu forschen? Allein bei der Vorstellung, verwandelte sich mein gedankenverlorener Blick in ein verträumtes Lächeln. Ich könnte viele Menschenleben retten! Wie automatisch wanderte mein Blick zu dem kleinen Familienfoto, welches hinter dem Tresen an der Wand hing, und die blauen Augen meines kleinen Bruders strahlten mich an. Ich seufzte leicht, immernoch mit einem Lächeln auf den Lippen, welches sich nun ein klein wenig trübte. Das musste wohl vorerst ein unerfüllter Traum bleiben. Fehlte mir schlicht weg der Mut meine Familie zurückzulassen und irgendwo neu anzufangen. Sehnsüchtig starrte ich aus dem Schaufenster aufs Meer hinaus. Vielleicht ja irgendwann mal...
Das Klingeln der Glocke, die an unserer Tür befestigt war, um Kunden anzukündigen, riss mich aus meinen Gedanken. In der Tür stand ein Mann in einem weißen Overall. Seinen Kopf zierte eine Mütze, die aussah wie ein Pinguin. Nervös stellte sich der Mann vor mich an den Tresen. „Guten Tag, kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?" Ein Nicken seinerseits signalisierte mir, dass er mich gehört hatte. „Ich brauche alles was auf dieser Liste steht." Er reichte mir einen kleinen Zettel auf dem rund zehn Medikamente notiert waren, jedoch war es schwer für mich sie zu entziffern. Ärzte hatten immer die schlimmsten Handschriften. Wenigstens hatte ich schon Übung darin, die Schmierereien zu erkennen und so gelang es mir schließlich doch. Belustigt den Kopf schüttelnd, ging ich in unser kleines Lager, holte die verschiedenen Schachteln hervor und stopfte sie in eine Tüte. Naja, zumindest die Meisten. Ich legte die Tüte auf dem Tresen ab. „So, die Meisten hatte ich vorrätig, aber das letzte muss ich erst zusammenrühren, dass dauert dann einen Moment", erklärte ich ihm und er kommentierte das nur mit einem kleinen Nicken. Ich suchte die verschiedenen Kräuter heraus und tat sie alle in eine Schüssel, damit ich sie mit dem Mörser zerkleinern konnte. Und während ich dies dann auch tat, versuchte ich den Mann in ein Gespräch zu verwickeln, war es doch ohne recht erdrückend: „Bist du Seemann?" Stolz nickte er wieder. „Marine, Handelsschiff oder Pirat?", fragte ich ihn und hoffte innerlich, dass er kein Pirat war. Die hatten immer ein Problem mit dem Bezahlen. Jedoch wurden meine Hoffnungen derbe zerstört, als er ganz stolz auf seinen Overall deutete, an dem ein komischer Smiley prangte. „Ich bin ein Mitglied der berüchtigten Heart-Piraten!" Ein Seufzen entkam meiner Kehle, also doch Pirat. „Ach wirklich? Ist ja interessant." – „Ja! Unsere Crew ist die Beste. Und der Käpten ist der weltbeste Arzt!" Ein kleines Schmunzeln entkam mir. „Wohl eher nicht", nuschelte ich, doch er hatte mich trotzdem gehört. Empört fragte er: „Was soll das heißen?" - „Das soll heißen, dass euer Schiffsarzt nicht mal in der Lage ist eine einfache Wundsalbe herzustellen." Demonstrativ zeigte ich auf die nun fertige Salbe, die ich gerade in ein gläsernes Gefäß umfüllte. Schnell griff ich nach einem Edding und beschriftete es sauber. Schockiert sah er mich an. „Das...", er stockte. Dann zeichnete sich Erkenntnis in seinem Gesicht ab. „...ist leider wahr." Nachdem er das gesagt hatte, projizierten seine Gesichtszüge sein schlechtes Gewissen. Schnell fragte er: „Was macht das?", und dann starrte ich ihn verwirrt an. Er hielt die Tüte in die Luft und erinnerte mich somit daran, ihn abzukassieren. Fast hätte ich es vergessen. Ich ging zur Registrierkasse und tippte die Preise der Medikamente ein. "45.000 Berry bitte." Er kramte in seiner Tasche herum und zog ein paar Geldscheine heraus, legte sie vor mich und verabschiedete sich dann. Komischer Kauz.
Eine halbe Stunde später trafen auch meine Eltern wieder ein. Sie waren mit meinem kleinen Bruder beim Arzt gewesen und hatten, wie nach jedem Arztbesuch, diesen miesen Gesichtsausdruck, der aussagte, dass es wieder mal eine Enttäuschung war. Mein kleiner Bruder umarmte mich, oder zumindest meine Beine, bis ich mich zu ihm herunter kniete und ihn in eine richtige Umarmung schloss. Nur, dass ich ihn dann zeitgleich mit hochhob, damit ich mich mit meinen Eltern unterhalten konnte. „Und was sagt der Arzt diesmal?" – „Er weiß immernoch nicht, was er hat." – „Die haben mir eine Nadel in den Arm gesteckt. Das hat voll weh getan!", quengelte der kleine Junge. Meine Mutter gab ihn einen Kuss auf die Stirn und sprach dann weiter: „Die Schwester hat ihm Blut abgenommen, um weiter Tests zu machen." Wieder war es still. Mein kleiner Bruder Marvin war krank und kein Arzt wusste, was er genau hatte. Er hatte häufig Fieber und beschwerte sich immer wieder über irgendwelche Schmerzen. Für einen Fünfjährigen war das einfach nicht fair. Und dann wussten die Ärzte nicht einmal, was die Ursache für die ständigen Beschwerden sind.
„Ich habe eine Idee! Marvin, was hältst du davon, wenn wir zum Strand gehen und ich dir nachher ein Eis spendiere?" Der kleine fing an fröhlich zu quieken und sprang von meinem Arm, um sich seine Badesachen zusammen zu suchen. Mein Vater war von der Idee nicht so begeistert, doch meine Mutter tat wie immer ihr Bestes um ihn zu besänftigen. Daraufhin hörte er auch auf zu meckern und entließ mich mit einer einfachen Handbewegung. Schnell stürmte ich in unsere Wohnung, die sich über unserer kleinen Apotheke befand. Ich kramte meinen hellblauen Bikini aus der Schublade und zog ihn auch sogleich an. Im Spiegel betrachtete ich mich. Der Bikini saß gut, betonte hervorragend meine C-Oberweite und meine schlanke Figur. Zudem betonte er meine blauen Augen und harmonierte extrem gut mit meinen leicht gelockten schulterlangen blonden Haaren, die ich mir auch zugleich zu einem Zopf zusammenband. Dann zog ich mir noch ein luftiges weißes Sommerkleid über und stopfte meine Sonnencreme, zwei Handtücher, eins für mich und eins für Marvin, und natürlich eine kleine Teleschnecke in meine große Strandtasche. Als ich auf den Flur trat, wartete schon mein kleiner Bruder auf mich. Er trug bloß eine Badehose und in seiner kleinen Hand hielt er eine durchsichtige Tasche, in der sich Massen an Spielzeug befanden. Ich forderte ihn auf, dass er sich wenigstens noch ein T-Shirt überziehe. Dieser Bitte kam er ohne Murren nach und dann machten wir uns auf zum Strand.
Als wir den gepflasterten Weg zum Strand entlanggingen, erzählte mir Marvin von seiner Kindergartenschwärmerei, die heute auch im Wartezimmer des Kinderarztes gesessen hatte. Er schwärmte von ihrem tollen Lächeln und es hörte sich fast an, als wäre er erwachsen. Ein Schmunzeln stahl sich auf mein Gesicht. Es war einfach zu süß, wie er da mit seinem Spielzeug in der Hand von seiner Schwärmerei erzählte.
Wenig später waren wir am Strand angekommen, und obwohl es erst zwölf Uhr war, waren extrem viele Leute unterwegs. Und als mein Bruder seine Freunde entdeckte, gingen die Pferde mit ihm durch. Doch bevor ich ihn entließ, schmierte ich ihn noch mit Sonnencreme ein. Dann lief er lachend mit seinen Freunden davon. Ich legte mich derweil auf eine der von der Stadt zur Verfügung gestellten Liegen und genoss die Sonne, dir mir ihr Licht und ihre Wärme spendete.
Da lag ich also und sonnte mich. Driftete leicht in das Land der Träume ab. Bis ich unsanft wieder geweckt wurde. Mein Bruder hüpfte auf mir auf und ab und wollte anscheinend, dass ich ihm jetzt sein Eis kaufte. Auch seine Freunde waren mit von der Partie und natürlich hatte mein Bruder sie eingeladen. Mein Geldbeutel bedankte sich. Schnell hatten sie mich auch zur Eisbude befördert und wie es zu erwarten war, bestellten sie sich alle eine Kugel Schokoladeneis. Als ich gerade bezahlen wollte, winkte die Verkäuferin ab: „Lass mal, auf die alten Zeiten." Der Satz ließ mich stutzig werden. Ich besah die Verkäuferin noch einmal genauer. Sie sah recht durchschnittlich aus: Braune lange Haare, braune Augen, Arbeitsuniform. „Jetzt bin ich aber enttäuscht. Erkennst du mich etwa nicht?" Mit einem schlechten Gewissen schüttelte ich den Kopf. „Ach Marla, du warst schon immer ein wenig verpeilt... Ich bin's, Maria. Wir waren in der Unter- und Mittelstufe befreundet. Dann bin ich ja von der Schule runter und habe meine Ausbildung angefangen. Wir haben uns seit Ewigkeiten nicht gesehen." Ich vernahm ein leises Klicken in meinem Kopf, als hätte sich ein kleiner Schalter umgelegt. Vereinzelt erschienen Bilder vor meinem inneren Auge. „Maria, ich erinnere mich! Wie geht es dir?" - „Mir geht es echt gut, danke der Nachfrage. Und dir?" - „Sehr gut, aber mir ist ein bisschen warm." - „Dann würde ich mal sagen, ab ins Meer, dich abkühlen!" - „Ich wünschte das ginge so einfach..." Verwirrt sah sie mich an. „Bist du auf einmal Wasserscheu?", lachte sie. Und das lachen war gerechtfertigt. Als wir noch zusammen in der Schule waren, war ich der Kapitän unseres Schwimmteams. Und ich habe zu meiner besten Zeit einen Preis nach dem anderen abgestaubt! Dann erstarb ihr Lachen mit einem Mal. „Sag nicht du hast..." Ich wusste sofort was sie meinte. „Die Yume-Yume-no-mi. Die Traumfrucht." Sie fasste sich an ihren Kopf. „Ach du scheiße... Echt jetzt?!" - „Ja, echt jetzt." - „Das erklärt einiges." Warte... Was? „Was meinst du damit?" - „Ach, die Leute erzählen, dass du ne Ausbildung in der Hexerei gemacht hast, und so." Gott, wie ich Waschweiber hasste. Die hatten keine Ahnung und wussten trotzdem immer alles besser. „Achja und sie erzählen, du hättest deinen Bruder verhext." - „Was?!" Wut kochte in mir hoch. Die konnten ja erzählen was sie wollten, aber keiner von denen sollte mir unterstellen, dass ich absichtlich meinen Bruder verfluchen würde. Das ging zu weit. Viel zu weit. Wenn ich herausfinden würde wer das war, dann... „Hallo? Erde an Marla. Alles in Ordnung?", unterbrach Maria meinen Gedankengang. „Ähm ja? Wieso?" - „Du warst so abwesend und hast mir wahrscheinlich überhaupt nicht zugehört, oder?" - „Natürlich habe ich dir zugehört, aber noch mal um sicher zu gehen, was hast du gesagt?" Sie stöhnte laut auf. „Du hast dich seit damals kein Stück verändert.... Mit dem Kopf immer in den Wolken. Du hast wirklich die richtige Teufelsfrucht gegessen..." Ich blies beleidigt meine Wangen auf. „Was soll das heißen?" - „Das soll heißen, dass du eine Träumerin bist!" Sie fing an zu lachen und ich verschränkte leicht beleidigt meine Arme. Ich war keine Träumerin! Ok, manchmal vielleicht ein wenig abwesend, aber sonst... „Musoka(*)?" - „Wen nennst du hier Musoka?" - „Du warst schon wieder total abwesend. Echt, du musst das mal in den Griff kriegen... Aber um zum ursprünglichen Thema zu kommen: Am Nordstrand schmeißt das 'Luckys' eine fette Party! Und ich hoffe doch, dass du kommen wirst." - „Gerade du müsstest doch eigentlich wissen, dass ich nicht so gerne auf Partys gehe." - „Gut, ich bin um Acht da und helfe dir beim anziehen! Wir sehen uns dann!", rief sie ohne ein Widerwort zu dulden und verschwand in der kleinen Eisdiele. Anscheinend ließ sie mir keine Wahl. Dann heißt es jetzt: Augen zu und durch!
Und Maria hielt ihr versprechen. Um Punkt Acht stand sie vor meiner Haustür und klingelte Sturm. Schnell rannte ich zur Tür, aber nicht ohne noch einen mürrischen Blick von meinem Vater zu kassieren. Ich schenkte ihm ein entschuldigendes Lächeln, was ihn veranlasste sich wieder seinem Buch zu widmen.
Ich öffnete die Haustür und Maria grinste mich breit an. Sie trug eine kurze Hot Pants, dazu nur ein grünes Bikinioberteil und ein paar grüne Flip-Flops. In ihrer Hand befand sich eine große Tasche, die sie mir grinsend unter die Nase hielt. „Da sind ein paar schöne Outfits drinnen, die werden dir gefallen! Oder zumindest den Jungs denen du heute Abend begegnest! Man munkelt sogar, dass heute ein paar Piraten mitfeiern werden, ist das nicht klasse?" Bevor ich hätte antworten können, schob sie mich in mein Zimmer. Wie sie nach all den Jahren noch wissen konnte, wo es lag, war mir ein Rätsel. Sie schubste mich auf mein Bett und wühlte in ihrer Tasche. Heraus zog sie eine kleine Kiste, die jedoch erstmal beiseite gestellt wurde. Als nächstes zog sie einen schwarzen Rock heraus, obwohl man soetwas wohl kaum Rock nennen konnte. Fetzen traf es wohl eher. Ich schüttelte vehement mit meinem Kopf und stöhnend zog sie das nächste Kleidungsstück aus der Tasche. Diesmal war es ein Oberteil, welches aber genauso viel Stoff verarbeitet hatte, wie sein Vorgänger. Nächstes. „Sag mal, hast du auch etwas, das nicht so nuttig ist?" Überlegend rieb sie sich ihr Kinn, ehe sie wieder in ihrer Tasche wühlte. Diesmal holte sie ein weißes Top und eine weitere Hot Pants heraus. Sie hielt es mir erwartend hin und schnell war ich umgezogen. Gut, dass ich es gewohnt war kurze Sachen zu tragen. Auf einer Sommerinsel würde man sonst wohl sterben. Dann wies sie mir an, ich solle mich auf meinen Drehstuhl setzen. Gespannt wartete ich ab, was sie jetzt vor hatte. Sie nahm die kleine Schachtel zur Hand und öffnete sie auch sogleich. Es war ein kleiner, mobiler, jedoch überraschend gut ausgestatteter Schminkkoffer. Also musste ich das jetzt auch noch über mich ergehen lassen. Na ganz toll.
Als Maria endlich mit mir zufrieden war, war es bereits 21:00 Uhr. Zusammen verließen wir das Haus und sie zog mich zur Party.
Der Strand war schön dekoriert worden. Vereinzelt waren Sitzgelegenheiten aufgestellt worden, sogar eine kleine Bühne stand auf dem Sand und über den Köpfen der Besucher hingen Lampions. Eine Band gab laut ihre Lieder zum Besten und obwohl es der Untergrund schwer machte, tanzten die Leute wild mit. Auch der Alkohol wurde schon in Massen konsumiert. Ein wenig fing mein Magen an zu rebellieren. Das war einfach nicht meine Welt und mir war einfach höchstgradig unwohl bei der ganzen Sache. Ich wollte Maria gerade fragen, ob ich wieder gehen durfte, doch sie war verschwunden. Ich blickte mich um und fand sie sogar recht schnell wieder. Sie hing an den Lippen eines mir unbekannten Mannes und in ihrer Hand hielt sie schon ihre erste Flasche Bier. Gut, damit hatte sich die Frage erübrigt. Sie würde es eh nicht merken, wenn ich jetzt verschwinden würde.
Ich wollte den Strand gerade verlassen, als mich jemand an meiner Hand fest hielt. „Hier geblieben", lallte mir ein ziemlich angetrunkener Kerl entgegen. Ich drehte meinen Kopf zu dem Idioten, der mir auch sofort bekannt vor kam. Ich besah ihn von oben bis unten. „Du bist der Kerl von heute Vormittag", stellte ich nüchtern fest. Er begann zu grinsen, dann zu lachen. Daraufhin tauchte neben ihm ein weiterer Kerl auf und auch er trug eine komische Mütze. „Peng, wer ischt denn deine nette Freundin?", lallte er uns beide an. Sein Gesicht zierte ein schmutziges Grinsen. „Das ist die heiße Apothekerin von der ich dir erzählt habe!" Okay, übermäßiger Konsum von Alkohol konnte schonmal dafür sorgen, dass man alle seine Hemmungen fallen lies, aber war es denn zu viel verlangt, zumindest ein wenig genierter behandelt zu werden? Anscheinend. Ich riss mich von ihm los und flüchtete zur Bar.
Die Barkeeperin lächelte mich wissend an und stellte mir ein wunderschön dekoriertes Getränk vor die Nase. „Das geht aufs Haus. Tut mir leid, dass du gleich bei deinem Eintreffen von anderen Gästen belästigt wurdest." Ein wenig verwirrte mich die vollbusige Barkeeperin, doch das war mir nun reichlich egal. In einem Zug trank ich das Getränk leer und dann verschwamm leicht meine Sicht, doch ich schob es auf den Alkohol, den ich nunmal einfach nicht vertrug.
Es war hell, extrem Hell. Selbst durch meine Augenlider hindurch blendete es mich. Ich öffnete meine Augenlider und es fiel mir ungewöhnlich leicht. Dafür das ich einen totalen Blackout hatte und dementsprechend viel getrunken haben musste. Ich sah mich in dem Raum um. Eindeutig ein Krankenzimmer. Sterile weiße Wände und die vielen Geräte, an die ich angeschlossen war, verrieten sich. Wieso war ich im Krankenhaus? Verwirrt sah ich mich nocheinmal um, hoffte, dass mir irgendetwas verraten würde, was hier los war. Doch nichts gab mir eine Antwort. Also löste ich die Maschinen von meinem Körper, was dafür sorgte, dass plötzlich eine panische Ärztin in mein Zimmer stürmte. Sie sah mich an, versuchte sich ein Bild von der Situation zu machen. Plötzlich entspannte sie sich, sah mich erleichtert an. „Ich dachte schon sie seien tot. Sie haben einen Alarm ausgelöst. Aber es scheint ja alles in Ordnung zu sein." Sie trat zu mir und machte noch ein paar standardmäßige Tests. „So, ich denke, dass wir sie dann auch entlassen können. Ihr Körper hat die Drogen gut abgebaut und sie sind nun wieder vollends gesund. Aber ich rate ihnen, lassen sie in Zukunft die Finger Weg von dem Zeug. Sie vertragen es nicht sonderlich gut." Oh cool, dann kann ich ja nach hause. Warte... „Welche Drogen?" - „Sie hatten eine interessante Menge von verschiedenen Amphetaminen in ihrem Blut. Ein echt gefährlicher Cocktail, sie wären mir beinahe kollabiert, doch ich habe sie gerettet!" Das Ego dieser Frau war ja gigantisch. Man konnte fast sehen, wie sie sich selbst auf die Schulter klopfte. Aber warte... „Aber ich habe keine Amphetamine zu mir genommen! Das würde ich niemals tun!" - „Es ist mir ganz egal was sie tun oder nicht tun, aber Tatsache ist, dass sie total weg vom Fenster waren und ihre Blutwerte nunmal so Katastrophal waren. Und jetzt machen sie sich ab nach hause. Denken sie nicht weiter darüber nach."
Als ich aus dem Krankenhaus trat bemerkte ich, dass es schon Nacht war. Der Mond und die Sterne leuchteten am Himmel. Auf meinem Nachhauseweg dachte ich weiter darüber nach. Was zur Hölle war passiert? Ich hatte einen totalen Filmriss. Doch dann wurde es mir plötzlich klar. Ich schlug mir die Hand an die Stirn. Seit meinen Kindergartentagen wurde ich darauf erzogen niemals ein Getränk von einem Fremden anzunehmen und was hatte ich getan? Das Getränk dieser Barkeeperin geext. Im Nachhinein logisch, dass die Veranstalter mit den Aufputschmitteln versuchten Stimmung zu machen. Warum hatte ich es nicht geschafft auch nur ein wenig nachzudenken? Reue machte sich in mir breit. Hätte ich doch bloß ein wenig aufgepasst.
Betrübt klingelte ich an meiner Haustür. Es herrschte eine Weile Stille, dann ging plötzlich die Tür auf. „Dass du es noch einmal wagst mir unter die Augen zu treten!", schrie mich mein Vater an. Ich konnte gar nicht schnell genug reagieren, da hatte er mir auch schon eine Ohrfeige verpasst. Meine Wange schmerzte höllisch und ich sah ihn verwirrt und ängstlich an. In meinen Augen bildeten sich Tränen. „Aber was...?", wisperte ich, doch mein Vater schlug nur die Tür vor meiner Nase zu. Was ist gerade passiert. Ich sackte in mir zusammen und brach in Tränen aus. Ich weinte bitterlich, sodass ich nicht bemerkte, dass sich die Tür öffnete und sich jemand neben mich setzte. Kleine Arme schlangen sich um mich, versuchten mich zu trösten. Es war mein kleiner Bruder Marvin. „Weißt du...", begann er. „... der Arzt hatte angerufen, nachdem du zu dieser Party bist. Er wusste was ich hab, dass es mir immer so schlecht ging. Er sagte ich hätte Leukämie und auch wenn ich nicht genau weiß, was das ist muss es wohl schlimm sein, weil Mama die ganze Nacht geweint hat. Und als dann am Morgen das Krankenhaus angerufen hat, da hatte Mama einen... ich glaube Papa nannte es Nervenzusammenbruch. Papa ist total böse auf dich. Irgendetwas wegen Avitaminen oder so..." Mama hatte einen Nervenzusammenbruch? Marvin hatte Blutkrebs und würde wahrscheinlich bald sterben? Ich schloss ihn in meine Arme, fing noch schlimmer an zu weinen. „Alles ist gut, ich werde doch nicht sterben. Der Arzt meinte Leukämie ist nichts schlimmes!" Er lächelte mich an. So unschuldig, dass es hätte verboten werden müssen. Ich zwang mich zu einem Lächeln, wenn er nicht wusste, dass es so schlimm ist, dann wollte ich ihm den Glauben daran nicht nehmen. „Ja, du wirst nicht sterben. Und weißt du warum? Ich werde dir ein Medikament bringen, dass dich heilen wird und dann geht es Mama auch bald wieder besser." Marvin begann zu strahlen. „Oh ja und dann gehen wir wieder zum Strand, ja?" - „Versprochen, aber dafür muss ich eine Weile weg." - „Was? Nein!" - „Das geht hier aber nicht und deswegen musst du mir einen kleinen Gefallen tun: Kannst du mir ein paar Sachen zusammen suchen? Klamotten und ein wenig zu essen?" Er nickte, war stolz auf sich, weil er eine solch wichtige Aufgabe bekommen zu haben. Deshalb dauerte es auch nicht lange, bis er mir meinen Rucksack gebracht hatte. Ich verabschiedete mich noch einmal mit einer herzhaften Umarmung. Ich musste ihm sogar versprechen, dass ich so schnell wie möglich wieder zu ihm komme und ich würde mich bemühen dies auch zu tun.
Schnell war ich am Hafen. Der Plan? Mich auf das nächstbeste Schiff schleichen und beten. Hier auf der Insel würde ich die nötigen Pflanzen eh nicht bekommen. Auf anderen Inseln würde ich mehr Glück haben.
Ich sah mich im Hafen um. Es ankerten bloß zwei Schiffe im Hafen. Eins davon gehörte zur Marine, doch ich entschied mich dagegen. Das würde wahrscheinlich nicht gut enden, ich hatte da so meine Erfahrungen gemacht. Also auf das andere! Das war so hässlich, da würde ich nicht einmal auffallen, ich meine, wer malt sein Schiff bitte gelb an?
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Das war das erste Kapitel meiner neuen Geschichte und ich hoffe es hat euch gefallen. Bei Fragen und Anregungen einfach ein kleines Review verfassen :)
Ganz liebe Grüße,
Eure MissCyan☆ 1. Die Strandparty
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Fragen sie ihren Arzt oder Apotheker
FanfictionDie 24-jährige Marla macht sich auf den Weg um ein Medikament für ihren kranken Bruder zu finden. Sie reist um die halbe Welt um die passenden Pflanzen dafür zu finden und erlebt dabei einige Abenteuer. Wird sie es schaffen ihren Bruder zu retten...