Louis musste auf die Toilette. Dringend. Er rannte durch den gesamten Backstagebereich der Show, um so schnell wie möglich zur Toilette zu gelangen. Als er eintrat, sah er, dass nur eine Kabine besetzt war. Schnell betrat er die nächstgelegene Kabine.
Als er kurz darauf die Kabine wieder verließ und zu den Waschbecken ging, sah er in den Spiegel. Louis erschrak. Er sah neben seinem Gesicht auch das Gesicht des Jungen, der sich gerade an einem der Waschbecken die Hände wusch, im Spiegel.
Der Junge hob den Kopf und sah nun auch in den Spiegel. Direkt in Louis Augen. Der Junge war einfach nur umwerfend. Er hatte verwuscheltes braunes Haar und graue Augen. Dann lächelte er Louis an. Dieses Lächeln war das Süßeste, was Louis je in seinem Leben gesehen hatte. Er musste diesen Jungen unbedingt ansprechen. Aber er wusste nicht, wie.
Langsam ging Louis auf das Waschbecken neben dem Jungen zu. Er hatte ganz zittrige Knie. Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, nahm er all seinen Mut zusammen und fragte: "Nervös?" Der Junge blieb ganz cool und meinte nur: "Geht so." Daraufhin sagte Louis: "Ich bin aus Doncaster." "Holmes Chapel."
Ziemlich kurz angebunden, der Typ, dachte Louis, aber na ja, vielleicht ist er ja doch nur nervöser als er eigentlich zugeben mag.
Nach seinem Auftritt begegnete Louis dem Typen im Backstagebereich wieder. "Hey," sagte der Typ, " tut mir leid, dass ich vorhin nicht so viel gesagt habe. Ich war nur sehr nervös. Mein Name ist Harry. Und deiner?" "Ich heiße Louis. Und ist schon in Ordnung," meinte Louis. "Ich fand deinen Auftritt echt cool," sagte Harry. Louis errötete. "Danke, deiner war auch nicht schlecht." "Lass mal Nummern austauschen, dann können wir uns in den nächsten Tagen ja mal treffen," schlug Harry vor. "Klar, können wir gerne machen," stammelte Louis.
*
Zwei Tage später war es soweit: Harry und Louis trafen sich zum ersten Mal außerhalb der Show. Harry sah sich kritisch im Spiegel an. Sollte er wirklich sein Blumenshirt anziehen ? Nein, entschied er. Er zog das weiße Hemd an. Er wollte Louis ja nun nicht gleich wieder verjagen.
Als er Louis abholte, um mit ihm in ein italienisches Restaurant zu gehen, war er sehr nervös. Seine Hände zitterten sogar vor Aufregung.
Im Restaurant wussten die beiden nicht so recht, worüber sie sich unterhalten sollten. Es herrschte eine peinliche Stille.
Harry aß Spaghetti mit Tomatensoße. Während er aß, tropfte ihm Tomatensoße auf sein weißes Hemd. Es war ein großer Fleck. Scheiße, dachte Harry, was soll Louis jetzt bloß von mir denken ? Doch Louis lachte einfach nur. Da musste dann auch Harry lachen. Louis meinte, dass ihm das auch schon mal passiert wäre.
Danach konnten sich die beiden Jungs ganz ungezwungen über alles mögliche unterhalten.
*
Die Beiden trafen sich noch ein paar Mal. Beim zweiten Date passierte es: Sie saßen auf einer Parkbank und sahen sich den wunderschönen Sternenhimmel an. Plötzlich griff Louis nach Harrys Hand. Harry wandte Louis seinen Kopf zu und sah, dass Louis ihn ebenfalls ansah. Ihre Gesichter kamen sich langsam näher. Dann berührten sich ihre Lippen. Louis Lippen sind so schön weich, dachte Harry. Ich würde am liebsten nie aufhören, ihn zu küssen.
*
Ein paar Wochen später waren sie am Boden zerstört. Aber nicht nur Harry und Louis, sondern auch Zayn, Liam und Niall waren am Boden zerstört. Sie alle hatten einen Traum gehabt. Den Traum, als Sänger erfolgreich zu werden. Doch sie waren alle fünf gescheitert. Sie alle hatten im Bootcamp versagt.
Harry und Niall saßen fassungslos auf den Stufen einer Treppe der Wembley Arena. Vor ihnen saß zusammengekauert Liam und weinte in seine Hände. Auch Zayn und Louis saßen tieftraurig auf der Treppe.
Nach ein paar Minuten rief sie ein Produzent wieder auf die Bühne. Sie konnten es nicht fassen. Das musste doch ein Scherz sein, oder ?
Als sie auf der Bühne standen, erhob sich Simon Cowell aus seinem Jurystuhl und sagte: "Jungs, ihr alle habt großes Talent. Doch leider reicht dies nicht für eine Solokarriere. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, dass... ihr fünf als Band bei X Factor weitermachen dürft."
