Die Epoche des "Sturm und Drang" zeichnete sich hauptsächlich durch den sogennanten "Geniegedanken"aus. Das Genie ist eine aufgeklärte Person, die von der Echtheit der Gefühle lebt und die Sehnsucht nach der Natur widerspiegelt. Diese Sehnsucht der Natur - auch Pantheismus genannt - hat den jungen Goethe geprägt. Aufbauend auf der Epochenbewegung schrieb er zwei Hymnen über zwei Figuren aus der grichischen Mythologie, "Prometheus" und "Ganymed".
Die Hymne "Prometheus" von Johann Wolfgang von Goethe wurde zwischen den Jahren 1749 und 1832 geschrieben und gehört den Epochenjahren des Sturm und Drang - bei jenem Goethe einer der Hauptvertreter war - an. In dem Gedicht geht es um den Titanen Prometheus, der Zeus und die anderen olympischen Götter (Götter die auf und über den Olymp herrschen) verhöhnt und sich selbst als Schöpfer der Menschen sieht und diese Tatsache Zeus vorhält. "Prometheus" erläutert die Verselbstung des Menschen, dies bedeutet, dass der Mensch sich von Gott (hier Götter) wegbewegt.
Das Gedicht lässt sich in drei Paragraphe teilen. Der erste Abschnitt von Vers 1 bis 28, in dem sich Prometheus aggressiv ausdrückt und Zeus verhöhnt und anklagt. Nicht allein Zeus, sondern auch die anderen Götter, die von "Opfersteuern" (V. 16) und "Gebetsrauch" (V. 17) der Menschen leben, werden von ihm angeklagt.
Der zweite Abschnitt, von Vers 29 bis 51, ist vorwurfsvoll, was durch die rhetorischen Fragen unterstützt wird.
Der dritte Abschnitt, von Vers 52 bis 58, ist die Schlussfolgerung aus den ersten beiden Abschnitten, in denen resümiert wird, dass Prometheus der Schöpfer der Menschehiet ist.
Das Gedicht besteht aus sieben Strophen, die keine gleiche Versanzahl haben und es gibt auch kein eindeutiges Reimschema oder Versmaß.
Es ist dem Stil einer Hymne nachempfunden, jedoch wurde es hier ins Gegenteil gekehrt, da er keinen Lobesgesang auf Zeus und die Götter singt, sondern sie verhöhnt und sauer auf sie ist.
In Vers 4 findet sich ein Vergleich, in dem Prometheus Zeus als bockiges Kind bezeichnet, der "Diesteln köpft" (V. 6). Damit wird er zugleich respektlos, da er ihn mit einem Kind gleichsetzt.
In der 2. Strophe enthront Prometheus die Götter, weil sie von den "Rauchopfern" abhängig sind, während "Kinder und Bettler" (V. 20) ihrer Hilfe gerauchen könnten.
In Vers 22 spricht das lyrische-Ich, welches als Prometheus interpretiert werden kann, davon als er "ein Kind war". Damit ist nicht sein Alter gemeint, sondern seine Denkweise. Er verhalf Zeus zu seinem Sieg über die Titanen, damals glaubte Prometheus an die Götter und dass sie Gutes vorhatten. Doch nun ist er zu der Erkenntnis gekommen, dass dies ein Fehler seinerseits war, da er "[b]etrogen" (V. 36) wurde.
In den Strophen 4 und 5 stellt er viele rhetorische Fragenan sich selbst, aber auch an Zeus. Er fragt sich wozu er Zeus ehren soll und er fragt auch Zeus wofür er ihn "ehren" (V. 38) soll. Er wirft ihm vor sich nie um die Menschen zu kümmern.
In der 6. Strophe spricht Prometheus wieder zu Zeus und klagt ihn an, dass Zeus sich wünschen würde, dass Prometheus in die "Wüsten fliehn" (V. 49) solle. Zeus wollte Prometheus Angst machen.
In Vers 52 erklärt Prometheus er "forme Menschen nach [seinem] Bilde" (V. 52-53). Prometheus fromte die Menschen aus Ton.
Der Titel "Prometheus" spezialisiert sich hauptsächlich auf den grichischen Mythos des Feuerbringers Prometheus. Auch hier wird das Feuer bringen nur symbolisch interpretiert, weil Prometheus den Menschen Verstand, Weisheit und Vernunft brachte und dafür von Zeus an eine Felswand am Kakasus gebunden, wo jeden Tag der Adler Ethon (der Sohn des Monsters Typhon und Echdina, der von Herakles erschlugen wurde) ein Stück von seiner Leber fraß. Da Prometheus ein Titan war, wuchs dieses Stück immer nach und so litt er Jahrtausende Schmerzen, bis er von dem Halbgott und Sohn des Zeus, Herakles, gerettet wurde.
"Prometheus" erzählt eine Rebillion gegen die göttliche Offenbarung und stellt somit den Menschen in den Vordergrund.
Eine andere Sichtweise bietet die Hymne "Ganymed", in der der Mensch (lyrisches-Ich) und die göttliche Natur eins werden, es wird als Entselbstung des Menschen bezeichnet und schildert die dahinfließende Autorität des Menschen.
Das Gedicht ist der Naturlyrik zu zuordnen und beinhaltet sechs Strophen mit unterschiedlichem Versmaß und Kadenz.
In dem Gedicht spiegelt sich ein homoerotisches Verhältnis wieder, da Ganymed eine männliche Figur (ebenfalls der grichischen Mythologie) ist und vom "anglüh[en]" (V. 2) redet, den Frühling als männlichen "Geliebte[n]" (V. 3) bezeichnet und vom "Busen" (V. 31) des "allliebenden Vater" (V. 32) spricht.
In der ersten Strophe spricht das lyrische-Ich davon, dass es von der Natur umringt ist und sich die Natur auf ihn zubewegt (V. 2). Die überwältigenden Gefühle werden durch die Hyperbel "tausendfache Liebeswonne" (v. 4) zusätzlich unterstützt.
Doch es spiegelt sich auch das Göttliche in der Natur wieder, da das lyrische-Ich die drei himmlischen Worte "ewigen" (V. 6), "heilig" (V. 7) und "unendlich" (V. 8) benutzt.
In Vers 9 wird der Grundgedanke des Sturm und Drang aufgegriffen und drückt dadurch, dass das lyrische-Ich die Natur "fassen möcht[e]"(V. 9), damit die Sehnsucht und die Echtheit der Gefühle aus
In Vers 14 steigert sich die Sehnsucht nach der Vereinigung der Natur, da sie " sich an [s]ein Herz" drängen (V. 14). Die selbe Sehnsucht wird durch den dadurch entstehenden "Durst" (V. 16) an seinem Herzen unterstützt.
Die Orientierungslosigkeit auf den Ruf der Nachtigall "Ich komme! Ich komme" (V. 20) drückt ebenfalls die Echtheit der Gefühle aus.
Des Weiteren könnte man Ganymeds Liebe zur Natur auch als senkrechte Liebe bezeichnen, was sich gut an den Schlagworten "Hinauf" (V. 22), "aufwärts" (V. 28 und V. 30) und "Abwärts" (V. 24) erkennen lässt. Als senkrechte Liebe bezeichnet man die Liebe einer Person zu dem Selbst und die Liebe vom Selbst zu Gott. Dabei betont Ganymed die Liebe gen Himmel, in dem er sie wiederholt (Vgl. V. 22; V. 28 und V. 30).
In den letzten beiden Strophen vereinen sich die beiden Liebenden (Ganymed und Natur) und das lyrische-Ich ist "umfangen" von der Natur (V. 29).
Der Titel "Ganymed" thematisiert die griechische Sagenfigur des Ganymeds, der der Schönste aller Sterblichen war. Dieser wurde von Zeus auf den Olymp entführt und löste die Tochter der Hera und des Zeus, Hebe, als Mundschenk ab. Sehr zum Missfallen seiner eifersüchtigen Ehegatten Hera, verliebte Zeus sich in Ganymed. Die Sage wurde als Berechtigung zur Ephebophilie (Liebe von älteren Männern zu Knaben) gesehen. In Vers 1 ist die Rede vom "Morgenrot", was eine Allegorie der griechischen Göttin Eos ist, die einer anderen Legende nach Ganymed ebenfalls entführte, Zeus ihn ihr aber stahl. Goethe verbindet somit beide Mythen.
Nach reichlichem analysieren der beiden Oden Goethes sollte man sie, wie Goethe es selbst wollte, vergleichen.
In "Prometheus" wird das Herz des Menschen auf eine göttliche Ebene gestellt und der Mensch wird als etwas Großes gesehen.
In "Ganymed" wird Gott in die Natur eingebaut und die daraus resultierende Sehnsucht des Menschen hervorgerufen. Der Wunsch sich mit ihr zuvereinen steht an erster Stelle.
Beide Oden lassen sich auch als Herz sehen.
Die Diastole, oder auch die symbolische Ausdehnung des Herzens, untermauert die Verselbstung des Menschen vom Göttlichen weg, was in "Prometheus" beschrieben wird.
Ganymed wäre dem zufolge die Systole, die symbolische Kürzung des Herzens. Der Mensch geht zurück zu Gott und entselbst sich.
Ein weitere Vergleichspunkt wäre die Auslegung beider Gedichte. "Prometheus" ist sehr aggressiv und wütend geschrieben, während "Ganymed" einen schwärmenden, anbetenden Ton hat.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl "Prometheus" als auch "Ganymed" die Gedanken des Sturm und Drang treffend ausdrücken. Sie machen beide Gebrauch vom Geniegedanken und beschreiben die atheistische Denkweise, als auch das pantheistische Gedankengut.
"Prometheus" und "Ganymed" sind zwei Hymnen, die einander ergänzen.
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Non-FictionIch veröffentliche meine Aufsätze aus dem Deutschunterricht der 11. und 12. Klasse. Ich habe in Deutsch im Abitur 15 Punkte erreicht und möchte meine Aufsätze nicht sinnlos in meinen Heftern vergammeln lassen. Es könne Wünsche für Aufsätze geäußert...