Kapitel 2

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Es piepte.
Das war das erste, was Aoba hörte.
Er blinzelte, seine Sicht verschwamm und er blinzelte erneut.
Eine weiße Decke.
Ein weißer Vorhang neben ihm.
Er lag in einem weißen Bett.
"Meine Güte, du bist endlich wach!" Der Kopf eines Jungen seines Alters schob sich zwischen ihn und die langweilig weiße Decke. "Du warst einen Tag bewusstlos!"
"Wer bist du?" Aoba musterte ihn. Der Junge hatte blond gefärbte Haare, fast schwarze Augen und ein Narbe, die sich von links auf seiner Stirn über die Nase zu seiner rechten Wange zog. "Und warum bin ich hier?"
"Du kannst dich nicht mehr erinnern, oder?" Der Junge setzte sich zurück auf den Stuhl neben Aobas Bett. "Du bist mit deinem Fahrrad umgekippt und noch während des Falls von einem Auto angefahren worden. Deine Wunden sahen grauenvoll aus."
"Woher weißt du, wie meine Wunden aussahen?"
"Ich saß im Auto. Deswegen die Narbe."
"Ah. Und wer bist du?", wiederholte Aoba seine erste Frage nochmal.
"Nikano Nao. Ich bin fünfzehn Jahre alt, und du?"
"Nekoyama Aoba und sechzehn Jahre alt. Und ich muss hier raus." Aoba versuchte sich aufzusetzen.
"Du kannst nicht. Deine Wunden waren wirklich schlimm. Und du hast sie erst seit gestern. Du solltest liegen bleiben."
Aoba ignorierte ihn und schaffte es, ein paar Schritte, bis er sich an der Wand festhalten musste.
"Das hättest du nicht tun sollen, glaub mir." Nao ging mit Krücken neben ihm her. "Wenn ich du wäre, würde ich mich jetzt schnell wieder hinlegen."
"Warum?"
"Deine Wunden sind aufgeplatzt."
"Kann schon sein."
"Es ist so." Nao klang ironisch.
Aoba schwieg und erreichte die Tür des Zimmers.
Nao drehte sich wieder um und ließ Aoba gehen.
Dass er in Wahrheit nur den Knopf drückte, um die Krankenschwestern zu rufen, sagte Nao nicht, und Aoba kam nicht darauf.
Er ging weiter, hielt sich an den Wänden fest und entfernte sich immer weiter von dem Zimmer, in dem er aufgewacht war.
Dass ihm schon wieder schwindelig wurde, ignorierte er und setzte sich trotzdem alle paar Meter auf den Boden, stand auf und ging weiter.
Aber nach draußen schaffte er es nicht.
Er verlor schon vorher die Kontrolle über seinen Körper und fiel auf den Boden.
Vage bekam er noch mit, wie ihn starke Hände aufhoben und ihn auf eine Trage legten.
Dann war schon wieder mal alles in der Schwärze versunken.

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Drei Wochen später:

"So ist das." Leises Gelächter tönte durch die Tür zu Yamino durch.
Sie holte tief Luft und klopfte an.
Als ein "Herein!" ertönte, öffnete sie die Tür und fand einen lachenden blonden Jungen und einen erröteten Aoba vor.
"Ach, Yamino." Aoba stand auf und ging zu ihr. "Du bist schon hier?"
"Ja." Sie lächelte schüchtern und musterte die Verbände um seine Stirn und unterhalb seiner Handgelenke. "Du meintest, alles wäre verheilt..."
"Ist es auch zum Großteil. Aber manche Stellen bluten noch ab und zu."
"Verstehe..."
Sie schwiegen eine Weile, während sie so voreinander standen und keiner die richtigen Worte fand, ein neues Gespräch aufzubauen.
Auf einmal begann Yamino zu zittern.
"Yamino! Ist alles in Ordnung?" Aoba sah sie besorgt an.
Yamino antwortete nicht sofort, überbrückte die letzten Zentimeter, die sie trennten und fiel in seine Arme.
Dort begann sie zu weinen.
Aoba zögerte noch einen Moment, dann legte er seine Arme um sie und drückte sie an sich. "Was ist los, Yamino?"
Sie schniefte und drückte ihn fester an sich. "Ich bin einfach so froh, dass es dir wieder gut geht!"
Aoba lächelte leicht und hob eine Hand, um ihr beruhigend über die rosa-rot gefärbten Haare zu streichen.
Eine Erwiderung fiel ihm nicht ein.

Singing SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt